Mainz – Für sein wissenschaftlich-theologisches und kirchenleitendes Handeln hat Kirchenpräsident Christian Schad die Ehrendoktorwürde der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz erhalten. In einer akademischen Feierstunde erklärte Dekan Ruben Zimmermann, Schad argumentiere in seinen Reden und Publikationen zum Beispiel zu Biomedizin und Diakonie, Seelsorge und Ethik explizit theologisch. Er demonstriere, dass eine kirchliche Praxis ohne wissenschaftlich-theologische Basis „wie ein Koloss auf tönernen Füßen“ sei.
Der Dekan erinnerte daran, dass Schad zudem seit langem einen intensiven Austausch mit der Johannes Gutenberg-Universität pflege. Hervorzuheben sei auch sein großes Engagement bei der innerprotestantischen Verständigung und im Dialog mit der katholischen Kirche. Zu den Gratulanten zählten Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Oberkirchenrat Martin Evang von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie Professor Michael Beintker, Vorsitzender des Theologischen Ausschusses der Union Evangelischer Kirchen (UEK).
In der Laudatio würdigte der Systematische Theologe Michael Roth den Kirchenpräsidenten als Menschen, der „durch und durch ein Mann der Union ist“, dessen theologisches Denken und kirchliches Wirken vom Geist der Union bestimmt sei. Dazu gehörten als zentrale Koordinaten die religiöse Aufklärung und die Ökumene. Roth erinnerte an die im September 2018 in Basel vom Päpstlichen Einheitsrat und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa unterzeichnete Erklärung über die Aufnahme von Gesprächen über bisher strittige Themen wie Kirche und Kirchengemeinschaft. Dieser „wahrhaft ökumenische Durchbruch“ sei vor allem dank der theologischen Argumentationskraft und des persönlichen Einsatzes Schads gelungen. „Er ist kirchenpolitisch mutig und theologisch kreativ“, sagte Professor Roth. Christian Schad gelinge es, „das evangelische Profil zu bewahren, aber die Ökumene nicht auf konfessionelle Dispute zu reduzieren“.
In seinem Dankeswort hob der Kirchenpräsident hervor, dass kirchliches Handeln und wissenschaftliche Theologie wesentlich aneinander gewiesen seien. Ohne Theologie leide die Zeit- und Sachgemäßheit der kirchlichen Verkündigung, „sie wird saft- und kraftlos“, sagte Christian Schad. Ohne Bezug zur Kirche aber höre die Theologie auf, „praktisch“ zu sein, das heißt: lebens- und weltbestimmend. „Sie mutiert zu einer bloß ‚spekulativen Theologie‘ und die, sagt Luther, gehört bekanntlich ‚in die Hölle zum Teufel‘“. Demgegenüber, so der Kirchenpräsident, sei die Kirche „irdischer Sprachraum des Evangeliums, in dem Gott die Glaubenden in seiner Gegenwart versammelt“. In die Welt seien Christen gesandt, „um ihr mitzuteilen und in ihrer Existenz auch darzustellen, dass Gott mit allen Menschen versöhnt zusammenleben will.“ Entsprechend sind nach Christian Schad „Theologie und Kirche dann richtig bestimmt, wenn sie sich als hilfreich erweisen für das Leben, für unser Leben und für das auf der gesamten Oikumene“.
Neben Schad wurde zugleich die Befreiungstheologin Elsa Tamez mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Die in Costa Rica lebende und lehrende Neutestamentlerin nehme in Lateinamerika eine Schlüsselfunktion in der protestantischen Theologie ein und sei eine der führenden protestantischen Bibelwissenschaftlerinnen, erklärte Professor Volker Küster vom Lehrstuhl für Religions- und Missionswissenschaft der Mainzer Universität. Tamez habe sich als feministische Theologin und als Pionierin in der Übersetzung der Bibel in indigene Sprachen einen besonderen Ruf erarbeitet.
Den Festvortrag in der akademischen Feierstunde hielt die ehemalige Pfälzer Pfarrerin und heutige Rektorin der Theologischen Hochschule der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Heike Walz. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Bläserquartett der Evangelischen Kirche der Pfalz unter Leitung von Landesposaunenwart Christian Syperek.