Eisenberg – Heißes Eisen erlebte Wirtschaftsminister Volker Wissing bei seinem Besuch in der Nordpfalz. Im Rahmen seiner Sommertour besucht der Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, verschiedene Unternehmen im Land. Diesmal war das Traditionsunternehmen Gienanth GmbH an der Reihe.
Außentemperaturen von über 36 Grad Celcius, hielten den Minister nicht davon ab, hinter die Kulissen der Eisengießerei zu schauen. Obwohl die eigentliche Gießerei zurzeit wegen Instandhaltungsarbeiten steht, wird im Bereich des Handformgusses gearbeitet. Dr. Hans Jürgen Brenninger, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Gienanth, führte den Staatsminister und seine Begleiter aus Kommune, Landkreis und Bund, durch den Betrieb und alle erlebten, wie einer der Motorblöcke bei Gienanth gegossen wurde.
Ausgestattet mit persönlicher Schutzbrille und Schutzhelm staunten die Besucher über die Arbeit in der Handformerei. Während ein Mitarbeiter die Schmelze für den Abguss vorbereitete, wagte der Minister einen Blick in den großen Eisenkübel, in dem fast vier Tonnen flüssiges Eisen war. Die Schweißperlen standen ihm innerhalb kürzester Zeit auf der Stirn. Und dann die entscheidenden Momente: Innerhalb einiger Sekunden goss der Mitarbeiter 1360 Grad heißes Flüssigeisen in die Form, aus der dann ein Zwölfzylinder- Motorblock entsteht.
Die Unternehmensgruppe Gienanth hat neben dem Stammwerk in Eisenberg, auch noch eine Gießerei im bayerischen Schwandorf. Dort ist man spezialisiert auf Motorblöcke mit einem Gesamtgewicht von bis zu 13 Tonnen und verschiedene andere Gussteile für den Maschinenbau.
In Eisenberg hingegen werden im Handformguss ausschließlich Motorblöcke gefertigt, darunter auch einige Neuanläufe von Motoren für zukünftige Anwendungen. In diesem Bereich verließen 2016 noch 900 Tonnen pro Monat das Werk, im Folgejahr schon 1100 Tonnen und aktuell 2200 Tonnen. Dieses Marktsegment boomt überall in der Welt und Gienanth hat mit diesen Produkten eine wichtige Rolle. „Allein für den USA Markt sind die Bedarfe der verschiedenen Motorenbaureihen, zwischen 30 und 60 Prozent angestiegen“, betonte Dr. Brenninger bei seiner Präsentation. Auch im Bereich Maschinenformguss hat man in Eisenberg viel zu tun. Neben den anspruchsvollen Gussteilen für Kupplungssysteme, habe man sich auch für die Fertigung von Motorenteilen mit hochanspruchsvollen Eisengusslegierungen entwickelt. Auch das Geschäft von Trägerplatten für Bremsbeläge von Lkw Scheibenbremsen habe sich entwickelt und Gienanth wird auch hier seine führende Rolle ausbauen. 2017 erzielte die Gienanth Gruppe mit 700 Mitarbeitern einen Umsatz von 140 Millionen Euro. Im laufenden Jahr rechnet Dr. Brenninger mit einem Umsatz in der Größenordnung von 155 bis 160 Millionen Euro.
Ein anderer Schwerpunkt des Besuchs war der Qualifikation der Mitarbeiter und der Ausbildung gewidmet. Im Bereich des Maschinenformgusses wurde ein sogenannter „Dojo-Trainingsarbeitsplatz“ eingerichtet. Hier werden Mitarbeiter anhand eines intensiven Schulungsprogrammes mit den zukünftigen Arbeiten vertraut gemacht.
Auch der Neubau der Ausbildungswerkstatt fand großes Interesse. Gienanth investiert in diese Maßnahme rund 1 Million Euro. Hierbei werden die historischen Arbeiterhäuser und bisher genutzte Garagen umgebaut. Ziel ist es neben der eigenen klassischen Berufsausbildung, auch diese Einrichtung im Rahmen einer „Gienanth Akademie“ einem breiteren Personenkreis in der Region zur Verfügung zu stellen. Dr. Joe Weingarten, Leiter der Abteilung Innovation und Technologie im Mainzer Wirtschaftsministerium, lobte ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat. Bei Gienanth habe man lange bevor es salonfähig wurde, ein Bündnis für Arbeit verabschiedet, das bis heute Bestand hat und zukunftsweisend sei.