Frankfurt am Main – Am 10. Juli 2018 wurde im Grzimekhaus des Frankfurter Zoos ein Erdferkel geboren. Wenige Stunden zuvor war sein bekannter und äußerst beliebter Vater ELVIS gestorben. In Erinnerung an ihn erhielt das kleine Erdferkel-Weibchen den Namen MEMPHIS. Der Zoo freut sich über den bedeutenden Zuchterfolg bei der in deutschen Zoos nur selten zu sehenden Art.
Ein wenig kurios sieht das kleine Erdferkel schon aus: haarlos und rosig mit großen kräftigen Füßen und übergroßen glänzenden Ohren. Zusammen mit der langen Nasen und der extrem langen Zunge ist es perfekt ausgestattet für ein Leben untertage und das Aufbrechen und Ausbeuten von Termitenbauten.
Sein Zuhause ist das Grzimekhaus mit seiner großen Nachtabteilung. Im Grzimekhaus sind 46 exotische Arten zu sehen. Hier leben Greifstachler neben Fingertieren, Schlankloris und Komodowaranen. „Noch immer ist das Grzimekhaus eins der größten Nachttierhäuser Europas und vermutlich der Welt. Die Erdferkel sind ganz besondere Vertreter der nachtaktiven Zoogemeinschaft: Unter den heutigen Säugetieren haben sie keine näheren Verwandten“, erklärt Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig.
Mit sieben Wochen wiegt das kleine Erdferkel-Weibchen bereits mehr als 7.000 Gramm. Die zehnjährige Mutter ERMINE macht alles richtig. Die ersten Wochen verbrachten die beiden in der Wurfbox, jetzt ist es für den Nachwuchs an der Zeit, die Anlage kennenzulernen, die die Erdferkel mit Springhasen und Senegalgalagos teilen. „Für das Jungtier ist es kein Problem, ohne Vater aufzuwachsen“, erklärt Kurator Dr. Johannes Köhler, „Erdferkel sind Einzelgänger. Die Väter spielen bei der Jungtieraufzucht keine Rolle. Wie lang die Jungtiere wildlebender Erdferkel gesäugt werden, ist nicht bekannt. Wie überhaupt einiges die Art betreffend im Dunklen liegt. Es werden derzeit von der Weltnaturschutzunion IUCN auch keine Angaben zum Populationstrend gemacht. Geschuldet ist das der verborgenen Lebensweise der Tiere.“
Das Erdferkel (Orycteropus afer) ist der einzige lebende Vertreter der Ordnung der Röhrenzähner und nimmt daher eine echte Sonderstellung unter den Säugetieren ein. Das wichtigste Sinnesorgan ist die Nase, doch sind auch die auffälligen tütenartigen Ohren für die Orientierung der urtümlichen Tiere bei Nacht bestens angepasst. Der Zoo kann auf eine lange Erdferkel-Haltung zurück blicken: Mit Unterbrechungen werden die Afrikanischen Savannen-Bewohner in Frankfurt seit 1925 gezeigt und erfolgreich gezüchtet. Das letzte Jungtier LOTTE brachte ebenfalls ERMINE zur Welt und zwar im März 2012.
Erdferkel sind in Deutschland nur in den Zoos von Frankfurt, Berlin, Köln und Saarbrücken zu sehen. Ihr natürlicher Lebensraum sind Savannen und offenens Buschland südlich der Sahara.