Kaiserslautern – Die ersten Pfälzer Tabakpflanzer haben mit der Tabakernte begonnen. Trotz witterungsbedingten Verzögerungen durch Frost bei der Jungpflanzenanzucht sowie niedrige Temperaturen, Überschwemmungen und Hagel konnte das Wachstumsdefizit überwiegend kompensiert werden.
Die meisten Tabakanbauer beginnen jedoch erst eine Woche später mit der Ernte, da die Saisonarbeitskräfte noch nicht in allen Betrieben zur Verfügung stehen. In den früh gepflanzten Beständen werden die ersten drei Blätter der Zigarettensorte Virgin geerntet und in den speziell dafür geeigneten Öfen getrocknet. Diese Sortengruppe wird in der Pfalz zu über 95 Prozent angebaut. Den Rest bildet die Zigarrensorte Badischer Geudertheimer, die lange Zeit die traditionelle Sorte für die hiesige Region darstellte. Die Anbaufläche bewegt sich mit knapp 500 Hektar annähernd auf gleichem Niveau wie im Vorjahr.
„Die Bestände stehen, abgesehen von den Teilflächen, die durch Hagel und Überschwemmungen in Mitleidenschaft gezogen wurden, noch homogen und vital und lassen eine gute Ernte erwarten“,
schätzt Egon Fink, der Tabakbausachverständige des Bezirksverbands Pfalz, die Lage ein.
„Allerdings könnten wir jetzt mal wieder Regen brauchen, damit die Pflanzen kontinuierlich durchwachsen und abreifen können“,
ergänzt er. Auch wenn fast alle Betriebe über Beregnungsanlagen verfügen, könnten diese die natürlichen Niederschläge nicht dauerhaft ersetzen.
Nach wie vor sind in der Pfalz drei verschiedene Produktionsrichtungen im Anbau. Neben der konventionellen Produktion, die sich an den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte orientiert, gibt es eine nachhaltige Wirtschaftsweise, die sich durch eingeschränkten, umweltschonenden Pflanzenschutz und weitere naturnahe Maßnahmen, wie etwa Blühstreifen um die Tabakfelder und eine ausgewogene Fruchtfolge, auszeichnet. Schließlich nimmt die Bio-Tabakproduktion, die auf Basis der EU-Ökoverordnung praktiziert wird, einen nicht unerheblichen Teil der Anbaufläche ein. Da die meisten der 38 Betriebe zwei Produktionsrichtungen im Anbau haben, stellt dies höhere fachliche Ansprüche an die Pflanzer und die Beratung dar. Bislang konnten diese Anforderungen durchweg erfüllt werden, doch in den beiden letzten Jahren sind die Ansprüche an äußerer und innerer Qualität, also an Farbe und Blattstruktur sowie Nikotin- und Zuckergehalt, nochmals gestiegen. Insbesondere bei den Rückständen der erlaubten Pflanzenschutzmittel zeigt die Käuferschaft bei allen Produktionsverfahren zunehmende Sensibilität.
„Wenn man bedenkt, dass sich die Erlöse pro Hektar seit den 1970er Jahren nicht erhöht haben, so lässt sich erahnen, welch hohe Kosteneinsparungen im Anbau realisiert wurden“,
stellt Fink fest. Als Beispiel führt er auf, dass der Arbeitsaufwand im Virginanbau von knapp 700 Stunden pro Hektar auf aktuell rund 425 Stunden gesunken sei. Mit einer flächendenkenden Einführung der Vollerntertechnik ließe sich noch deutlich mehr Arbeitszeit einsparen, meint er.
„Jedoch war es mit diesem System nicht möglich, die hohen Qualitätsansprüche zu erfüllen.“
So erfolge die Ernte ausschließlich in Handarbeit durch vorwiegend osteuropäische Saisonarbeitskräfte.
„Sofern auch in Zukunft die Qualität durch die Käuferschaft entsprechend honoriert wird, behält der Tabakanbau in der Pfalz auch in Zukunft seinen Stellenwert“,
davon ist er überzeugt.