Karlsruhe. Es ist schon erstaunlich, wie sich die 3D-Messe / das 3D-Festival / das 3D-Symposium BEYOND – wo man auch immer es einordnen mag – entwickelt hat. 2011 startete BEYOND, hier und da noch recht hemdsärmlig improvisiert. Anfangs mit einem tollen Filmprogramm. 3D-Filme völlig abseits des Mainstreams, einige kann man guten Gewissens als „experimentell“ bezeichnen.
Manche von diesen Experimenten, die man sehen konnte, gingen schief, wie Jean-Luc Godards „Adieu au langage“ (2014). Aber daneben gab es immer wieder geradezu sensationelle Ergebnisse zu erleben.
Zwischendurch schien BEYOND ein wenig die Puste auszugehen, man machte Pause.
2018 ist man wieder mit viel Schwung angetreten. Das Kinoprogramm läuft im sog. „Blauen Salon“ im Gebäude der Hochschule für Gestaltung (HfG) und in zwei Sälen beim Multiplex-Nachbarn „Filmpalast“ . Inhaltlich hat sich BEYOND jedoch inzwischen vom reinen Weiterentwickeln des 3D-Films gelöst. Es geht nun um „Virtual Reality“ (nur noch „VR“ genannt), um „V-Art“, um „Artificial Art“, um künstliche Intelligenz und sogar schon um „Postcapitalism“, bzw. die Vermischung all dieser Formen. Heraus kommen im besten Falle Formen, die verstörend auf den Betrachter wirken. Diese fehlende Berührungsängste mit den Abgründen der Menschheit sind das große Plus der BEYOND. Festivaldirektor Luger Pfanz machte sich für aus Stammzellen hergestelltes Fleisch stark, sagte aber auch: „Da kann man sich darüber streiten, was wir auf der BEYOND gern tun“. Grundsätzlich wendet sich das Festival sehr der Zukunft zu, BEYOND ist kaum mit „Jenseits“, mehr mit „darüber hinaus“ zu verstehen. Die Veranstaltung ist in drei Teile aufgeteilt: Das Symposium (eher was für Experten), das Filmprogramm (mehr oder weniger klassisch) und die „Events“, die sich von (mutmaßlich) drögen Empfängen bis hin zur Veranstaltungen erstrecken, auf denen man Dinge erleben kann, die man so noch nie gesehen hat. Zum Beispiel ein Klavier spielenden Bio-Computer, das aussieht, als habe man Tupperware mit undefinierbaren Inhalt an einen Flügel angeschlossen und das Instrument fängt von selbst an zu spielen.
Unterdessen ist die BEYOND zu einem kleinen Exportschlager geworden. In Zimbabwe und Singapur fanden bereits ebenfalls BEYOND-Festivals statt; sechs europäische Städt werden sich demnächst abwechselnd um die Ausrichtung der BEYOND bemühen. Und China: Dort hat man kurzerhand das Konzept „zu Ehren des Initiators“ übernommen. Ludger Pfanz ist anzumerken: Er weiss nicht so recht, was er davon halten soll. Einerseits fühlt er sich geschmeichelt, andererseits wirkt es wie ein klassisches Danaer-Geschenk. Damals war ganz Troja deswegen untergegangen.
Bis es soweit ist, lädt die BEYOND vom 3. bis 7. Oktober 2018 ein, in die Karlsruhe HfG zu kommen und zu sehen, zu hören und zu staunen.
Karlsruhe: BEYOND Festival „Future Design“ 2018 vom 03. bis 07. Oktober