Karlsruhe – Das Gesundheitsamt im Landratsamt Karlsruhe weist auf die Gefahren durch die aktuell bestehende Hitzewelle hin. „In den Medien wird derzeit darauf aufmerksam gemacht, dass die Menschen ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen sollen, um eine Austrocknung zu vermeiden“, teilt Dr. Peter Friebel, Amtsleiter des Gesundheitsamtes, mit und fügt hinzu: „Wir haben aus dem Hitzesommer 2003 gelernt, dass insbesondere bettlägerige und schwer pflegebedürftige Menschen durch die sogenannte Hyperthermie gefährdet sind.“
Im Jahr 2003 war es zu einer mehrwöchigen Hitzewelle mit konstanten tropischen Nächten über 20 Grad gekommen. In mehreren mitteleuropäischen Ländern und auch in Baden-Württemberg konnte in dieser Phase ein deutlicher Anstieg an Sterbefällen verzeichnet werden. Auch in Karlsruhe war es damals zu mehreren Todesfällen durch Hyperthermie gekommen. Eine in Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsamt in Stuttgart durchgeführte Studie ergab als wesentlichen Risikofaktor die Bettlägerigkeit. „Dieses Ergebnis ist sehr plausibel, da bettlägerige Menschen Ihre Körperwärme viel schlechter an die Umgebung abgeben und deshalb die Körperkerntemperatur in überwärmten Innenräumen kontinuierlich ansteigen kann“, resümiert Dr. Friebel.
Es sollte daher alles versucht werden, die Raumtemperatur in den Zimmern mit Bettlägerigen so niedrig wie möglich zu halten um einer Überwärmung entgegen zu wirken. Die Räume sollten durch Verdunkelung vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt und die kühlsten Nachtstunden zum Durchlüften genutzt werden. Noch besser wäre es, bettlägerige Menschen in die kühlsten Räume eines Gebäudes zu verlegen. Sie sollten möglichst wenig bekleidet sein und nicht oder wenig zugedeckt werden. Durch regelmäßiges Waschen mit feuchten Tüchern ohne Abtrocknen kann man ebenfalls eine leichte Abkühlung erreichen. Das Ansteigen der Körpertemperatur, das nicht durch einen Infekt hervorgerufen wird, sollte schnellstmöglich Anlass für eine ärztliche Untersuchung sein. 2003 war selbst Ärzten das Phänomen der Hyperthermie nicht immer bekannt. Die erhöhte Körpertemperatur wurde zunächst oft als Fieber missverstanden. Vermeintliche Infekte wurden mit fiebersenkenden Medikamenten oder Antibiotika behandelt. Beide Maßnahmen sind bei passiver Überwärmung aber wirkungslos.
„Uns ist es wichtig, auf diesen besonders kritischen Aspekt der Hyperthermie hinzuweisen, da zunehmend bettlägerige Menschen nicht in der professionellen Struktur eines Pflegeheimes sondern im häuslichen Umfeld leben und gepflegt werden. Wir sollten in unserer Nachbarschaft auf Menschen achten, die durch die Hitze gefährdet sind und ihnen Unterstützung anbieten“, weist Dr. Friebel auch auf einen sozialen Aspekt hin.
Auch jüngere Menschen sollten sich den derzeitigen Temperaturen anpassen und direkte Sonneneinstrahlung nach Möglichkeit vermeiden. Gerade im Zusammenhang mit sportlichen Aktivitäten kann es auch bei jungen Menschen zum sogenannten Hitzschlag und damit schlimmstenfalls zu einem lebensbedrohlichen Zustand kommen. Von daher sollte körperliche Belastung auf den frühen Morgen oder späten Abend verlagert und in seinem Ausmaß der Außentemperatur angepasst werden.