Frankfurt am Main – Vor drei Jahren wurde Prof. Ingo Diehl an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (HfMDK) zum neuen Dekan des Fachbereichs 3 (Darstellende Kunst) gewählt. Im Frühjahr 2012 erhielt er den Ruf für die Professur für zeitgenössische Tanzvermittlung an die HfMDK. Nach Ablauf seiner Amtszeit und der Übernahme des Präsidentenamtes an der Hessischen Theaterakademie (HTA) hat der Fachbereich nun einstimmig Prof. Jan-Richard Kehl, den Ausbildungsdirektor für Gesang/Musiktheater zum neuen Dekan gewählt. Der Regisseur und Professor für Szenischen Unterricht übernimmt damit ab sofort die Leitung des Fachbereichs der Darstellenden Künste an der HfMDK.
In einer unaufdringlichen, aber doch nachdrücklichen Weise hat Prof. Ingo Diehl seit 2015 die Geschicke des Fachbereichs gelenkt. Dialog und Interdisziplinarität bildeten dabei die Leitbegriffe seiner Tätigkeit. So waren ihm Kollaborationen und die strukturelle wie inhaltliche Positionierung des Fachbereiches ein großes Anliegen. Daneben hat Ingo Diehl immer wieder die Begegnung zwischen den Ausbildungsbereichen und Studiengängen der Darstellenden Kunst (Gesang/Musiktheater, Schauspiel, Szene, Zeitgenössischer und Klassischer Tanz sowie MA CoDE und Theater- und Orchestermanagement) aber auch über den Fachbereich hinaus mit allen Sparten der Hochschule gesucht und Themen wie die Künstlerische Forschung oder Inklusion/Diversität voran getrieben. Ingo Diehl engagiert sich für die HfMDK weiterhin als Studiengangleiter und positioniert den MA CoDE (Master of Contemporary Dance Education) in einem internationalen Netzwerk mit Universitäten und Veranstaltungshäusern. Im Februar trat er zudem die Nachfolge von Prof. Heiner Goebbels als neuer Präsident der HTA (Hessische Theater Akademie) an.
Der neue Leiter des Dekanats FB 3, Prof. Jan-Richard Kehl, sieht schon folgende konkrete Aufgaben für die nächsten drei Jahre vor sich: „Zunächst danke ich Ingo Diehl ganz herzlich für seine ausgesprochen engagierte und sehr reflektierte Amtszeit als Dekan, die zur Bereicherung des gesamten FB 3 beigetragen hat. Ansonsten stehen natürlich auch weiterhin brisante Themen im Dekanat an: auf formaler Ebene beispielsweise die Akkreditierung dreier Studiengänge und damit verbunden die aktuelle Überarbeitung der entsprechenden Prüfungsordnungen; auch die Begleitung von vier Verfahren zur Neubesetzung von Professuren steht im Moment im Mittelpunkt. Besonders wichtig ist für uns auch die Entwicklung des ersehnten Hochschulneubaus auf dem geplanten Kulturcampus; hier wollen wir weiterhin durch entsprechende Projekte und Aktivitäten immer wieder die einzigartigen Chancen und Perspektiven dieses Vorhabens lebendig halten und in die Öffentlichkeit tragen. Darüber hinaus müssen wir uns gerade als Lehrende mit der aktuellen „me too-Debatte“ aktiv auseinandersetzen. Und nicht zuletzt freue ich mich schon auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit unserem neu gewählten Präsidenten Prof. Elmar Fulda. Ich möchte nach wie vor meine Ohren für die Studierenden offenhalten und die Interdisziplinarität vor allem in der Darstellenden Kunst weiterentwickeln – in diesem Zusammenhang die Gemeinsamkeiten pflegen, aber auch die Unterschiedlichkeiten wahrnehmen und als Chance eines vielgestaltigen Miteinanders nutzen.“
Prof. Ingo Diehl, Prof. Ingo Diehl, Studiengangsleiter von MA CoDE und Präsident der Hessischen Theaterakademie. Er studierte Bühnentanz und Tanzpädagogik und war als Tänzer, Choreograf, Trainingsleiter und choreografischer Mitarbeiter u. a. beim Tanzforum Köln, Tanztheater Bremen und Island Ballett in Reykjavik und verschiedenen Festivals tätig. Neben praxisbezogenen Vorträgen und Lehraufträgen an verschiedenen internationalen Hochschulen und Universitäten publiziert er regelmäßig Fachartikel. Ingo Diehl war verantwortlich für alle Bildungsfragen und die Gesamtkonzeption der Ausbildungsprojekte bei Tanzplan Deutschland, u.a. initiierte und moderierte er seit 2005 den Austausch der Ausbildungsinstitutionen für Tanz sowie Tanzpädagogik in Deutschland. Als künstlerischer Leiter entwickelte er gemeinsam mit Bettina Masuch in 2008 die „1. Biennale Tanzausbildung/Tanzplan Deutschland“ und leitete das Forschungsprojekt „Tanztechniken 2010 – Tanzplan Deutschland“. In 2011 gründete er die gemeinnützige Unternehmergesellschaft DIEHL+RITTER und entwickelte die Förderfonds zum TanzErbe und Tanzpartnerschaften – eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes die er bis zu seiner Berufung an die HfMDK in Frankfurt im Frühjahr 2012 gemeinsam mit Madeline Ritter leitete. Seit seinem Wechsel an die HfMDK baut er als Professor für zeitgenössische Tanzvermittlung ein weites internationales Netzwerk mit Universitäten und Veranstaltungshäusern auf, indem er den MA CoDE (Master of Contemporary Dance Education) zukunftsorientiert positioniert.
