Neustadt an der Weinstraße – Am Donnerstag, 8. November 2018, um 20 Uhr findet mit „Spurensuche“ in der Parkvilla des Herrenhofs Mußbach bereits die elfte Ausgabe der Literaturvilla statt. Titel der Veranstaltung ist Spurensuche – entliehen dem gleichnamigen und viel beachteten Lyrikdebüt (2017, Elif Verlag) des talentierten Heidelberger Autoren Şafak Sarıçiçek.
Es bietet von kleinen detailreichen Alltagsbeobachtungen bis hin zum makrokosmischen Blick auf aktuelle politische Entwicklungen ein breites inhaltliches Spektrum: Neben Themen wie Liebesschmerz oder Tod, nimmt Sariçiçek explizit auch auf die politische Situation in Deutschland und in der Türkei Bezug. So trägt eines seiner Gedichte den Titel „die nacht vom 15. juli auf den 16. juli, als wir einen krimi sahen und das land verwirrt war“. Darin schildert er seine Erinnerungen an den Putschversuch 2016 des türkischen Militärs, der gerade erfolgte, als Sarıçiçek im Urlaub in der Türkei weilte: „versuch, orientierung zu wahren, mit elektrischer fliegenklatsche und blick auf den bildschirm“, heißt es da. „nur ein wenig schweiß auf meiner stirn, ein wenig im wechsel: ruhe und angst aus ungewissheit.“ Doch schließlich sei „die Kunst ein Instrumentarium, das man einsetzen kann, um sich für den gesellschaftlichen Fortschritt und die Freiheiten der Menschen einzusetzen. Gerade in Zeiten, wo solche Freiheiten am stärksten bedroht sind, sind Künstler umso mehr in die Verantwortung genommen, etwas dagegen zu tun“, betont er.
Sariçiçek verzichtet auf hehre Worte und große Gesten, arbeitet mit wenig Metaphern, schreibt nicht experimentell, dafür eindrücklich und nah am Leser, so dass sich dieser umso mehr dem Autor nähern kann. Im Fokus seines Debüts stehen aber auch „die besonderen Momente […] diese kleinen, magischen Momente, die immer um uns herum sind, aber die wir nicht wahrnehmen, weil wir im Alltagstrott sind“. Man sei mit der Arbeit beschäftigt oder lenke sich mit dem Handy ab, sodass man gar nicht wahrnehme, „wie viel Zauberhaftes einen umgebe.“
Die Lesung begleitende Ausstellung besorgt dieses Mal Deniz Sariçiçek, der Bruder des Autors im Parterre der Parkvilla. Aus Istanbul entleiht er Graphitzeichnungen, mit denen er den nächsten Lyrikband seines Bruders illustriert hat. Musikalisch wird das Programm durch den Mannheimer Sing- und Songwriter Manuel Ria abwechslungsreich begleitet. Der Eintritt ist frei, Einlass ist ab 19 Uhr zur Vernissage der Ausstellung im Parterre. Die Lesung beginnt um 20 Uhr im Konzertsaal im 1. OG.
Autor
Şafak Sarıçiçek, *1992 in Istanbul, wo er auch sein Abitur an der dortigen Deutschen Schule absolviert hatte. In Deutschland nahm er das Studium der Biowissenschaften, wechselte jedoch 2012 zu Jura. Şafak Sarıçiçek ist Redakteur der Studentischen Zeitschrift für Rechtswissenschaft und Mitbegründer des jungen Literaturtreffs echolot.heidelberg. Nicht nur zahlreiche Veröffentlichungen in diversen Anthologien sowie literarischen Zeitschriften zeugen von seinem literarischen Talent, auch sein viel beachtetes Lyrikdebüt „Spurensuche“ (erschienen 2017 im ELIF Verlag) liegt bereits in zweiter Auflage vor und offenbar ein großes Talent. Aktuell arbeitet er an der Fertigstellung seines zweiten Lyrikbandes. Şafak Sarıçiçek hat den 1. Platz beim IGA Berlin – Schreibwettbewerb „Oasen der Großstadt“ 2017 in der Kategorie Lyrik 20-29-Jährige) gewonnen und ist Preisträger von HALTlose PROSA 2017 in Ascheberg. Außerdem wurde er für die Textstatt, Förderwerkstatt Literaturhaus Aargau 2017 in Lenzburg ausgewählt und stand als einziger Lyriker auf der Longlist des 1. Förderpreises der Literaturvilla.
Künstler
Deniz Sarıçiçek, *1988 in Istanbul hält einen B.A. Abschluss in Film- und Kommunikationswissenschaften der TC Istanbul Kültür Üniversitesi. Künstlerisch ist er interdisziplinär tätig, so beschäftigte er sich u.a. mit Ölmalerei oder Bildhauerei, aber auch mit Kurzfilmen bzw. generell audiovisueller Kunst. Gegenwärtig arbeitet er in einem Istanbuler Kunstatelier. In der aktuellen Ausstellung in der Literaturvilla zeigt Deniz Sarıçiçek Graphitzeichnungen, mit denen er den zweiten Lyrikband seines Bruders illustrieren wird.
Musik
Manuel Ria ist ein Singer/Songwriter auf Tasten und Saiten aus Mannheim. Ursprünglich durch ein schweres Rosenkohl-Trauma zur Musik gekommen, suchte er seitdem in diversen Genres Wege, seine Erfahrungen zu verarbeiten. In der Folgezeit konnte er sich mehr und mehr von der Gemüsethematik befreien. Mittlerweile lässt er sich von Pop, Rock und Folk beeinflussen, aber nicht darauf beschränken.
Die Musik von Manuel Ria ist durch mehrstimmigen Gesang und melodisches Instrumentalspiel aus folkigem Fingerpicking auf der akustischen Gitarre und mit Jazz angereicherte Popharmonien auf dem Klavier gekennzeichnet. Viele Songs, deren Geschichten auf Deutsch und Englisch erzählt werden, sind von seinen Erfahrungen in den USA, Kuba und Kolumbien geprägt. Oft werden dabei Fernweh, Heimweh und andere mit dem Reisen verbundene Sehnsüchte thematisiert. Insbesondere die musikalischen Eindrücke der Südstaaten der USA haben ihre Spuren in Text und Klang hinterlassen.