Heppenheim – Das DRK Bergstraße veranstaltete kürzlich für interessierte Rotkreuzler eine Studienfahrt zum International Tracing Service (ITS) nach Bad Arolsen – dem Internationalen Suchdienst – ein Archiv und Dokumentationszentrum über die NS-Verfolgung und die befreiten Überlebenden der Konzentrationslager und Kriegsgefangenen. Am Folgetag führte es die DRK-Gruppe in das nahe gelegene Fritzlar, wo die Landesverstärkung des DRK Hessen – ein Katastrophenschutz-Logistik-Zentrum – besichtigt wurde.
Einblick in UNESCO-Weltdokumentenerbe
Aus mehr als 30 Millionen Dokumenten erhalten ehemals Verfolgte und ihre Nachfahren Informationen zur Inhaftierung in Konzentrations-, Zwangsarbeit- oder Kriegsgefangenenlagern. Außerdem gibt es Informationen über die Nachkriegsunterstützung durch die Alliierten. Das Archiv des ITS ist zugleich Grundlage für Forschung und Bildung. Die Gruppe des DRK Bergstraße erhielt eine etwa einstündige Präsentation über die Arbeit des Suchdienstes und faszinierende Einblicke in einen Auszug von Originalunterlagen. So konnte anhand der Unterlagen einfach demonstriert werden, wie schwierig es sein kann, Informationen über eine Person zu erhalten und diese an Hinterbliebene weiterzugeben. Große Vornamenregister zeigen, welche Varianten und Kosenamen von Vorname es gibt. Ein Nachnamenverzeichnis zeigt die überwältigende Varianz von Nachnamen. Die DRKler mussten feststellen, dass alleine der Name Abramovic über 780 verschiedene Schreibweisen hat. Der ITS erinnert an die Opfer der NS-Verbrechen und leistet einen Beitrag zur Gedenkkultur. Seit 2013 sind die Originaldokumente des Archivs Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes „Memory of the World“. Seine bis heute gültige Bezeichnung „International Tracing Service“ erhielt die Einrichtung am 1. Januar 1948. Arbeitete das IST anfänglich unter alliierter Kontrolle, übernahm ab 1955 das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) die Leitung. Seit 2013 ist das Bundesarchiv der institutionelle Partner. Noch heute erhält das ITS im Monat etwa 1.000 Suchanfragen von Hinterbliebenen aus der 2. und 3. Generation.
Eindrücke einer überregionalen Einsatzkomponente
Am Folgetag besuchten die Bergsträßer DRKler eine DRK-Einrichtung in Fritzlar, wo sie vom Präsidenten des DRK Hessen, Norbert Södler, in Empfang genommen wurden. „Obwohl der DRK-Hilfszug als bundesweite Einrichtung aufgelöst worden ist, hält der DRK-Landesverband Hessen an der Vorhaltung einer eigenen überregionalen Einsatzkomponente fest. Die ehemalige Hilfszugabteilung 5 – Hessen in Fritzlar wurde umbenannt in „DRK-Landesverstärkung Hessen“ (DRK–LVH–F).“, erklärte Södler den Besuchern. Die Vorhaltung ist zum einen ein überregionales Material- und Kfz-Depot, zum anderen ist sie als überregionale und internationale einsetzbare Einheit konzipiert, die über mehrere Tage autark operativ tätig sein kann und von ehrenamtlichen Helfern aus ganz Hessen besetzt wird.
Hilfeleistungen im Krisenfall
Der Schwerpunkt der möglichen Hilfeleistungen liegt im Betreuungsdienst, wobei ein wesentlicher Bereich die Bereit- und Sicherstellung von notwendiger Infrastruktur ist. Auch wird die Mithilfe in der Pflege (Evakuierung von Altenheimen oder Krankenhäusern) ein zukünftiges Tätigkeitsfeld sein. Im Bereich des Fachdienstes Technik und Sicherheit hat das DRK besondere Kenntnisse in der Trinkwasseraufbereitung und -verteilung. Hier wird Material vorgehalten, um bei Ausfall der Wasserregelversorgung für bis zu 5.000 Betroffene mit Trinkwasser versorgen zu können. Mit seinen Transportkapazitäten ist das hessische DRK in der Lage, Hilfsgüter für Einsätze innerhalb und außerhalb Hessens zu transportieren. In der Landesverstärkung Hessen in Fritzlar ist ein Transportraum von 221 Palettenplätzen pro Umlauf für den Transport von Hilfsgütern, Gebrauchs-, Verbrauchs- und Versorgungsgütern (z. B. auch Wassertransport) im In- und Ausland vorhanden. Die Bergsträßer zeigten sich sichtlich beeindruckt von den Lagerkapazitäten und der Materialvorhaltung in der Landesverstärkung, durch die zwei ehrenamtliche Mitarbeiter derer führten. Nach einem leckeren Mittagessen, zubereitet vom Verpflegungsteam der Landesverstärkung, führte das Ende der Studienfahrt zurück an die Bergstraße.