Kaiserslautern – In ihrer diesjährigen Herbstsitzung hat die Vollversammlung der Handwerkskammer der Pfalz den Wirtschaftsplan für das Jahr 2019 mit einem Volumen von etwa 23,5 Mio. Euro verabschiedet und liegt damit rund eine Mio. Euro über dem Vorjahresniveau. Investitionsschwerpunkte sind auch im kommenden Jahr die Erweiterung und Modernisierung der beruflichen Bildungsstätten
sowie weiterführende Maßnahmen in den Bereichen Digitalisierung und Fachkräftesicherung.
Auch die Rücklagenbemessung der Kammer stand auf der Tagesordnung: So seien die vorhandenen Rücklagen zweckgebunden und ordnungsgemäß gebildet worden. Das Vermögen der Handwerkskammer werde ausschließlich für betriebliche Zwecke verwendet.
„Das bedeutet, die Handwerkskammer der Pfalz hält ihre Rücklagen für zukünftig erforderliche Sanierungen und Substanzerhaltungsmaßnahmen ihrer Bildungszentren in Ludwigshafen, Kaiserslautern und Landau vor, damit auch in Zukunft eine adäquate Ausbildung auf modernstem Stand gewährleistet ist“,
erläuterte Geschäftsbereichsleiter Matthias Sopp.
Ihren Sachstandsbericht zur diesjährigen Herbstvollversammlung eröffnete Präsidentin Brigitte Mannert mit aktuellen Erhebungen zur Konjunktur im pfälzischen Handwerk. Diese Daten beruhen auf den Ergebnissen einer Umfrage, die die Handwerkskammer halbjährlich bei ihren Mitgliedsbetrieben durchführt.
Das pfälzische Handwerk erfreue sich nach wie vor gut gefüllter Auftragsbücher, so Mannert.
„Obwohl der Winter vor der Tür steht, blicken die meisten Unternehmen optimistisch in die Zukunft. Über 90 Prozent der befragten Betriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage mit gut oder befriedigend“,
beschrieb die Präsidentin die positive wirtschaftliche Situation. Knapp zwei Drittel der Betriebe seien zu mehr als 80 Prozent ausgelastet und die Wartezeit von der Auftragserteilung bis zur Auftragserfüllung, die sogenannte Vorlaufzeit, betrage derzeit im Schnitt 9,3 Wochen. Dies entspreche in etwa dem Vorjahreswert. Mehr als ein Drittel der Unternehmen gehe von weiter steigenden Umsätzen aus, während viele nicht erwarten, dass sich die gute Geschäftslage unter den aktuellen Gegebenheiten noch weiter verbessern werde. Den Wunsch, mehr Personal einzustellen, hege ebenfalls eine Mehrheit der Befragten. Doch hier stößt das Handwerk an seine Grenzen:
„Sorge bereitet uns nach wie vor der anhaltende Mangel an Nachwuchs und Fachkräften im Handwerk, der sich als Wachstumsbremse auswirkt“,
bedauerte Mannert.
Doch die zahlreichen Berufsorientierungsmaßnahmen der Handwerkskammer mit dem Ziel, mehr junge Menschen an das Handwerk heranzuführen, könnten sich sehen lassen, meinte die Präsidentin.
„Die stets gut besuchte Ferienwerkstatt, Ausbildungsmessen, das neue Ausbildungsmodell LehrePlusHS sowie viele weitere Aktivitäten und Veranstaltungen tragen dazu bei, Nachwuchs für das Handwerk zu begeistern“.
Wichtig sei, dass junge Menschen in der Berufsorientierungswerkstatt der Handwerkskammer ihr Talent praktisch erproben könnten, erläuterte Mannert. Tatsächlich tragen die Bemühungen der Handwerkskammer zur Fachkräfteund Nachwuchssicherung erste Früchte: Leicht steigende Ausbildungszahlen bestätigten den Trend vom Vorjahr. Ob das nun für ein Umdenken in der Gesellschaft spreche, wisse man noch nicht, bekannte die Präsidentin, doch diese Tendenz zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei. Auch die Beratungstätigkeit der Handwerkskammer sei Teil einer Unterstützungsstruktur,
die man den Mitgliedsunternehmen anbiete. Ein Digitalisierungsberater verstärke seit knapp einem Jahr das Beratungsteam, dessen Angebot sehr gut angenommen werde.
„Vier von fünf Handwerksbetrieben sind dem Thema Digitalisierung gegenüber generell aufgeschlossen und nehmen sie als Chance wahr“,
beschrieb Mannert die Situation. Da jedoch nicht jede Lösung per se für jedes Unternehmen sinnvoll und passend sei, sei eine individuelle Beratung der Königsweg. Als weiteres wichtiges Thema stehe die geplante Rückführung von Berufen in die Anlage A der Handwerksordnung an, die 2004 im Zuge der Handwerksnovelle von der Meisterpflicht ausgenommen wurden. In diesen zulassungsfreien Berufen sei eine drastisch sinkende Ausbildungsleistung die Folge gewesen.
“Der Meisterbrief ist ein bewährtes Instrument für umfassende Qualifizierung des Betriebsinhabers als Unternehmer und Ausbilder und ein Siegel für Qualität und Verbraucherschutz“,
unterstrich Mannert die Bedeutung des Meisterbriefes.
Zwei vom Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) in Auftrag gegebene Gutachten bildeten die Grundlage für eine Prüfung der Sinnhaftigkeit einer möglichen Wiedereinführung der Meisterpflicht in bestimmten Handwerken.
Abschließend wies Mannert auf die im nächsten Jahr anstehenden Wahlen zur Vollversammlung hin. Auch im letzten Jahr ihrer Amtszeit stünden noch vielfältige Aufgaben an. Eines der Zukunftsthemen sei die Fortführung des Branchendialogs Handwerk, der mit seinen fünf Handlungsfeldern die Wettbewerbsfähigkeit und die Attraktivität des Handwerks im Land stärken soll. Mannert bedankte sich bei den Vertretern der Arbeitnehmer für ihr Engagement im Projekt Perspektive Selbstverwaltung (PerSe), das der Arbeitnehmer-Vizepräsident Michael Lehnert federführend begleitet. Zum Thema Nachwuchssicherung äußerte sich auch Hauptgeschäftsführer Dr. Till Mischler, der seit Oktober im Amt ist. Er plane, junge Handwerker als Ausbildungsbotschafter einzusetzen:
„Junge Menschen, die in einer handwerklichen Ausbildung sind und Freude daran haben, können authentisch an Schulen und in Veranstaltungen darüber berichten.“
Dieses Projekt soll vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium gefördert werden. Darüber hinaus verwies er auf eine von der Handwerkskammer der Pfalz in die Landeshandwerkskonferenz eingebrachte Beschlussfassung zur Dualen Ausbildung.Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurden Dieter Allenbacher, Zentralheizungs- und Lüftungsbauer- und Gas- und Wasserinstallateurmeister aus Bosenbach, Ronny Grandpair, Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister aus Dittweiler, Klaus Pach, Kraftfahrzeugmechanikermeister aus Heltersberg, Markus Skiendziel, Tischlermeister aus Stetten, Stefan Stabel, Metallbauermeister aus Göllheim, Gerald Webel, Maurermeister aus Schwegenheim, Arno Weber, Glasermeister aus Kaiserslautern und Harald Zimmermann-Quick, Friseurmeister aus Kaiserslautern für ihre ehrenamtliche Arbeit in Vollversammlung, Innungen und Prüfungsausschüssen mit der Ehrennadel in Silber ausgezeichnet.