Bad Dürkheim – Die Nachricht hat bereits für Aufregung gesorgt: Zum 1. Januar 2020 wird die Sammlung von Glas im Landkreis Bad Dürkheim komplett auf Container umgestellt. Ab diesem Zeitpunkt werden keine Säcke mit Glasabfall mehr bei den Haushalten abgeholt, sondern das Glas nur noch in Containern an zentralen Plätzen gesammelt.
„Die Glassammlung in Säcken gibt es deutschlandweit nur noch in sieben Gebietskörperschaften, alle in der Pfalz“, erklärt AWB-Leiter Klaus Pabst. „Es war nicht unsere Entscheidung, die Sammlung umzustellen, sondern die der ‚Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH (DSD)‘. Dennoch sehen auch wir in der Containersammlung viele Vorteile.“
Um Missverständnisse auszuräumen: Der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Landkreises kann über die Sammelform nicht selbst entscheiden. Verantwortlich hierfür sind die Betreiber Dualer Systeme – der Verbraucher zahlt die Kosten für die Entsorgung der Verpackungen direkt beim Kauf der entsprechenden Produkte. Die Entsorgung von Glas (und übrigens auch von Plastikverpackungen) ist nicht in der Müllgebühr enthalten, die an den AWB entrichtet wird. Insgesamt neun Betreiber Dualer Systeme gibt es in Deutschland. Aus ihrer Mitte bestimmen sie einen Ausschreibungsführer, der den Kommunen mitgeteilt wird. Dieser schreibt die Leistung aus und beauftragt die Entsorgung – nicht der Landkreis Bad Dürkheim. Die Betreiber Dualer Systeme haben sich mit den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern abzustimmen. Letztendlich liegt die Entscheidung jedoch bei ihnen.
Der aktuelle Ausschreibungsführer für den Landkreis Bad Dürkheim bei der Glassammlung ist die „Der Grüne Punkt – Duales System Deutschland GmbH (DSD)“. Ihre Abstimmungsvereinbarung läuft Ende 2019 aus. DSD hat mitgeteilt, zunehmend Probleme mit der Verwertung und Vermarktung der in Säcken gesammelten Glasmenge zu haben und sieht deshalb die Notwendigkeit, das Glaserfassungssystem im Landkreis Bad Dürkheim zu ändern. Diese Situation würde verschärft durch die höheren Recyclingquoten, die das Verpackungsgesetz ab 2019 und 2022 vorschreibt.
Denn: In den Säcken wird das Glas nicht nach Farben getrennt gesammelt. Dies führt zu einem minderwertigen Recyclingglas. Weitere Nachteile der Säcke: Das Glas bricht sehr häufig. Beim Sammeln im Fahrzeug, beim Umladen, beim Aufreißen der Säcke. Denn das gesammelte Glas muss vor der eigentlichen Aufbereitung aus den Säcken geholt werden. Der häufige Bruch mindert die Qualität weiter. Hinzu kommt der zusätzliche Plastikmüll, der durch die Säcke entsteht. Auch aus Sicht des Arbeitsschutzes sind die Säcke bedenklich – bei Sammlung und Aufreißen besteht die Gefahr von Schnittverletzungen.
„Diese Argumente sind auch von Kreisseite nachvollziehbar“, sagt Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld. „Nach Umweltgesichtspunkten spricht vieles für die farbgetrennte Sammlung in Containern. Hochwertiges Altglas kann so in die Kreislaufwirtschaft zurückgeführt werden, die Ressourcen werden geschont, Plastikabfälle vermieden.“ Aus diesen Gründen hat der Werkausschuss einstimmig dem neuen Sammelsystem zugestimmt. „Weltweit wollen wir gegen Plastikmüll ankämpfen, die Vermüllung der Meere, Mikroplastik, das ist ein großes Problem. Mit dem Verzicht auf Plastiksäcke bei der Glassammlung können wir unseren kleinen Beitrag leisten“, so der Landrat weiter.
Die Befürchtung, dass durch die Containersammlung vermehrt Altglas im Hausmüll landet, kann Klaus Pabst zerstreuen: „Wir wissen von sehr vielen anderen Kommunen, dass diese Sammlung funktioniert. Die Sammelquote ist völlig unabhängig vom System. Im Landkreis Südliche Weinstraße etwa, wo es keine Sacksammlung gibt, wurden 2016 36 Kilo Altglas pro Einwohner gesammelt. Im gleichen Zeitraum waren es im Landkreis Bad Dürkheim 35,8 Kilo pro Einwohner.“ Im Landkreis Donnersberg dagegen – wo auch eine Sacksammlung erfolgt – wurden in dieser Zeit nur 21,6 Kilo pro Einwohner gesammelt.
Bereits heute ist es möglich, an 75 Containerstandorten im Kreis sein Altglas farbgetrennt abzugeben. Rund 30% des Altglases werde schon so gesammelt. Aber natürlich müssen bis Ende 2019 weitere Standorte eingerichtet werden. 50 sind geplant und zwar an Stellen, an denen die Menschen ohnehin vorbeikommen – zusätzlicher Verkehr soll vermieden werden. Die Plätze werden gemeinsam mit den Verantwortlichen der jeweiligen Gemeinde ausgewählt.
Übrigens: 2,2 Millionen Säcke werden für die Glassammlung aktuell pro Jahr im Landkreis ausgegeben. Für die erfolgte Sammelmenge würden jedoch schon 700.000 Säcke ausreichen. 1,5 Millionen Säcke finden also jährlich eine ganz andere Verwendung.