Lambrecht – Auf großes Interesse stieß die Veranstaltung des CDU-Ortsverbandes Lambrecht zum Thema „Wohnraumoffensive“. Fachleute, Ratsmitglieder und Bürger erörterten aktuelle Themen der Stadtkernsanierung und Strategien für mehr bezahlbaren Wohnraum, seniorengerechte Wohnungen und Wohneigentum für junge Familien in der Stadt.
Der Vorsitzende Dr. Werner Dietrich ging zunächst auf den kürzlich im Ergebnis veröffentlichten „Städtebaulichen Wettbewerb“ ein: Seine Gespräche mit der Architektenkammer und mit Stadtplanern ergaben, dass die Kammer anfänglich einbezogen war. Dann aber hatten die Verantwortlichen die Vertreterin der Architektenkammer nicht mehr zu den Gesprächen eingeladen und den Wettbewerb bei der Kammer nicht registriert. Aus vielen Gründen hätte der Wettbewerb nicht wie erfolgt durchgeführt werden dürfen, denn für brauchbare Ergebnisse wäre eine europaweite Ausschreibung förderlicher gewesen.
Das Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbs sei mehr als enttäuschend und wurden in der Presse sogar mit „Lehrlingsarbeiten“ verglichen. Die Ausschreibung forderte zwei Teilaufgaben, einmal die „Neugestaltung des Umfeldes der Klosterkirche“ und dann einen Ideenwettbewerb für die „Gestaltung der Freifläche Wallonenstraße“ gegenüber dem Zunfthaus. Vom Wettbewerbsgewinner wurden die für die Wallonenstraße geforderten Gestaltungsvorschläge nicht gemacht. Nach den Anforderungen des Wettbewerbs hätte die Arbeit des 1. Preisträgers so nicht einmal angenommen werden dürfen. Außerdem hätte die Stadtspitze spätestens hier über die Übereinkunft mit einem Bauträger berichten müssen, welcher bereits 2015 Pläne eingereicht hatte, um auf dem Gelände 8 bis 9 Wohnungen mit zugehörigen Parkplätzen zu schaffen.
Autos sollen im Zuge der Sanierung aus der Altstadt verbannt werden, weshalb viele neue Parkgelegenheiten geschaffen werden müssen. Trotzdem verzichtete die Stadt auf ihr Vorkaufsrecht bei einem Grundstück in der Färberstraße und somit auf die Möglichkeit neuer öffentlicher Parkplätze im Zentrum. Beim beabsichtigten Kauf eines weiteren großen Geländes, auf dem viele Parkplätze hätten geschaffen werden können, kam es zu keinem Ergebnis.
Die negative Einschätzung des Wettbewerbs wurde von Moritz Ibele geteilt. Ibele, der als Freier Architekt, Stadtplaner, Jurymitglied und langjähriger Vorsitzender der Architektenkammer Baden-Württemberg seine fachliche Kompetenz mit dem Neubau „Generationenwohnen am Speyerbach“ in Lambrecht belegt hat, hält den Ablauf und das Ergebnis des Wettbewerbs für fragwürdig. Eine zielführende Stadtsanierung müsse das weitere Umfeld berücksichtigen, die Vorteile, Probleme und städtebaulichen Gegebenheiten des Ortes mit einbeziehen.
Er erläuterte an seinem Projekt am Friedrich-Ebert-Platz, dass die dichte Bebauung Lambrechts mit Industriegebäuden und architektonisch wertvollen Fabrikantenvillen in direkter Nachbarschaft interessante Möglichkeiten zur Schaffung weiteren Wohnraums bietet. Hier müsse die Stadt aktiver werden, Ideen entwickeln und Projekte anstoßen.
Ibele bedauerte, dass in der Mühlstraße die städtebaulichen Chancen der vorhandenen Planung für einen Bachauenweg nicht wahrgenommen wurden, wie in der Wallonenstraße sein verbindliches Angebot zur Bebauung des Geländes ehemaliger „Städtischer Saal“ nicht einmal diskutiert wurde. Er stellte seine Pläne für den Bau von 8 bis 9 seniorengerechten Eigentumswohnungen mit Betreuungsmöglichkeit in der Wallonenstraße vor. Diese hatte er 2015 mit der Stadt, mit der Baubehörde und dem Denkmalschutz abgestimmt und er versicherte, dass bei berechenbarer verantwortlicher Stadtpolitik das Gebäude in der Wallonenstraße mit barrierefreier Wohnfläche von über 600 m² und eigenen Parkplätzen schon lange stehen könnte.