Mannheim – „Das war Werbung für den Amateurfußball“ befand Dietmar Blicker, Trainer des ATSV Mutschelbach, trotz einer dramatischen 3:4-Niederlage seines Teams beim zuhause weiter verlustpunktfreien VfR Mannheim. Die Rasenspieler hatten zunächst zweimal eine Führung aus der Hand gegeben, lagen dann sogar zurück. Doch Trainer Secerli wechselte mit Isi Tesfagaber in der Schlussphase den Matchwinner ein!
Viel Zeit zum Verschnaufen ließen beide spielstarken Teams weder den 220 Zuschauern im Rhein-Neckar-Stadion noch sich selbst. Bereits nach 4 Minuten gingen die Hausherren durch Marc Haffa in Führung. Nach Flanke von Joseph Olumide köpfte der VfR-Stürmer am langen Pfosten zum 1:0 ein. Zwei Minuten später tauchte Haffa erneut frei vor dem ATSV-Gehäuse auf, scheiterte diesmal aber an Torhüter Patrik Salscheider (6.). Auf der Gegenseite dann erstmals auch die Mutschelbacher gefährlich. Gegen Erich Strobel parierte Marcel Lentz noch zur Ecke. Die Hereingabe verwertete dann aber Sebastian Weizel mit dem Kopf zum 1:1-Ausgleich (7.).
Es ging weiter munter hin und her. Lentz musste gegen Tobias Stoll erneut sein ganzes Können unter Beweis stellen (10.), Floran Henk klärte dagegen einen Distanzschuss von Gianluca Mantel auf der Linie (19.). Es sollte nicht die letzte Rettung in höchster Not am heutigen Nachmittag bleiben.
Doch zunächst war wieder Torjubel angesagt. Wie schon beim 1:0 kam eine Flanke von Olumide perfekt auf Haffa und dieser war erneut mit dem Kopf zur Stelle. Es stand 2:1 (27.). Danach passierte tatsächlich mal einige Minuten nichts, doch die Schlussphase der 1. Hälfte hatte es dann wieder in sich.
Marcel Lentz spielte einen Abschlag kurz zu Norbert Kirschner, der in Bedrängnis die Kugel wieder an seinen Schlussmann zurückpasste. Beim Versuch zu klären, landete der Ball schließlich bei einem Gästeakteur, den Lentz dann auch noch zu Fall brachte. Der Unparteiische entschied auf Elfmeter und Lentz bekam beim Strafstoß zwar die Fingerspitzen ans Leder, konnte den erneuten Ausgleich durch Strobel jedoch nicht verhindern (40.). Mit einem 2:2 ging es in die Pause.
Gleich drei Wechsel gab es zur 2. Halbzeit bei den Blau-Weiß-Roten, die mit ansehen mussten, wie ATSV-Kapitän Strobel plötzlich frei vor Lentz auftauchte und zum 2:3 einschob (47.). Ein katastrophaler Start in die zweiten 45 Minuten.
Der VfR zeigte sich davon aber nicht beeindruckt und erhöhte sofort den Druck auf sich nun zurückziehende Mutschelbacher. In der 56. Minute hätten die VfR-Anhänger wohl nur zu gerne den Videobeweis bemüht, denn ein Abstauber von Jonas Rehm sahen die Mannheimer über der Torlinie, doch der Schiedsrichter ließ weiterspielen.
Als die Gäste in der 67. Minute bei einem Kopfball von Haffa dann zum dritten Mal auf der Linie retteten, war der VfR der Verzweiflung nahe, ließ aber nicht locker. Im Gegenteil. Spätestens nach der Einwechslung von Isi Tesfagaber legten die Rasenspieler noch eine Schippe drauf. Keine 60 Sekunden war der Neuzugang aus Weinheim auf dem Feld, schon lag der Ball in den Maschen. Der Scorerpunkt ging dabei auf das Konto von Haffa, der an der Grundlinie alle stehen ließ, um dann auf Tesfagaber abzulegen und mit ihm und allen Mannschaftskollegen anschließend das 3:3 zu feiern (75.).
Doch es kam noch besser. Freistoß von halbrechts durch Kapitän René Schwall, der Ball wird abgefälscht, kommt zu Tesfagaber und der steht da wo ein Stürmer stehen muss und erzielt das umjubelte 4:3 (79.)! Der pure Wahnsinn!!! Das Spiel war in 4 Minuten gedreht, doch noch nicht zu Ende.
Die hart umkämpfte, aber insgesamt faire Partie kam leider nicht ohne Platzverweis aus. Nach wiederholtem Foulspiel handelte sich Olumide die Ampelkarte ein und verließ nach 87 Minuten vorzeitig das Feld. Der VfR musste den Vorsprung in Unterzahl verteidigen. Und das tat er. Erstmals klärte in Person von Norbert Kirschner auch mal ein Mannheimer auf der Linie, genau im Gegenzug tat es ein Gästespieler ihm gleich und verhinderte das 5:3 durch Dennis Vogel (90.+1). Nach 4 Minuten Nachspielzeit hatte der Schiri dann Erbarmen mit dem VfR und erlöste ihn mit dem Schlusspfiff.
Der vierte Heimsieg im vierten Spiel war perfekt und schon nächstes Wochenende wollen die Mannheimer diese Serie ausbauen, wenn der FC Zuzenhausen seine Visitenkarte im Rhein-Neckar-Stadion abgibt.