Edenkoben – Schlagzeilen über zu viel Nitrat im Grundwasser Deutschlands und über hohe Nitratwerte in Gemüseanbaugebieten in der Pfalz machten in den vergangenen Wochen die Runde in der Presse.
Probleme, die bekannt sind und die viele Wasserversorger zum Anlass nahmen, Kooperationsprojekte mit der Landwirtschaft ins Leben zu rufen. Zur „Vermeidung von Nitrat im Grundwasser“ besteht seit 2016 solch eine Kooperation auch zwischen Winzern, Landwirten und den Verbandsgemeindewerken. Im Kooperationsgebiet sind landwirtschaftliche Flächen im Einzugsgebiet der Tiefbrunnen der Verbandsgemeindewerke. Beteiligt am Kooperationsprojekt Wasserschutz sind insgesamt 19 Betriebe im Bereich Weinbau und Landwirtschaft aus Edesheim, Großfischlingen und Venningen – mit rund 120 Hektar sind dies mittlerweile über 50 Prozent aller Weinbau- und landwirtschaftlich genutzten Flächen.
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, so Werkleiter Martin Hanke. Das sieht auch Susanne Gronimus von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz so: „Kooperationsprojekte im Trinkwasserschutz sind ein guter Weg um den Interessen der Landwirte und denen des Trinkwasserschutzes gerecht zu werden. Nur so können Erkenntnisse für die Zukunft gewonnen werden, die auch für die Flächen außerhalb von Wasserschutzgebieten wichtig sind“. Durch die beteiligten Winzer und Landwirte wirkt sich dies bereits jetzt auch auf die Flächen außerhalb der Kooperationsprojekte aus. Obwohl die Kooperation in Edenkoben erst seit knapp zwei Jahren läuft, gibt es jetzt bereits erste Verbesserungen – sowohl für den Grundwasserschutz als auch Einsparungseffekte für die beteiligte Winzer und Landwirte. Trotzdem wird es noch einige Jahre dauern, bis sich die Maßnahmen nachhaltig positiv auf die Grundwasserqualität auswirken, betont Hanke.
Was bisher geschah
Bei einer Inventur der Nährstoffversorgung der Böden wurden auf den Kooperationsflächen Bodenproben entnommen und analysiert. Im Juni wurden in den Weinbergen sogenannte Blattstiel-Nitrat-Tests durchgeführt, mit denen die Stickstoffversorgung der Reben bestimmt werden kann.
29 Prozent der Fläche (grün) liegt im optimal versorgten Bereich. Bei 20 Prozent der Flächen (grau) liegt eine Unterversorgung vor und 51 Prozent der Weinbergsflächen (gelb und rot) sind mit Nitrat überversorgt.
Ergebnisse des Blattstiel-Nitrat-Tests in den Weinbergsflächen:
Mit den Erkenntnissen aus den Bodenanalysen und den Blattstiel-Nitrat-Tests führte das DLR bereits Gespräche mit den Weinbaubetrieben. Das DLR berät die Winzer was in diesen Fällen zu tun ist, damit auf der einen Seite die Reben optimal versorgt werden und auf der anderen Seite das Grundwasser vor Einträgen geschützt ist. Dadurch konnte bereits sehr effizient die Überversorgung von Böden erkannt und künftig vermieden werden. Die Winzer leisten durch die Vermeidung von Nitrat-Überschüssen nicht nur einen erheblichen Beitrag zum Grundwasserschutz, sondern sparen auch Düngemittelkosten ein.
Die Wasserschutzberatung RLP, dessen Weinbau- und Ackerbauberater an den Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR) in Neustadt und Oppenheim im Auftrag des Landes tätig sind, haben den Hauptanteil der Arbeit für das Kooperationsprojekt.
Der nächste Schritt
In ausgewählten Flächen im Kooperationsgebiet werden nach der Weinlese sogenannte Saugkerzen eingebracht. Mit den Saugkerzen wird es möglich sein, das versickerte Wasser unterhalb der Wurzelzone zu erfassen und auf Nitrat zu analysieren. Also das Wasser, welches später das Grundwasser bildet und zur Trinkwasserversorgung dienen wird.
Förderung vom Land
Die Kooperationsmaßnahmen werden vom Land in erster Linie durch die Einrichtung der Wasserschutzberatung an den DLR gefördert. Weiterhin werden zum Beispiel Grundwassermessstellen, die gebohrt werden müssen, direkt über Fördergelder vom Land gefördert. Die Regionalstelle Wasserwirtschaft der SGD Süd in Neustadt ist hierbei für die Genehmigung und fachliche Umsetzung der wasserwirtschaftlichen Maßnahmen und der förderrechtlichen Kriterien mit eingebunden. Die laufenden Kosten können von den Verbandsgemeindewerken Edenkoben mit den Aufwendungen für den sogenannten Wassercent verrechnet werden. Der Wassercent ist eine Abgabe von rund sieben Cent/Kubikmeter, welche die Wasserversorger für die Grundwasserentnahme an das Land entrichten müssen. Bei den Verbandsgemeindewerken Edenkoben sind dies rund 70.000 Euro/Jahr.