Pirmasens – News, Termine, Kulturelles und Wissenswertes
Gästeführer machen wechselvolle Stadtgeschichte erlebbar
Die wechselvolle Geschichte der Siebhügelstadt bewegt Touristen wie Pirmasenser gleichermaßen. Im zu Ende gehenden Jahr haben rund 264 Interessierte an den offenen Gästeführungen teilgenommen.
Beflügelt von den anhaltend guten Ergebnissen hat Stadtarchivarin Heike Wittmer zusammen mit ihren Mitarbeitern Norman Salzmann und Peter Felber in enger Abstimmung mit den 16 ausgebildeten Gästeführern das Programm für 2019 konzeptioniert. Zwischen Februar und November kommenden Jahres werden erneut zehn Termine angeboten. Neben den bewährten monothematischen Schwerpunkttouren steht erneut eine spezielle Familienführung auf dem Programm, damit Jung und Alt gemeinsam durch die Stadtgeschichte stiefeln können.
Los geht es im Februar mit der Führung „Rendezvous mit Heinrich Bürkel“. Ursula Neubauer wandelt mit den Gästen auf den Spuren des bekannten Genremalers, der vor 150 Jahren gestorben ist. Geboren wurde er am 29. Mai 1802 in Pirmasens. Höhepunkte seines Schaffens waren die Teilnahmen an den Weltausstellungen in London und in Paris, die ihn als hervorragenden Maler der Biedermeierzeit auszeichnen. Heinrich Bürkel starb am 10. Juni 1869 in München.
„Im Häusel, ums Häusel und ums Häusel rum“, unter diesem Titel steht die Familienführung im März. Große und kleine Neugiernasen erleben den Alltag der Familie Hüther, die vor 100 Jahren im Häusel an der Blockbergstraße 18 gelebt hat. Gabriele Großlaub stellt das typische Arbeiterhäuschen vor, das einst das Bild der Siebenhügelstadt prägte.
Die Stadtmauer von Pirmasens steht im Mittelpunkt der Führung „Flüchten zwecklos“. Im April begleitet Silvia Zehfuss die Teilnehmer auf dem drei Kilometer langen Rundweg. Noch heute ist das charakteristische Oval der ehemaligen Stadtmauer im Stadtbild zu erkennen. Nur fünf Monate hatte im Jahr 1762 die Errichtung des Bauwerks gedauert, das ein vermehrtes Desertieren der oft zwangsrekrutierten Soldaten Ludwigs IX. verhindern sollte.
Die Geschichte der Energieversorgung in der Horebstadt rückt bei der Führung im Wonnemonat Mai in den Mittelpunkt. Unter der Überschrift „Es werde Licht“ erläutert Herbert Pfeffer wie mit der Inbetriebnahme des Elektrizitätswerks und der Einführung der Gasbeleuchtung der Grundstein für den industriellen und verkehrstechnischen Aufschwung gelegt wurde. Die Orte innerhalb der zentralen Innenstadt stehen bei diesem Rundgang stellvertretend für die Transformation vom einstigen Walddorf über die Garnisonsstadt zur Deutschen Schuhmetropole.
Der Alte Friedhof ist nicht nur eine pittoreske grüne Insel im Herzen von Pirmasens, sondern auch ein einzigartiges stadthistorisches Kleinod, das durch eine faszinierende Mischung aus Kultur und Erholung besticht. „In Stein gemeißelt“ ist der Rundgang mit Gerd Blinn überschrieben, der im Juni stattfindet. Die Besucher erwartet Wissenswertes zur Einteilung der Grabfelder mit den historischen Grabdenkmalen sowie den späteren Erweiterungen. Neun moderne Sandsteinplastiken bilden einen Kontrapunkt zu den eindrucksvollen Steinmetzarbeiten der Vergangenheit.
„Auf zur Arbeit!“ heißt es im Juli, wenn Gäste mit dem Omnibus auf eine spannende Zeitreise durch die Pirmasenser Industriegeschichte gehen. Die Teilnehmer erleben eindrucksvoll, wie der einst dominierende Industriezweig das Stadtbild mit seiner Architektur geprägt hat. Die von Lothar Leiner moderierte Rundfahrt ist nicht nur reine Reminiszenz, sondern auch ein Blick in die Zukunft. Das Stichwort „Transformation“ ist prägend für Pirmasens, einer Stadt im Wandel, die sich ständig neu erfindet. Nicht von ungefähr stehen deshalb ehemalige Fabriken wie Neuffer, Rheinberger, Salamander sowie Welter & Brück auf dem Fahrplan. Die allesamt stadtbildprägenden Gebäude aus unterschiedlichen Epochen und Baustilen repräsentieren ausnahmslos mit ihrer ideenreichen Nachnutzung das neue Pirmasens. Weitere Stationen bilden das Konversionsgelände Husterhöhe mit Sportpark, Hochschule, PFI und Co. Ausgans- und Endpunkt bildet das Forum Alte Post. Also genau dort, wo einst Fabrikarbeiter zu hunderten am frühen Morgen mit Omnibussen aus dem Umland ankamen, um dann per Pedes an ihren Arbeitsplatz zu gelangen.
