Weinheim. Das Leben besteht aus Verbindungen und Beziehungen, wie bei einem Netz aus Gummibändern. Manchmal zieht etwas, manchmal sucht es wieder Halt. Man muss aufeinander achten. Insofern drückte das inszenierte Schlussbild am diesjährigen pädagogischen Fachtag der Stadt Weinheim in der Stadthalle eine Symbolik aus.
Andreas Salewski, Leiter der Abteilung Kindertageseinrichtungen, der als Moderator durch den Tag führte, hatte dazu knallgrüne Gummibänder verteilt. Unter Anleitung des pädagogisch erstaunlich vorgebildeten „Fräulein Blume“, alias Theaterpädagogin Silke Saracoglu, nahmen die Pädagogischen Fachkräfte der städtischen KiTas und Horte die Enden in die Hand und woben ein Netz. Eine spürte den anderen. Das funktionierte, so wie es täglich klappt, wenn die Erzieherinnen in einer Weinheimer KiTa oder einem Hort eine Beziehung zu einem Kind aufbauen – das ist Teil ihres Berufs, ihrer Aufgaben.
Gemeinsam mit Carmen Harmand, der Leiterin des Amtes für Bildung und Sport, hatte Weinheims Erster Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner eingangs des Fachtages die Referentinnen Tabea Symanzik und Sylvia Zöller sowie die rund 120 Erzieherinnen und Erzieher der städtischen Kindertageseinrichtungen begrüßt. Er ging darauf ein, wie stark sich das Aufgabenfeld der KiTa- Fachkräfte in den letzten Jahren von der klassischen Betreuung hin zu einem kindgerechten Bildungsangebot gewandelt hat und weiter verändern wird. Dies gehe einher mit einem sich verändernden Bild von früher Bildung und deren Bedeutung für die Bildungs- und Chancengerechtigkeit in unserem Land insgesamt. Bildung könne aber nur auf der Grundlage stabiler Bindungen und positiver Beziehungen zwischen pädagogischen Fachkräften und Kindern gelingen. „Eine positive Beziehungsgestaltung fördert die Kinder nicht nur besonders in ihren emotionalen und sozialen Kompetenzen, sondern ist auch wesentliche Grundlage für erfolgreiche Bildungsprozesse“, erläuterte Dr. Fetzner.
Wie wichtig dies in der Beschäftigung mit Kindern ist, bestätigte Tabea Symanzik, Psychologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Bielefeld. In ihrem Vortrag, der wie der Fachtag selbst unter dem Motto stand: „Ich – Du – Wir zusammen! – Positive Beziehungsgestaltung in der Kita“, betonte sie die Bedeutung von sicheren Bindungen, engen Beziehungen und eines unterstützenden Umfelds. „Eine gute Beziehung zwischen Fachkräften und Kindern führen zu höherer Lernmotivation, fördern die sprachliche und kognitive Entwicklung bis ins Jugendalter hinein und verbessern die emotionale und soziale Entwicklung des Kindes“, begründete Symanzik die Notwendigkeit stabiler Beziehungen. Voraussetzung hierfür seien eine feinfühlige Interaktion mit dem Kind, die gezielte Reflexion der eigenen pädagogischen Praxis und die Förderung des Wohlbefindens der Erzieherinnen und Erzieher. „Mit ihrer Arbeit tragen Sie jeden Tag wesentlich dazu bei, dass Kinder gesund sind, weniger Stress haben, besser in der Schule sein werden, Probleme optimistisch angehen können und besser Lesen und Schreiben werden“, schloss Symanzik ihre Ausführungen.
Am Nachmittag des Fachtags, der komplett im Weinheimer Fachamt und dort federführend von Alexandra Rösch und Tonia Berthold vorbereitet wurde, beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Freundschaft der Kinder untereinander. Den Impuls dazu gab die Karlsruher Pädagogin Sylvia Zöller. Lange Zeit sei man davon ausgegangen, dass Babys und Kleinkinder gar nicht in der Lage seien, Freundschaften zu schließen. Dem sei nicht so, verwies Zöller auf neue Forschungsergebnisse. „Wir wissen heute, dass schon Babys Kontakte zu Gleichaltrigen aufbauen und pflegen können. Es beginnt mit Anlachen, Blickkontakten, Töne machen und nachahmen und mit forschenden Berührungen“, erläuterte Zöller. Diesen Prozess könnten Pädagogische Fachkräfte unterstützen, indem sie den Kindern Raum und Zeit lassen, sich auszuprobieren und ihre eigenen Wege zu gehen.
Bevor sich alle mit den grünen Bändern vernetzten, entwickelten die KiTa-Fachkräfte an sogenannten „Themenwürfeln“ Ideen dazu, wie sie „Vertrauen“, Kooperation“ und „Kommunikation“ in der KiTa fördern und unterstützen können. „Wir müssen nicht nur Materialien und Didaktik sondern auch uns selbst mit unserer Persönlichkeit in die Arbeit mit den Kindern einbringen.“, lautete die Aussage an einem der Würfel, die die Diskussion darüber treffend zusammenfasste.