Heidelberg – Polio, besser bekannt als Kinderlähmung, ist weltweit auf dem Rückzug. Doch trotz aller Anstrengungen berichtet die Weltgesundheitsorganisation weiterhin über Regionen, in denen es zu Erkrankungen kommen kann.
Meist verläuft eine Erkrankung ohne Krankheitszeichen, doch in 1 von 100 Fällen kommt es zu schwerwiegenden Lähmungen und gelegentlichen Spätkomplikationen. Nicht nur das Schicksal des ehemaligen amerikanischen Präsidenten, Franklin D. Roosevelt, wird nur noch selten mit dieser Erkrankung in Verbindung gebracht. „Auch die Bilder der Eisernen Lunge, einem Beatmungsgerät, und der Satz „Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam“ sind in Deutschland in Vergessenheit geraten“, erläutert Dr. Andreas Welker, Arzt im Gesundheitsamt des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis, das auch für den Stadtkreis Heidelberg zuständig ist.
Zur Einschätzung des Risikos der Weiterverbreitung eines eingeschleppten Poliovirus in der Bevölkerung erfragt die Weltgesundheitsorganisation jährlich die Impfquote eines Landes.
Die Auswertung der Impfquoten der kassenärztlichen Vereinigung – KV Impfsurveillance – zeigt, dass die Impfquote des Geburtsjahrgangs 2014 in Baden-Württemberg mit 93,1 Prozent im Bundesländervergleich am niedrigsten liegt. Die Polioimpfraten der Einschulungsuntersuchung im Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg liegen aktuell bei über 90 Prozent (2012: 94,1 %; 2013: 95,7 %; 2014: 95,3 %; 2015: 93,8 %; 2016: 92,6 %; 2017: 92,4 %).
Die Polioimpfung mit einem inaktiviertem Polio-Impfstoff (IPV) wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Säuglinge, Kinder, Jugendliche und zur Auffrischung für Erwachsene mit besonderen Risiken empfohlen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, bei Personen mit fehlender oder unvollständiger Impfung gegen Kinderlähmung diese zu vervollständigen bzw. nachzuholen. Zwar war die letzte in Deutschland erworbene Kinderlähmung durch ein Wildvirus 1990. Die letzten beiden importierten Fälle – aus Ägypten und Indien – wurden 1992 registriert. Da jedoch trotz des weltweiten starken Rückgangs der Polio eine Einschleppung von Polioviren durch Migration und internationalen Reiseverkehr nach Deutschland nicht ausgeschlossen werden kann, ist die Impfung gegen Polio nach wie vor sehr wichtig. „Da nur eine Impfung schützt und nun bald die intensive Reisezeit kommt, empfehlen wir allen Bürgerinnen und Bürgern, ihren Impfschutz zu überprüfen“, sagt Dr. Andreas Welker.
Fragen zur Impfung beantwortet gerne der Hausarzt oder für das Gesundheitsamt Dr. Andreas Welker unter Tel. 06221 522-1837. Die reisemedizinische Beratung des Gesundheitsamtes erreicht man vormittags unter 06221 522-1812.