Heidelberg – Fasten wirkt sich positiv auf Stoffwechsel- und Entzündungsprozesse im Körper aus – das zeigen zwar die Blutwerte, konkrete Folgen für die Gesundheit sind beim Menschen allerdings bislang nicht nachgewiesen. Hier setzt eine neue Interventionsstudie der Universitätsklinik für Innere Medizin I und Klinische Chemie Heidelberg an: Sie soll zeigen, ob Diabetiker mit beginnendem Nierenschaden von einer speziellen Fasten-Diät profitieren.
Die Heidelberger Wissenschaftler untersuchen darin erstmals die konkreten Auswirkungen einer wiederholt fünftägigen, stark kalorienreduzierten Spezialdiät auf die Nierenfunktion. Die Studie soll unter anderem die Frage beantworten, ob sich auf diese Weise das schleichende Nierenversagen in Folge des Diabetes verlangsamen oder sogar rückgängig machen lässt – die Einstellung des Blutzuckers vermag dies nicht. Als Studienteilnehmer werden Diabetiker (Diabetes Typ 2) im Alter zwischen 50 und 75 Jahren und mit diagnostizierter diabetischer Nierenerkrankung (Albuminurie) gesucht. Die Studiendauer beträgt mindestens drei, maximal sechs Monate.
Fasten ohne Hungern – lassen sich so schädliche Stoffwechselvorgänge stoppen?
Wen die Aussicht auf mehrtägiges Fasten abschreckt, kann beruhigt sein: Das Fasten wird nur „nachgeahmt“ – soll heißen, dass die Teilnehmer in der entsprechenden Gruppe an fünf Tagen des Monats eine speziell entwickelte Diät einhalten. Sie erhalten nach eingehender Beratung für jeden Fasten-Tag eine Box unter anderem mit Suppenpulver, speziellen Energy-Drinks und -Riegeln, die alle wichtigen Nährstoffe enthalten, aber sehr protein- und kalorienarm sind. „So kommt der Stoffwechsel trotzdem in einen Hungerzustand, der dem des Fastens ohne Nahrungsaufnahme entspricht“, erläutert Studienleiterin Dr. Alba Sulaj. Die Diät wurde von Wissenschaftlern in den USA entwickelt und bereits an gesunden Menschen getestet: Nach drei Monaten mit jeweils fünf aufeinanderfolgenden Diät-Tagen sanken Gewicht, Blutzuckerspiegel und Marker für Entzündungsreaktionen im Körper. „Es besteht Grund zu der Annahme, dass diese Effekte sich mittelfristig positiv auf die schädlichen Stoffwechselvorgänge bei Diabetikern auswirken und in Folge die Nieren vor weiteren Schäden schützen“, so die Ärztin.
Die Teilnehmer der Vergleichsgruppe erhalten eine Ernährungsberatung und sind dazu angehalten, sich während der Studiendauer ebenfalls an fünf aufeinanderfolgenden Tagen pro Monat strikt mediterran zu ernähren. Die Zuteilung zu einer der Gruppen entscheidet das Los. Alle Teilnehmer werden monatlich nach jedem Fasten- oder Diätintervall zu Blutabnahme und Besprechung mit den Studienärzten beziehungsweise der Ernährungsberaterin in die Universitätsklinik gebeten.