Wer im August eine Abkühlung sucht, sollte sich die Führung durch das Festungswerk Gerstfeldhöhe vormerken. Michael Gaubatz nimmt die Teilnehmer mit in die Hohlgänge und berichtet über den Bau der Anlage sowie die Zeit der Entstehung. Von 1938 bis 1940 wurde an dem Festungswerk gearbeitet. Das Tunnelsystem sollte ursprünglich über 14 Kilometer hinweg durch den Berg verlaufen. Nachdem die Arbeiten im Sommer 1940 zugunsten des Atlantikwalls eingestellt wurden, waren rund fünf Kilometer der Hohlgänge vorangetrieben. In einem Teil der Anlage wurde das Westwallmuseum eingerichtet, das sich als Mahnmal des Friedens versteht.
Passend zur Erntezeit heißt es im September „Grumbiere und anres Gemies“. Christel Glaser stellt die Lebensmittelversorgung von der Landgrafenzeit bis zur Gegenwart in den Fokus. Die Marktordnung früher und heute fördert an den jeweiligen Stationen interessante Details zu Tage. Auch wenn sich durch die Jahrzehnte hinweg viel verändert hat, zwei wesentliche Merkmale sind gleich geblieben: Die Aufgabe des Marktes zur Versorgung der Bevölkerung mit frischen, überwiegend regionalen Lebensmitteln und der Markt als Ort der Kommunikation.
Von Grenadieren, Militärmusik und Geisterfurcht handelt die offene Gästeführung im Oktober. Rainer Schnur berichtet über „Die Marotten des Landgrafen Ludwig IX.“ Der Stadtgründer galt schon zu Lebzeiten als Exzentriker. Sein Pirmasens war die bunte Stadt der Grenadiere, wo man lieber exerzierte, als in Kriege zu ziehen. Als Soldatenvater machte sich der Adelige über die Grenzen hinaus einen Namen, aber auch durch seine Vorlieben und Ängste.
Den Jahresreigen beschließt im November die Führung „Jüdisches Leben in Pirmasens“. Von der Stele am Hauptbahnhof aus, der zentralen Gedenkstätte für die Verfolgten der NS-Zeit, unternimmt Ute Jaquet-Wagner mit den Gästen einen Spaziergang durch die zentrale Innenstadt. Inzwischen erinnern mehr als 30 Personen- und Sachtafeln an Menschen und deren Schicksale sowie die Machenschaften des Regimes, die deren Verfolgung überhaupt erst möglich gemacht haben.
Info: Die offenen Gästeführungen der Stadt finden jeden ersten Samstag zwischen Februar und November statt. Beginn ist jeweils um 14.30 Uhr, soweit nicht anders vermerkt.
Erwachsene zahlen für die Teilnahme pro Person drei Euro; Kinder (bis 14 Jahre) sind, auch bei den Familientouren, frei. Abweichende Preise (etwa bei der Zeitreise mit dem Bus bzw. der Führung durch das Festungswerk Gerstfeldhöhe) sind vermerkt. Eine Anmeldung ist in der Regel nicht erforderlich. Weitere Auskünfte erteilt das Stadtarchiv unter der Telefonnummer 06331/842299 .
www.pirmasens.de/stadtarchiv
Auf einen Blick:
- Februar 2019: „Rendezvous mit Heinrich Bürkel“ – Zum 150. Todestag des Malers
Treffpunkt: Parkplatz Maler-Bürkel-Straße
Dauer: etwa 90 Minuten
- März 2019 „Im Häusel, ums Häusel und ums Häusel herum“ – Familienführung
Treffpunkt: Häusel, Blocksbergstraße 16
Dauer: etwa 90 Minuten
- April 2019 „Flüchten zwecklos“ – Die Stadtmauer von Pirmasens
Treffpunkt: Dr.-Robert-Schelp-Platz
Dauer: etwa 120 Minuten
- Mai 2019 „Es werde Licht“ – Energieversorgung in Pirmasens
Treffpunkt: Stadtmuseum Altes Rathaus, Schloßplatz
Dauer: etwa 120 Minuten
- Juni 2019 „In Stein gemeißelt“ – Der alte Friedhof in Pirmasens
Treffpunkt: Carolinensaal, Buchsweiler-Tor-Platz
Dauer: etwa 90 Minuten
- Juli 2019 „Auf zur Arbeit!“ – Zeitreise mit dem Bus durch die Industriegeschichte
Treffpunkt: Forum Alte Post, Poststraße 2
Dauer: etwa 90 Minuten
Anmeldung erforderlich – Erwachsene zahlen elf Euro, Kinder (bis 14 Jahre) sind frei
- August 2019 Führung durch das Festungswerk Gerstfeldhöhe
Treffpunkt: Westwallmuseum, In der Litzelbach 2, PS-Niedersimten
Dauer: etwa 90 Minuten
Die Führung inklusive Eintritt in das Museum kostet neun Euro für Erwachsene; Kinder (ab sechs Jahre) zahlen vier Euro
- September 2019 „Grumbiere und anres Gemies“ – Lebensmittelversorung einst & heute
Treffpunkt: Stadtmuseum Altes Rathaus, Schloßplatz
Dauer: etwa 90 Minuten
- Oktober 2019 Die Marotten des Landgrafen Ludwig IX.
Treffpunkt: Stadtmuseum Altes Rathaus, Schloßplatz
Beginn: 20 Uhr Dauer: etwa 90 Minuten
Die Führung inklusive Eintritt in das Stadtmuseum kostet 5,50 Euro für Erwachsene; Kinder (bis 14 Jahre) sind frei
- November 2019 Jüdisches Leben in Pirmasens – Rundgang über den Gedenkweg
Treffpunkt: Stele auf der Eplanade am Hauptbahnhof, Bahnhofstraße Dauer: etwa 90 Minuten