Walldorf – Die „Walldorfer Musiktage“, die in diesem Jahr ihr zehntes Jubiläum feiern, haben sich als klassisches Musikfestival mit unkonventionellem Programm in der Region etabliert.
Diesem Anspruch wird auch die aktuelle Auflage der Musiktage gerecht, die „Dichter und Denker“ in den Mittelpunkt stellt und deren Einfluss auf Komponisten. Für den Auftakt am Donnerstag, 20. September, um 19.30 Uhr, der traditionell im Rathaus stattfindet, hat Timo Jouko Herrmann, Initiator und künstlerischer Leiter der Musiktage, Melodramen ausgewählt. Diese heute kaum noch beachtete Form der musikalischen Interpretation von Lyrik war an der Wende zum 19. Jahrhundert en vogue und wurde in den Salons des Bildungsbürgertums kultiviert. Der Sprecher hat dabei größtmögliche Freiheit des Deklamierens, während das Klavier den Text auf klanglicher Ebene interpretiert und dessen Aussage vertieft. Für den „Hausgebrauch“ vertonten Komponisten wie Franz Liszt, Franz Schubert, Robert Schumann und Johannes Brahms lyrische Texte und arbeiteten zum Teil direkt mit Dichtern zusammen. Es heißt, dass auch Mozart ein Melodram für den Mannheimer Hof komponieren wollte auf einen Text des Freiherrs von Gemmingen, was aber nie realisiert wurde. In den Salons war es auch Mode, den Melodramen durch nachgestellte bekannte Gemälde einen besonderen Rahmen zu geben und deren Wirkung noch zu steigern. Darauf muss beim Auftakt allerdings verzichtet werden.
Im Walldorfer Rathaus-Atrium werden Renate Büchner, die frühere Leiterin der Stadtbücherei Walldorf und selbst Dichterin und Rezitatorin, und die Pianistin Asli Kiliç Melodramen von Robert Schumann und Franz Schubert interpretieren. Von Schubert wird „Abschied von der Erde“ auf einen Text von Adolf Pratovera von Wiesborn, der in Wien sehr bekannt war, zu hören sein. Weiterhin bieten Renate Büchner und Asli Kiliç „Die Ballade vom Heideknaben“ von Robert Schumann auf einen Text von Friedrich Hebbel und dessen „Schön‘ Hedwig“, ebenfalls von Schumann in Noten gefasst, dar. Auch Timo Jouko Herrmann hat als Komponist mit dem Melodram experimentiert und kann daher bei der Einführung in die Thematik aus seinem eigenen Erfahrungsschatz schöpfen. Der melodramatische Abend kostet keinen Eintritt.
Infos: www.walldorfer-musiktage.de