MAINZ – Junge Eber werden in der Nutztierhaltung vor der Geschlechtsreife kastriert, damit sie nicht den für die männlichen Tiere typischen und als qualitätsmindernd angesehenen Geruch ausbilden. Die Kastration darf bislang ohne Betäubung erfolgen.
Eigentlich sollte das ab dem kommenden Jahr verboten sein. Die Bundesregierung hat die Frist jedoch jüngst um zwei Jahre verlängert. Dies wurde heute im Umweltausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags thematisiert.
Dazu der umweltpolitische Sprecher der GRÜNEN Landtagsfraktion, Andreas Hartenfels:
„Es ist völlig unverständlich, weshalb die Bundesregierung hier eine mit fünf Jahren Vorlaufzeit beschlossene Frist erneut verlängert hat. Diese Untätigkeit auf Kosten der Tiere ist den Bürgerinnen und Bürgern ethisch nicht zu vermitteln. Tierleid zur Kostenersparnis in Kauf zu nehmen, ist nicht im Sinne der Verbraucherinnen und Verbraucher. Umfragen zeigen, dass ein großer Teil der Bevölkerung sich Maßnahmen für mehr Tierwohl in der Nutztierhaltung wünscht. Diese Menschen sind auch bereit, für tierische Lebensmittel mehr zu zahlen, wenn damit bessere Haltungsbedingungen verbunden sind.
Wir werden politisch auch weiterhin Druck machen und fordern von der Bundesregierung, sich endlich konsequent für mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung einzusetzen.“
Die fachpolitische Sprecherin für Landwirtschaft, Jutta Blatzheim-Roegler, ergänzt:
„Ferkel ohne Betäubung zu kastrieren, ist eine mittlerweile überholte Methode. Andere europäische Länder sind hier längst weiter und wenden zuverlässige und schmerzärmere Alternativen an: Die Immunkastration, bei der die Ausbildung des Ebergeruchs mit einer Art Impfung verhindert wird, gehört in Belgien und den Niederlanden bereits zum Standard. In Spanien werden Eber vor der Geschlechtsreife geschlachtet.
Diese Beispiele zeigen, dass wir in Deutschland auf praxiserprobte Methoden zurückgreifen können und kein vernünftiger Grund besteht, die Tierquälerei einer betäubungslosen Kastration weiterhin zu erlauben.“