Landau / Stromberg – Jetzt werden die Bienenvölker wieder auf den Hänger geladen. Die Imkerinnen und Imker nehmen mit ihren Bienen Abschied aus dem Pfälzerwald und ziehen weiter – bis zum nächsten Jahr, wenn die Edel-Kastanie wieder blüht. Jetzt heißt es erstmal: Honig ernten! Weil die Edel-Kastanie – anders als etwa Obstbäume – recht spät blüht, konnten die Bienen vor dem Winter noch einmal richtig viele Vorräte sammeln.
Wegen der reichen Kastanienblüte kommen jährlich zahlreiche Imkerinnen und Imker in den Pfälzerwald, um dort tausende Bienenvölker aufzustellen. Aber wie kommt man mit tausenden von Bienen in den Wald? Mit dem Autoanhänger und einem Förster, wie Siegfried Weiter vom Forstamt Haardt. Er kennt sich aus im Pfälzerwald und weiß, wo die Imkerinnen und Imker entlang fahren können – denn tragen kann man so ein Bienenvolk nur schwer. So ein Kasten kann schon mal einen Zentner auf die Waage bringen. Was der Förster auch weiß: wo es den besten Parkplatz für die Bienen gibt. Also, wo die Bienen ungestört fliegen und die Waldbesucherinnen und Waldbesucher ungestört spazieren können. Diese „Parkplätze“ leeren sich nun langsam.
Futter für die Bienen: Försterinnen und Förster sorgen für viele Edel-Kastanien
Denn jetzt, wo die Blüte bald vorbei ist, kommen die Imkerinnen und Imker wieder an den Haardtrand, um ihre Völker abzuholen. Und mit ihnen den Honig. „Sammeln müssen die Bienen alleine. Wir Imker kümmern uns darum, dass sie auch etwas zum Sammeln finden. Weil die Blütenvielfalt auf dem Land oft sehr gering ist, wandern wir mit unseren Bienen von Tracht zu Tracht, also immer dem Futter hinterher“, so Imker Frank Mikley, dessen Bienen vor ein paar Wochen noch auf der Schwäbischen Alb standen. Dort blühte der Raps. „Deshalb bin ich froh, dass uns die Forstleute dabei unterstützen und dafür sorgen, dass es hier so viele Edel-Kastanien gibt“, so der Imker.
„Auch für den Wald ist der diesjährige Baum des Jahres wichtig“, sagt Förster Weiter: „Die Edel-Kastanie kommt gut mit immer wärmer werdenden Temperaturen zurecht und liefert wertvolles Holz. Daraus entstehen zum Beispiel Rebpfähle und hochwertige Möbel, die man auch im Außenbereich verwenden kann, weil das Holz sehr dauerhaft ist. Außerdem bietet sie vielen Tieren Lebensraum und sie prägt das Landschaftsbild der Pfalz.“
Forstleute helfen Insekten zu schützen
Der Förster aus dem Forstamt Haardt betreut jährlich rund 15 bis 20 Imkerinnen und Imker mit insgesamt circa 300 Völkern. Die meisten kommen aus einem Umkreis von etwa 70 Kilometern. Auch ein Imker aus der über 600 Kilometer entfernten Schorfheide ist dabei. „Am Haardtrand, wo viele Edel-Kastanien blühen, sind es wohl 10.000 Völker“, so Weiter.
Der Förster überprüft unter anderem, dass die Imkerinnen und Imker ein tierärztliches Zeugnis vorlegen können, um sicher zu gehen, dass die Bienen gesund sind und sich nicht gegenseitig mit Krankheiten, wie der Faulbrut, anstecken. „Alles in Ordnung“, gibt der Förster bekannt. Eine Gebühr für den Standplatz verlangt er nicht. „Wir Forstleute wollen so einen Beitrag zum Insektenschutz leisten. Es ist doch schön, wenn hier alles summt und brummt“, sagt er. „Und bei uns im Staatswald werden die Bienen nicht mit Pestiziden belastet – solche setzen wir nämlich nicht ein. Das garantiert unsere FSC-Zertifizierung, die nachhaltige Forstwirtschaft ohne chemische Spritzmittel vorschreibt.“
Die Blüte der Edel-Kastanie hat dieses Jahr rund zehn Tage früher als üblich eingesetzt und verspricht eine ergiebige Ernte. Bis zu 25 Kilo Honig kann ein einziges Volk aus der Kastanie einbringen. Dazu kommt noch der Pollen. „Der ist vor allem für die Brut wichtig. Denn er besteht aus Eiweiß und das brauchen die Bienenlarven zum Fressen. So kann sich das Volk vor dem Winter noch einmal richtig gut entwickeln und viele Nachkommen heranziehen“, erklärt der Imker. „Wir kommen mit unseren Völkern aus Bretten, Pforzheim und Weissach im Tal – und das schon seit über zehn Jahren. Die Edel-Kastanie ist eine der letzten Blütentrachten im Jahr. Obstbäume oder die Robinie sind schon vor Wochen verblüht, aber hier bei der Edel-Kastanie fanden die Bienen nochmal viel Nahrung“, sagt er.