Kreis Karlsruhe. „Im privaten Bereich, der Arbeitswelt und im Bildungssektor – da der digitale Wandel in allen gesellschaftlichen Bereichen eine bedeutende Rolle spielt, haben wir heute dieses Schwerpunktthema gewählt und zeigen am Beispiel der Beruflichen Schulen Bretten (BSB), wie wir es bei der beruflichen Bildung umsetzen.“ Mit diesen Worten begrüßte Landrat Dr. Christoph Schnaudigel die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Hoffmeister-Kraut, die am Donnerstag, 18. Oktober, den Landkreis besuchte, um sich vor Ort ein Bild der regionalen Wirtschafts- und Innovationsstärke zu machen und wichtige Zukunftsthemen zu diskutieren.
Um die Digitalisierung überhaupt anzugehen, ist eines von grundlegender Bedeutung: die Versorgung mit schnellem Internet. „Im Rahmen der Breitbandinitiative des Landkreises Karlsruhe ist der Ausbau schon sehr weit. Wichtig war uns, alle unsere Schulen mit einer 100 Mbit-Internetverbindung per Glasfaser zu versorgen und diese erforderliche Infrastruktur haben wir geschaffen“, berichtete Landrat Dr. Christoph Schnaudigel. Neben der Unterstützung des Schulträgers in Bezug auf die Ausstattung der Schule ist für Barbara Sellin, Schulleiterin der BSB, die Unterstützung der Wirtschaft eine weitere wichtige Säule. „Wir wollen junge Menschen auf die Arbeitswelt vorbereiten und zu Fachkräften ausbilden. Dass wir durch die Verzahnung von Theorie und Praxis eine hohe Ausbildungsqualität gewährleisten können, verdanken wir der engen Zusammenarbeit mit den Unternehmen vor Ort und deren Dachverbänden“, so die Schulleiterin. Die Anwesenheit von Handwerkskammerpräsident Joachim Wohlfeil, Kreishandwerksmeister Frank Zöller und Alfons Moritz als stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie und Handelskammer belegte dies.
Im Grundlagenlabor und dem Edelstahlkompetenzzentrum haben die Schülerinnen und Schüler ihre umfassenden Kompetenzen unter Beweis gestellt. Robotik und Steuerungstechnik an Maschinen durchzuführen und Bauteile selbst zu produzieren „macht einfach Spaß“, so die Auszubildenden. Die Bereitstellung der technischen Geräte ist ein Kostenfaktor. Für das Grundlagenlabor hat die Wirtschaft 50.000 Euro beigesteuert und der Kreistag zusätzlich 250.000 Euro bewilligt. Landrat Dr. Christoph Schnaudigel dankte den anwesenden Vertretern des Kreistags Eberhard Roth (Fraktionsvorsitzender Freie Wähler), Willy Nees (Fraktionsvorsitzender der FDP), Brettens Oberbürgermeister und Kreisrat Martin Wolff (Freie Wähler) sowie Bürgermeister Thomas Nowitzki für die CDU-Fraktion für diese zukunftsweisende Entscheidung. Damit die angehenden Fachkräfte den ganzheitlichen Geschäftsprozess von der Bestellung über die Fertigung bis zur Lieferung praktisch umsetzten können, sind weitere Investitionen für die Lernfabrik 4.0 erforderlich. „Wir vernetzen die BSB und die Albert-Einstein-Schule Ettlingen, so dass an beiden Standorten produziert wird, sobald der kaufmännische Bereich Aufträge ausgefertigt hat. 750.000 Euro sind dafür zu investieren. Wir haben schon Zusagen von Firmen, sich auch daran finanziell zu beteiligen und haben zudem die Hochschule Karlsruhe als Kooperationspartner gewinnen können, was zeigt, dass alle von der Sinnhaftigkeit und auch der Notwendigkeit dieser zukunftsweisenden Technologie überzeugt sind. Wir würden uns freuen, wenn wir auch das Land Baden-Württemberg von unserem innovativen Konzept überzeugen könnten“, informierten Schulleiterin Barbara Sellin und Landrat Dr. Christoph Schnaudigel die Wirtschaftsministerin mit Blick auf das entsprechende Förderprogramm.
Beide richteten ihren Dank an die Wirtschaftsministerin sowie die Landtagsabgeordneten Andrea Schwarz und Joachim Kößler für die Förderung bei den AVdual (Ausbildungsvorbereitung dual) Klassen sowie der Modellregion Regionales Übergangsmanagement. AVdual ist ein neuer Bildungsgang an beruflichen Schulen mit dem Ziel die Übergangsquoten von Flüchtlingen und Jugendlichen mit Förderbedarf in eine duale Ausbildung weiter zu verbessern. Durch Betriebspraktika, individuelle Förderung, intensive Betreuung durch AVdual-Begleiter als Bindeglied zwischen Schule und Betrieb und dem Netzwerk aus Koordinatoren des Landratsamtes, Lehrkräften, Unternehmen, der Agentur für Arbeit, Kammern und weitere Akteuren soll der Übergang Schule – Beruf gelingen.
Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut bescheinigte der Schule und dem Landkreis Karlsruhe auf Grund der Präsentation in den genannten Bereichen und der besuchten internationalen Landkreisklasse engagiertes, praxisorientiertes und nachhaltiges Arbeiten. Ihr sei die die berufliche Bildung ebenfalls ein wichtiges Anliegen, denn gerade die duale Ausbildung gewährleiste ein hohes Qualifizierungsniveau, das den jungen Fachkräften und den Unternehmen zugutekomme.
Den Abschluss des Termins bildete ein Besuch der Seeburger AG. Das 1986 in Bretten gegründete Unternehmen hat sich mit seiner Integrations-Software im Hochtechnologiesektor etabliert. 80% der Kunden kommen aus dem Mittelstand, aber auch Großkonzerne sind unter den weltweit 10.000 Kunden zu finden. Allein schon die Nähe der Firma zu den BSB – fußläufige Entfernung rund 7 Minuten – spricht für eine enge Zusammenarbeit, aber auch das Portfolio der IT-Firma passt zum Schulprofil: Die BSB sind Fachklassenstandort für Fachinformatiker und IT-Systemkaufleute, außerdem gibt es das Profil Informationstechnik am Technischen Gymnasium. Aus diesem Grund kooperieren Schule und Seeburger seit 2016 im Rahmen von „Wirtschaft macht Schule“. Der Erfolg zeigt sich u.a. darin, dass ehemalige Schüler nun bei Seeburger arbeiten. Zur Freude der Anwesenden verkündeten Co-CEO Michael Kleeberg und CTO Matthias Feßenbecker, dass die Seeburger AG sich als Sponsor an der Lernfabrik 4.0 beteiligen wird.
Bildtext: Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (Bildmitte) eingerahmt von Schulleiterin Barbara Sellin (links) und Landrat Dr. Christoph Schnaudigel (rechts) bei ihrem Besuch in Bretten, der auf großes Interesse bei den Landtagsabgeordneten und Kreistagsvertretern stieß.