Von April 2015 bis Juni 2018 war er Dekan im Fachbereich für Darstellende Kunst. Er ist Gründungsmit- glied des Bundesverband Tanz in Schulen, Initiator der Ausbildungskonferenz Tanz, seit 2009 Mitglied des Fachausschusses Kunst Musik und Gestaltung bei dem Akkreditierungsinstitut ACQUIN e. V., Gutachter für Akkreditierungen und teil der Arbeitsgruppe Ausbildung im Rahmen der Motion Bank/The Forsythe Company. Auch seine Aktivitäten in den Kuratorien des Tanztreffen der Jugend vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und Take Off Junger Tanz am Tanzhaus NRW sowie die Beratertätigkeit für den deutschen Tanzkongress – der Kulturstiftung des Bundes und für internationale Tanzausbildungen dienen der überregionalen Platzierung des MA CoDE und der Sichtbarkeit unserer Hochschule.
Prof. Jan-Richard Kehl, geboren und aufgewachsen in Leipzig, studierte Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin und gleichzeitig Musikwissenschaft an der Humboldt- Universität zu Berlin. Regiekurse bei Willy Decker, Götz Friedrich, Christine Mielitz und Peter Konwitschny sowie die zweimalige Teilnahme an Internationalen Meisterkursen für Opernregie bei Ruth Berghaus vervollkommnen seine Ausbildung.
Als Hospitant und Assistent war er an den Theatern von Basel, Köln und Leipzig tätig (u. a. bei Willy Decker und Peter Konwitschny), bevor er selbst als freiberuflicher Regisseur an verschiedenen Häusern arbeitete.
Von 2006 bis 2010 erneuerte er als Operndirektor am Schleswig-Holsteinischen Landestheater die Musiktheatersparte programmatisch in einem zeitgenössischen Kontext. Zuvor, von 1997 bis 2003 war er als Chefregisseur sowie leitender Regisseur an den Häusern von Bautzen und Görlitz engagiert. Jan-Richard Kehl hat durch eine Vielzahl spannender Inszenierungen auf sich aufmerksam gemacht, die sich nicht nur durch handwerkliches Geschick, sondern auch durch stilsichere und zugleich zeitgemäße Interpretationen auszeichnen.
Die Palette seiner Regiearbeiten ist weit gespannt. Von Wagners LOHENGRIN über Bergs WOZZECK umfasst sie ein breites Repertoire auch von der Barockoper bis zum Musical.
Zu den wichtigsten der bisherigen Inszenierungen Kehls gehören weiterhin die Opern DON GIOVANNI und JOSEPH SÜß(Glanert), HERZOG BLAUBARTS BURG und DOKTOR FAUST, RUSALKA und LA TRAVIATA, MANON und I MASNADIERI, XERXES und DAFNE(Bontempi), die Operetten IM WEISSEN RÖSSL, GIUDITTA und FLEDERMAUS sowie die Musicals KUSS DER SPINNENFRAU und CITY OF ANGELS.
2007 wurde er mit seiner Inszenierung TOSCA als bester Regisseur im Jahrbuch der Zeitschrift OPERNWELT vorgeschlagen. Im selben Jahr inszenierte er DIE LUSTIGE WITWE am Münchner Gärtnerplatztheater. In der Spielzeit 2008/09 konnte er durch seine Inszenierungen von TANNHÄUSER und Charpentiers LOUISE überregional auf sich aufmerksam machen.
Für den TANNHÄUSER erhielt er 2009 eine Nominierung zum Deutschen Theaterpreis –
DER FAUST für die beste Regie.
Seit dem Sommersemester 2013 unterrichtete er an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, an der er zum Wintersemester 13/14 eine Professur für Szenischen Unterricht angetreten hat. Zugleich übernahm er die Ausbildungsdirektion der Gesangsabteilung. Ab Juni 2018 leitet er als Dekan den Fachbereich der Darstellenden Kunst an der HfMDK.