Heppenheim – „Die Übung war für uns intern ganz, ganz wichtig“, so das Fazit, das jetzt im Kreiskrankenhaus Bergstraße im Nachgang zu einem großangelegten Training im Haus gezogen wurde. Eingebettet in eine Katastrophenschutzübung des Kreises Bergstraße, bei der vor wenigen Tagen ein schweres Busunglück bei Lorsch angenommen wurde, war im Kreiskrankenhaus in Heppenheim die Versorgung einer Vielzahl von Verletzten durchgespielt worden. Realistischer kann ein Großeinsatz nicht geprobt werden.
In einer Rückschau hat der Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin des Hauses, PD Dr. Armin Kalenka, nun Bilanz gezogen. Die Übung habe gezeigt, dass das Kreiskrankenhaus bei einem Ernstfall ein Großaufkommen von Unfallopfern, einen sogenannten Massenanfall von Verletzten, medizinische und organisatorisch bewältigen kann. Insgesamt 23 vermeintliche Opfer, acht Schwerst- und Schwerverletzte waren dabei, wurden von verschiedenen Rettungsdiensten ins Kreiskrankenhaus eingeliefert. Anästhesie- und Intensivmediziner, Unfallchirurgen und Fachpfleger übernahmen die Versorgung, die Krankenhauseinsatzleitung, darunter der Ärztliche Direktor und die Pflegedienstleitung, waren ebenfalls vor Ort. Vier externe Beobachter aus der BG Unfallklinik Ludwigshafen und dem Universitätsklinikum Heidelberg verfolgten die Übung.
Das Kreiskrankenhaus ist unabdingbarer Notfallstandort im Kreis Bergstraße. Umso wichtiger ist es, dass im Katastrophenfall alle Abläufe geprobt sind – soweit dies möglich ist. Die aktuelle Übung lief parallel zum normalen Krankenhausbetrieb. Die in das Trainingsszenario eingebundenen Mitarbeiter hatten sich freiwillige gemeldet, waren zusätzlich zu den diensthabenden Kollegen im Haus. Dr. Kalenka, der intern Regie führte, zeige sich zufrieden mit dem Einsatz. Die Übung sei ein wichtiges Signal nach innen wie nach außen, die Botschaft: Selbst Extremsituation sind am Krankenhausstandort Heppenheim beherrschbar.
Bei der Übung war, um die Belastbarkeit des Haues zu testen, ein deutlich größeres Patientenaufkommen angenommen worden, als in Wirklichkeit anzunehmen ist. Da nämlich werden Schwer- und Schwerstverletzt nicht nur zur Versorgung ins Kreiskrankenhaus gebracht, sondern via Hubschrauber auch in umliegende Universitätskliniken wie Heidelberg, Mannheim und Frankfurt geflogen.
Diesmal konzentrierte sich alles gewollt auf das Kreiskrankenhaus: Binnen eineinhalb Stunden fuhren dort eng getaktete aus Lorsch kommende Rettungswagen mit vermeintlichen Opfern des Unglücks die Ambulanz an. Das Szenario war höchst realistisch, Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder mimten die Verletzten, Wunden waren lebensechtanmutend geschminkt. Im Wechsel übernahmen mehrere Notfallteams die Mimen von den Rettungsdiensten. Ärzte stuften den Verletzungsgrad ein, entschieden über die weitere Versorgung. Schockraum und in den OP oder auf die Intensivstation? Betreuung Leichtverletzter in dem an diesem Nachmittag umfunktionierten Aufwachraum des Krankenhauses? Schnell war in jedem Einzelfall zu entscheiden.
Nun gesammelt Erfahrungen fließen in die krankenhausinternen Einsatzplanungen ein, die vorliegenden Pläne können somit aktualisiert und fortgeschrieben werden. Dabei gilt: Die Abläufe in der Patientenversorgung und die interne Kommunikation im Haus haben funktioniert. Das ist ein wichtiger Teil der ersten Bilanz von Dr. Kalenka. Zwei Schwachstellen sind allerdings auch ausgemacht: Die Zufahrtsrampe des Kreiskrankenhauses ist beim gleichzeitigen Eintreffen vieler Rettungsfahrzeuge wie hier gehabt ein Nadelöhr, und die internetbasierte Patientenanmeldung via Leitstelle läuft in einer Extremsituation noch nicht gänzlich rund.
Den eigenen Mitarbeitern dankte Dr. Kalenka im Nachgang fürs Engagement, ebenso dem Kreis für die Organisation der breitangelegten Übung. Das Zusammenspiel aller im Katastrophenfall beteiligter Dienste und Organisationen war bestens simuliert, für den Ernstfall kann dies lebensrettend sein.