Frankfurt am Main – FrankfurtRheinMain ist und bleibt eine Wachstumsregion: „Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung vorgelegt. Seit dem Jahr 2000 sind etwa 328.000 neue Jobs entstanden. Und das mitnichten nur in den Kernstädten der Metropolregion. In allen 25 Kreisen und kreisfreien Städten ist die Zahl der Beschäftigten in den Jahren zwischen 2000 und 2017 gewachsen“, erläutert Prof. Dr. Mathias Müller, Präsident der IHK Frankfurt am Main. „Die äußerst positive Entwicklung der letzten vier Jahre mit jährlichen Wachstumsraten von über zwei Prozent wird sich nicht fortsetzen können. Nimmt man jedoch an, dass sich das Wachstum nur halb so stark fortsetzt wie seit der Jahrtausendwende, wären Ende 2030 dennoch fast 2,5 Millionen sozialversicherungspflichtig in der Region beschäftigt.“ Zur Zeit sind in der Metropolregion FrankfurtRheinMain etwa 2,3 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Die wachsende Zahl der Stellen macht die Metropolregion zu einem attraktiven Wohn- und Arbeitsort. Aktuell leben mehr als 5,7 Millionen Menschen in der Metropolregion. Nach den Prognosen der Statistischen Landesämter werden es 2030 mehr als 5,9 Millionen sein.
Im Zuge der Wachstumsdynamik entwickelt sich der Fachkräftemangel zu einem Bremsklotz für die ausgesprochen positive Beschäftigungsentwicklung und einem Risiko für die Unternehmer. „Aktuell fehlen laut dem PERFORM-Fachkräftemonitor bereits 163.000 Fachkräfte. Bis zum Jahr 2030 kann diese Lücke auf rund 250.000 Fachkräfte anwachsen. Vor allem beruflich Qualifizierte fehlen. Auch deshalb setzen sich die Kammern in der Metropolregion für die Förderung der Berufsausbildung ein. Die duale Ausbildung ist und bleibt eine lohnenswerte Alternative zum Studium mit hervorragenden Zukunftsaussichten“, so Prof. Dr. Müller weiter.
Für die dringend benötigten Fachkräfte fehlt jedoch bereits heute vielerorts Wohnraum – und diese Situation wird sich noch verschärfen. Laut Hochrechnungen werden 2030 im IHK-Bezirk Frankfurt am Main knapp 75.000 Wohnungen fehlen; im hessischen Teil der Metropolregion rund 130.000 Wohnungen. Daneben fehlen den Unternehmen zunehmend bezahlbare Gewerbeflächen mit guter Infrastrukturanbindung. „Wir sehen die Interessenskonflikte, wenn es um die Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum geht. Das ist aus jeder individuellen Perspektive auch zu verstehen. Aber wir kommen nicht um die Aktivierung bestehender Flächen und die Ausweisung neuer Baugebiete in Frankfurt und der Region herum. Eine Fortführung der Bautätigkeit auf dem Niveau der zurückliegenden Jahre wird bis 2030 zu einem hohen Fehlbedarf an Wohnungen führen“, so Prof. Dr. Müller. „Wir erleben in der Debatte um potenzielle Wohnquartiere gerade, dass die einzelnen Projekte gegeneinander ausgespielt werden – die Zahlen aber zeigen, wir brauchen sie alle. Sowohl einen neuen Frankfurter Stadtteil an der A5 als auch ein Wohngebiet am Main-Taunus-Zentrum: alle Projekte dieser Art müssen weitergedacht und verwirklicht werden. Die Menschen kommen zu uns und wir müssen sie unterbringen. Die Zukunftsfähigkeit unserer Unternehmen und mit ihnen der Wohlstand der Region hängen davon ab.“
In diesem Zusammenhang fordert der IHK-Präsident die Landesregierung dazu auf, die pauschale Festlegung im Landesentwicklungsplan Hessen von jeweils 400m-Abständen auf beiden Seiten von Hochspannungsleitungen zu überdenken. „Wie ist die Landesplanung auf diesen Wert gekommen? Hier fehlt die Begründung. Projektbezogene Gutachten und fallbezogene Schutzlösungen wären ein besserer Weg als pauschale Abstände. Diese nehmen Kommunen wichtige Flächenentwicklungsmöglichkeiten.“
Auch die Regierung in Berlin sieht der IHK-Präsident gefragt: „Metropolregionen sind die Wirtschaftsmotoren in Deutschland, daher ist auch die Bundesregierung gefordert, Planungsgrundlagen zu schaffen, die dem metropolitanen Raum gerecht werden. Deshalb brauchen auch Wachstumsregionen Unterstützung, um die daraus entstehenden Herausforderungen bewältigen zu können. Sowohl Wohn- als auch Infrastrukturprojekte müssen schneller und mit weniger bürokratischen Hürden umgesetzt werden, beispielsweise durch den Erlass von Planungsbeschleunigungsgesetzen.“
Neben den Menschen, die in die Region ziehen, steigt auch der Anteil derjenigen, die innerhalb der Metropolregion zwischen Arbeitsplatz und Wohnort pendeln. Die Pendlerverflechtungen sind in der Region besonders stark ausgeprägt und nehmen stetig zu. Nur 20 Prozent der Beschäftigten in der Metropolregion arbeiten nicht in FrankfurtRheinMain, sondern außerhalb. Die Zahl der Auspendler, die in den Kreisen der Metropolregion leben, ist alleine zwischen 2013 und 2017 um 13 Prozent gestiegen, die Zahl der Einpendler im gleichen Zeitraum um elf Prozent. Die Verkehrsinfrastruktur stößt jedoch bereits heute an ihre Kapazitätsgrenzen. „Schon heute sind die Straßen in der Metropolregion FrankfurtRheinMain oft überlastet. Erreichbarkeit ist nicht nur für Unternehmen, sondern auch für die Mitarbeiter und für den Warentransport ein essentieller Standortfaktor“, so Prof. Dr. Müller. „Entlastung bringt nur das Vorantreiben der geplanten Schienenausbauprojekte. Der Bau der Regionaltangente West (RTW), die Verlängerung der S5 nach Usingen, der Ausbau der Nordmainischen S-Bahn sowie der S6 nach Friedberg, die Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim und der Aus- und Neubau der Strecke Frankfurt-Hanau-/Fulda – diese Bauprojekte müssen als Maßnahmenpaket begriffen werden, die ihre volle Wirkung nur gemeinsam entfalten. Wir dürfen auch nicht davor zurückscheuen, weiterzudenken. Ein Schienenring um Frankfurt ließe sich aus der RTW als erstem Element gut entwickeln. Wir fordern von der Politik eine baldige Realisierung der Infrastrukturprojekte.“
Der IHK-Präsident fasst zusammen: „Die Themen Verkehr und Fläche können nur gemeinsam und abgestimmt in interkommunaler und länderübergreifender Zusammenarbeit gelöst werden.“