Worms – Wie ist es um das Handwerk in Worms bestellt? Zu einem Austausch trafen sich nun Kreishandwerksmeister Bernd Kiefer und Dirk Egner, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Alzey-Worms, bei Oberbürgermeister Michael Kissel. Im Zentrum des Gesprächs standen die Intensivierung der Zusammenarbeit im Hinblick auf das städtische Ausschreibungswesen – hier soll Dirk Egner künftig die Schnittstelle zwischen Betrieben und Verwaltung bilden und die Betriebe über Ausschreibungen der Stadt informieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Treffens war die so genannte Bildungspartnerschaft, die Oberbürgermeister Kissel zusammen mit der Kreishandwerkerschaft auf den Weg bringen möchte. Vorbild hierfür ist die bereits bestehende Bildungspartnerschaft mit der Industrie- und Handelskammer (IHK). „In Zeiten eines sich verschärfenden Fachkräftemangels bedarf es innovativer Ideen, um junge Menschen für das eigene Unternehmen zu gewinnen. Bildungspartnerschaften zwischen Unternehmen und Schulen sind ein solcher Weg. Sie bringen Schule und Betriebe näher zusammen, beide Seiten profitieren von dieser Zusammenarbeit“, macht der OB deutlich. Vor diesem Hintergrund haben die Stadt Worms und ihre Wirtschaft 2015 die Wormser Bildungspartnerschaft ins Leben gerufen. Dieses Modell soll nun auch im Handwerksbereich eingeführt werden, was bei Kiefer und Egner auf große Zustimmung stößt. „Die berufliche Orientierung ist ein essentieller Aspekt zur Generierung von Nachwuchskräften. Ziel der Bildungspartnerschaft ist es, den Schülern Berufsperspektiven aufzuzeigen, den frühzeitigen Kontakt der Schüler mit den Betrieben zu fördern und sie besser auf die Praxis im Betrieb vorzubereiten“, erläutert der Stadtchef.
Die Stimmung im Handwerk sei derzeit grundsätzlich gut, berichten Kiefer und Egner. Insbesondere die Baubranche sei gut ausgelastet; in anderen Bereichen hingegen, etwa in der Bäcker- oder der Fleischerinnung, bereite der steigende Trend hin zu Vollsortimenter-Supermärkten mit Brot- und Fleischtheke zunehmend Schwierigkeiten. Friseure kämpfen mit in großer Zahl aus dem Boden schießenden „Barber-Shops“.
Ein generelles Problem im Handwerk sei die Betriebsnachfolge, weiß Egner. Auch hier könne die Bildungspartnerschaft ansetzen, ist sich OB Kissel sicher.
Was Kiefer und Egner zudem beobachten können, ist der zunehmende Wandel einzelner Berufsbilder aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung. „Einen Handwerksberuf zu erlernen bedeutet heute nicht mehr zwangsläufig, sich schmutzig machen oder harte körperliche Arbeit verrichten zu müssen“, sind sich Kiefer und Egner einig. Umso wichtiger seien Praktika zur Berufsorientierung, um einen eigenen Eindruck zu erhalten, so Kissel.