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Heinz Hesdörffer mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

Stephanie Otto, Heinz Hesdörffer, Helga Baumann (vorne sitzend). Dr. Heike Kaster-Meurer, Larissa Gebhard Dr. Anette Esser, Ekkehard Lagoda und Helga Baumann.) Foto: Stadt Bad Kreuznach
Stephanie Otto, Heinz Hesdörffer, Helga Baumann (vorne sitzend). Dr. Heike Kaster-Meurer, Larissa Gebhard Dr. Anette Esser, Ekkehard Lagoda und Helga Baumann.) Foto: Stadt Bad Kreuznach

Auch mit seinen 95 Jahren wird Heinz Hesdörffer nicht müde, die Erinnerungen an den Nationalsozialismus wach zu halten. Der Überlebende des Völkermordes an den Juden will gesund bleiben, „damit ich an den Schulen mit der vierten und fünften Generation reden kann. Sie werden dafür sorgen, dass so etwas nicht mehr passiert“, sagte er in einer Feierstunde, in der ihm Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann das Bundesverdienstkreuz verlieh. „Sie haben sich mit Ihrem Engagement als Zeitzeuge um die Aufarbeitung des Holocausts und die Demokratie in besonderer Weise verdient gemacht“ Zur Feier kam auch Oberbürgermeisterin Dr.- Heike Kaster-Meurer. „Sie haben für die Menschen in unserer Stadt Großartiges geleistet“, bedankte sie sich im Namen des Stadtrates und der Bürgerschaft von Bad Kreuznach. Heinz Hesdörffer wurde 1922 in Bad Kreuznach als Sohn der jüdischen Schokoladenfabrikantenfamilie Hesdörffer geboren. Er überlebte als einziger die Verfolgung durch die Nationalsozialisten.

Seit seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahr 2009 lebt Heinz Hesdörffer in der jüdisch-christlichen Seniorenwohnanlage Henry und Emma Budge-Stiftung in Frankfurt-Seckbach. Nach seiner Befreiung und Ende des Zweiten Weltkrieges wanderte er im Alter von 22 Jahren nach Südafrika aus. Über das Leiden in den Deportationslagern und über den Todesmarsch nach Mecklenburg hat Heinz Hesdörffer das Buch geschrieben „Bekannte traf man viele -Aufzeichnungen eines deutschen Juden aus dem Winter 1945/46“ und an vielen Stationen seines Martyriums gemeinsam mit jungen Menschen den Dokumentarfilm „Schritte ins Ungewisse gedreht, u.a. in den Niederlanden, in die Hesdörffer nach der Reichspogromnach 9./10. November 1938 von Frankfurt aus floh. Vor seiner Flucht hatte er ein halbes Jahr in Frankfurt die jüdische Schule Philanthropin besucht (seit 2006 wieder jüdische Schule).

In Deutschland hat er ein Bildungswerk gegründet, das Studienfahrten und Seminare finanziert, in denen sich junge Erwachsene mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und sich mit Rassismus und Rechtsradikalismus auseinandersetzen.

„Ich freue mich, dass Sie in Ihrer Geburtsstadt wieder ein Stück Heimat gefunden haben, betreut von Menschen, die Sie sehr schätzen“, wünscht ihm die Oberbürgermeisterin weiterhin viel Gesundheit. Ihre Verbundenheit mit Heinz Hesdörffer zeigten neben der Oberbürgermeisterin auch die ehemalige Kulturdezernentin Helga Baumann, der Zweite Vorsitzende des Bildungswerkes, Ekkardt Lagoda, die Bildungswerksmitbegründerin Stephanie Otto, Dr Anette Esse und Larissa Gerhard, Mitglied des Filmteams. Sie alle waren zur Feier gekommen, um Hesdörffer für die große Auszeichnung zu gratulieren.