Karlsruhe – Weil im Landkreis Karlsruhe bereits heute schon mit 190 Kilogramm pro Einwohner eine im Landesvergleich sehr hohe Menge biogener Abfälle über die Grünabfallsammelplätze erfasst wird, hatte sich der Kreistag bislang gegen eine zusätzliche getrennte Erfassung von Bioabfällen ausgesprochen. Nachdem das Umweltministerium Baden-Württemberg angekündigt hatte, den Landkreis dazu notfalls zu verpflichten, hatte das Gremium die Verwaltung beauftragt, verschiedene Varianten einer zusätzlichen Bioabfallsammlung zu untersuchen.
In seiner jüngsten Sitzung, die am 19. Juli in der Pestalozzihalle in Graben-Neudorf stattfand, sprach sich der Kreistag bei drei Neinstimmen und vier Enthaltungen für eine Kombination aus einer freiwilligen Biotonne und einem Bringsystem auf den vorhandenen 69 Grünabfallsammelplätzen aus. Die Haushalte haben dabei die Wahl, ob sie ihre Bioabfälle im eigenen Garten kompostieren, eine zusätzliche Biotonne nutzen oder sie in speziellen Biosäcken sammeln und in dichten Transportbehältern zu den zahlreichen vorhandenen Grünabfallsammelstellen bringen.
Der Kreistag ließ sich bei seiner Entscheidung von mehreren Argumenten leiten:
Das favorisierte Modell ermöglicht es den privaten Haushalten frei zu wählen, wie sie ihre Bioabfälle künftig entsorgen wollen. Die in allen Städten und Gemeinden vorhandenen und bisher sehr gut genutzten Sammelstellen für Grünabfälle und die Kompostierung im eigenen Garten sollen auch in Zunkunft erhalten bleiben. Das zusätzliche Angebot soll hauptsächlich auf die Sammlung der noch im Hausmüll enthaltenen Nahrungs- und Küchenabfälle ausgerichtet werden, die einen relativ hohen Anteil ausmachen und bei steigenden Preisen künftig teuer verbrannt werden müssten, wenn sie nicht getrennt gesammelt werden. Die Kosten für das Kombisystem werden außerdem deutlich günstiger ausfallen als bei einer reinen Biotonne. Die Verwertung des Bioabfalls ist im Rahmen einer sogenannten Kaskadenlösung in Bioabfallvergärungsanlagen vorgesehen, die es in der Region bereits gibt oder die sich im Bau befinden. Dort wird aus dem Bioabfall nicht nur Kompostdünger, sondern auch Biogas erzeugt.
„Das Kombisystem bedeutet größtmögliche Flexibilität und passt in die Ausrichtung des abfallwirtschaftlichen Angebots des Landkreises Karlsruhe, das sich durch ein hohes Maß an Wahlfreiheit, Komfort und Eigenverantwortung der Bürger auszeichnet“, fasste Landrat Dr. Christoph Schnaudigel zusammen.
Nachdem sich der Kreistag jetzt grundlegend auf ein System geeinigt hat, kann mit den weiteren Schritten begonnen werden. Dazu gehört die öffentliche Ausschreibung der Leistungen für die Sammlung und Verwertung der Bioabfälle. Insbesondere muss nun auch ein stimmiges Gebührensystem erarbeitet werden, mit dem festgelegt wird, was die zusätzlichen Angebote kosten werden und das gleichzeitig Anreize schafft, Müll zu vermeiden und möglichst sortenrein zu trennen. „Zum Nulltarif ist die getrennte Erfassung von Biomüll nicht zu haben“, stellte der Landrat fest. Ausgehend von der Prognose, dass mit dem neuen Sammelsystem jährlich 10.700 Tonnen Biogut erfasst werden, belaufen sich die Mehrkosten für das Kombisystem auf rund 2,1 Mio. EUR. Voraussichtlich im Jahr 2020 soll das neue Angebot stehen, wenn alles planmäßig verläuft.