Kreis Alzey-Worms – „Ich bin ein echter Saulheimer Bub“, antwortet Reza Mohammadi auf die Frage, wo er den herkomme, und strahlt über das ganze Gesicht. Seit sechs Jahren lebt der 25-Jährige, der aus Afghanistan stammt, in der Weinbaugemeinde und fühlt sich mittlerweile dort zuhause.
„Nachdem ich die deutsche Sprache erlernt und den Hauptschulabschluss bestanden habe, absolviere ich jetzt eine Ausbildung in einer Alzeyer Kfz-Werkstatt“, berichtet Mohammadi von seinem gelungenen Start als Flüchtling in einem neuen Land. Er fühle sich sehr wohl in Deutschland und habe hier ein neues Zuhause gefunden. „Das Ehepaar Steitz aus Saulheim hat mich gleich zu Beginn aufgenommen und kümmert sich um mich. Sie sind meine deutsche Familie und haben mir sehr geholfen, mich hier zurechtzufinden“, betont Reza dankbar.
Im Rahmen der jüngsten Einbürgerungsfeier im Sitzungssaal der Kreisverwaltung Alzey-Worms, überreichte Landrat Ernst Walter Görisch Reza Mohammadi und 25 weiteren Frauen, Männern und Kindern die Einbürgerungsurkunde. Neben der afghanischen Staatsbürgerschaft ist Reza jetzt auch deutscher Staatsbürger. Die neu Eingebürgerten kommen aus insgesamt 14 Herkunftsländern. Fünf Personen – die größte Gruppe – stammen aus Afghanistan, gefolgt von Bürgerinnen und Bürgern aus Rumänien (vier Personen) sowie aus Polen (drei Personen), dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden (jeweils zwei Personen). „Von nun an stehen Ihnen viele Möglichkeiten offen: Sie dürfen wählen und sich wählen lassen, Sie haben das Recht, selbstständig zu arbeiten und innerhalb der EU sowie in zahlreiche Länder der Welt ohne Visum zu reisen“, erläuterte der Kreischef.
Es sei wichtig, dass Integration als beidseitiger Prozess gelinge und die neu Eingebürgerten sich verantwortungsbewusst in die Gesellschaft einbringen. 148 Bürgerinnen und Bürger konnten im Jahr 2016 im Landkreis Alzey-Worms eingebürgert werden, 139 waren es im vergangenen Jahr. Eingebürgert werden kann, wer seit acht Jahren seinen rechtmäßigen Wohnsitz im Inland hat, sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes bekennt, seinen Lebensunterhalt ohne öffentliche Unterstützung bestreitet, nicht wegen einer Straftat verurteilt wurde und ausreichende Deutschkenntnisse im Rahmen eines Einbürgerungstests nachgewiesen hat. Ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Staaten der Europäischen Union haben die Möglichkeit, ihre bisherige Staatsangehörigkeit beizubehalten und eine Doppelstaatsangehörigkeit zu erlangen. 24 der eingebürgerten Männer und Frauen nutzten dies. Gemeinsam gelobten sie, die Rechte und Gesetze der Bundesrepublik Deutschland zu achten und alles zu unterlassen, was ihr schaden könnte.
„Als Landkreis sind wir bemüht, gemeinsam mit Bund und Land sowie den unterschiedlichen Verbänden und Organisationen auch für eine soziale und gesellschaftliche Integration zu sorgen“, so Görisch. Das Land befinde sich im demografischen Wandel und zugleich aber auch im globalen wirtschaftlichen Wettbewerb.
Deshalb sei Zuzug immens wichtig, um wettbewerbs- und konkurrenzfähig zu bleiben. Talente und Potenziale von Menschen mit Migrationshintergrund müssten erkannt und gefördert werden. Dabei müsse das Thema Migration und Integration sachlich angegangen werden. Wichtig sei es, Menschen in diesem Bezug vorherrschende Ängste zu nehmen. Verbrechen, wie in jüngster Zeit geschehen, erschwerten dies. „Wir als Landkreis haben es uns zur Aufgabe gemacht, ein Integrationskonzept zu erarbeiten, um damit insbesondere die gleichberechtigte Teilhabe der steigenden Zahl der Migrantinnen und Migranten in allen Lebensbereichen, die Intensivierung des gesellschaftlichen Dialogs und die Teilhabe an politischen Entscheidungen bestmöglich zu gewährleisten“, informierte der Kreischef. Zum Erwerb der deutschen Sprache biete unter anderem die Kreisvolkshochschule Sprach- und Integrationskurse. „Sie alle haben mit der erfolgreichen Teilnahme am Integrationskurs Ihre Motivation bewiesen, Teil unserer Gesellschaft zu werden und sich mit unseren Werten zu identifizieren“, betonte Görisch.
Die feierliche Umrahmung der Feierstunde hatte ein Klarinettentrio der Kreismusikschule Alzey-Worms mit Natalie Bischoff, Katharina Friedrich und Matthias Hofmeister übernommen, die mit ihrem gekonnten Vortrag begeisterten.