Heidelberg – Bereits aus weiter Ferne ist das Schnattern der Flamingos zu hören. Auf dem großen See im Zoo Heidelberg sitzen die Kuba-Flamingos dicht zusammen auf und um die kleine Insel und bilden einen orange-roten Blickfang. Dazwischen kann man mit etwas Glück den ersten Nachwuchs entdecken – die grauweißen Küken staksen noch etwas ungeschickt zwischen den erwachsenen Tieren umher. Auf den kegelförmigen Schlammnestern brüten noch weitere Paare dicht beieinander. Trotz des scheinbar begrenzten Platzangebots ist der Standort gut gewählt, denn dort sind sie ungestört und sicher vor vermeintlichen Fressfeinden.
Vor ein paar Tagen schlüpften bereits die ersten Flamingoküken. Allerdings sehen sie noch ganz und gar nicht wie die langbeinigen hübschen rosafarbenen Vögel aus. Sie sind grauweiß, flauschig mit kräftigen kurzen Beinen. Inzwischen erkunden sie bereits die Umgebung der Nester und wagen die ersten Schritte im Wasser. Für die Eltern gibt es nun richtig viel zu tun, denn die Kleinen wollen unentwegt gefüttert werden. Die Küken werden mit einer speziellen Nährflüssigkeit, der sogenannten Kropfmilch, gefüttert. Ähnlich wie bei Tauben und Pinguinen wird diese von den Elterntieren in der Speiseröhre gebildet. Eine Besonderheit ist, dass diese Flüssigkeit zusätzlich mit Eigenblut der Elterntiere angereichert wird, wodurch der Nährwert verstärkt wird.
Noch tapsen die Kleinen teils auch etwas ungeschickt umher und fallen dabei schon mal vom kegelförmigen Nest. Es ist dann nicht immer leicht für die Küken, auf der rutschigen Oberfläche mit den großen Füßen wieder Halt zu finden. Doch die fürsorglichen Eltern finden ihren Nachwuchs in der großen Kolonie immer wieder und füttern die Jungtiere auch außerhalb des Nestes. Die Schnabelform des Nachwuchses ist noch nicht komplett ausgebildet, aber bald werden auch die Jungtiere den typisch abgeknickten Seihschnalbel haben, um gemeinsam mit den erwachsenen Flamingos das Wasser zu filtern.
Dieses stetige Wasserfiltern dient der Nahrungsaufnahme bei den Flamingos: Der Schnabel wird gefüllt, das Wasser läuft wieder heraus und Plankton und kleine Insekten verbleiben im Schnabel. In Ihrer Heimat nehmen Flamingos beim Filtrieren des Wassers kleine Krebse zu sich. Der Farbstoffe der Krebse (Carotinoide) wird in der Leber der Tiere umgewandelt und im Federkleid eingelagert. Dies sorgt nach einer gewissen Zeit für die charakteristische Farbe. Daher ist das Gefieder der neugeborenen Flamingos auch noch weiß. So sind die Jungtiere auch noch im Herbst, wenn sie ihren Eltern in der Größe in nichts mehr nachstehen werden, weiterhin an dem grauen Gefieder zu erkennen. Im Wasser des Sees im Zoo Heidelberg leben ebenfalls Krebse, aber in geringerer Menge. Hier werden zusätzlich spezielle Futterpellets im Wasser aufgelöst, die ergänzend für die typische Gefiederfarbe sorgen.
Übrigens obliegt die Aufzucht der Küken bei den Flamingos beiden Elternteilen, wobei je Paar nur ein Ei pro Jahr gelegt wird. Sowohl beim Brüten als auch beim Füttern wechseln sich Mutter und Vater immer wieder ab. Als Kolonienbrüter profitieren die Tiere bei der Aufzucht der Jungen von der Gruppe. Die Kleinen schließen sich später zu Gruppen zusammen und werden von verschiedenen Altvögeln betreut. In Heidelberg sitzen noch einige Flamingo-Paare auf ihren Gelegen. Vielleicht können die Zoobesucher bald eine ganze Kükenschar auf der Anlage beim Umherstaksen beobachten, die mehr oder weniger geschickt den typischen „Ein-Bein-Stand“ üben.