Friedberg – (ots) – Aus Erfahrung wissen wir alle, wie oft Menschen die Augen verschließen, wenn es um das Wohlergehen anderer geht. Aus Zeitdruck, mangelndem Interesse oder purem Egoismus nehmen wir manchmal gar nicht wahr, dass andere unser Hilfe gerade gut gebrauchen können. Zum Glück gibt es auch eine Vielzahl von Menschen, die nicht nur sich am nächsten stehen, sondern vor allem auch viel mehr machen als “nur” ihren Job. Eine von ihnen ist Maren Nieding, Kundenberaterin bei der Volksbank Mittelhessen. Stellvertretend für viele engagierte und aufmerksame Bankangestellte, kam ihr heute ein besonderer Dank zu.
Wenn Betrüger anrufen:
Es ist der Dienstag vergangener Woche, als bei einem Senior aus Ober-Wöllstadt das Telefon klingelt. Seine Frau nimmt das Gespräch entgegen und reicht ihm den Hörer weiter, mit dem Hinweis, der Neffe sei am anderen Ende der Leitung. Der Information seiner Frau Glauben schenkend führt der Senior das Gespräch weiter, nicht ahnend, dass in Wirklichkeit ein Betrüger am Apparat ist, der sich nur geschickt als Neffe ausgegeben hat. Der vermeintliche Neffe berichtet vom Kauf einer Wohnung in Frankfurt für die er noch heute dringend 35.000 Euro brauche. Er bittet um die Unterstützung des Onkels, der sich davon überzeugen lässt zur Bank zu gehen und das benötigte Geld für den Neffen abzuheben.
Doch damit nicht genug der perfiden Masche des Betrügers. Er erklärt dem Senior zudem, dass er bei der Bank nichts von dem Wohnungskauf des Neffen erzählen soll, wenn er nach dem Grund der Abhebung gefragt wird. Vielmehr soll er von der Absicht berichten, dass er das Geld in Gold anlegen möchte.
Von der Skepsis zur Gewissheit:
Mit dieser Anweisung geht der Ober-Wöllstädter zur Volksbank und trägt sein eingeredetes Anliegen vor. Am Kundenservice trifft er auf Maren Nieding. Seit vielen Jahren arbeitet sie im bei der Bank und kennt die kleinen und großen Nöte und Anliegen ihrer Kunden ebenso, wie die miesen Tricks der Betrüger. Beim Abhebungswunsch des Wöllstädters hat sie ein mulmiges Gefühl. “In einem Gespräch mit dem Kunden tastete ich mich langsam, aber ganz offen an die wahre Geschichte heran, denn das mit dem Gold konnte und wollte ich nicht glauben. Schließlich rief ich die Polizei an, weil ich einfach zu große Zweifel hatte, dass hier alles mit rechten Dingen zuging”, erzählt sie später.
Dort hat sie Kontakt mit einem erfahrenen Kriminalhauptkommissar, der diese Art von Betrugsfällen und unzählige Versuche täglich auf dem Schreibtisch hat. Der Hauptkommissar, dessen Namen hier nicht genannten werden soll – um auszuschließen, dass Betrüger den Namen für sich missbrauchen, nimmt sofort Kontakt mit dem Senior und seinen Angehörigen auf. Eine Auszahlung des Bargeldes und eine Übergabe an die Betrüger kann so, durch das aufmerksame und engagierte Handeln von Maren Nieding, verhindert werden.
“Wir brauchen mehr von Ihnen!”:
“Sie haben vorbildlich gehandelt!”, fasst Anja Fuchs, die Leiterin der Polizeidirektion Wetterau, das Handeln von Maren Nieding kurz und knapp zusammen. “Immer wieder gibt es Bankmitarbeiter, die genauso aufmerksam sind, wie sie es waren. Ihnen allen gilt unser Dank, den wir Ihnen heute stellvertretend für alle zukommen lassen.”
Zu einer kleinen Dankesrunde bei der Polizei in Friedberg hatte die Polizeidirektorin die Kundenberaterin am heutigen Donnerstag eingeladen. Im lockeren Gespräch mit dem Sachbearbeiter des Falls, dem Beinahe-Opfer und seiner Tochter, blickten die Betroffenen auf die Geschehnisse in der letzten Woche zurück. “Wir brauchen mehr von Ihnen”, richteten sie einhellig ihre wertschätzenden Worte an die Bankmitarbeiterin. “Berichten Sie gerne im Kollegenkreis darüber, um anderen ein Vorbild zu sein.”
“Mir passiert sowas nicht!”:
So dachte der Wöllstädter bis zum vergangenen Dienstag, als es ihm eben doch passierte. Er ist, wie seine Angehörigen, mehr als froh über das Einschreiten von Frau Nieding. “Er war wie ferngesteuert”, berichtet die Tochter über ihren Vater, der einige Stunden brauchte, um zu realisieren, dass seine Hilfsbereitschaft ausgenutzt werden sollte. “Wir haben noch eine vierstellige Telefonnummer, so müssen die Täter auf uns gekommen sein”, erklärt der Wöllstädter.
Die “Nummer” mit dem Telefonbuch:
Noch mehrfach riefen die Betrüger die Nummer des Wöllstädter Seniors am Tattag und am Folgetag an, versuchten hartnäckig weiter auf ihr Opfer einzuwirken – dann natürlich ohne Erfolg. Inzwischen ist der Senior über seine ehemalige Nummer nicht mehr zu erreichen. Der Ermittler weiß: „Die Täter suchen die Nummern ihrer potentiellen Opfer aus Telefonbüchern. Sie durchforsten es nach älter klingenden Namen und probieren dort wahllos ihr Glück.
Wir raten daher Seniorinnen und Senioren genau zu überlegen, ob nicht eine neue Telefonnummer für sie Sinn macht, die dann nicht mehr im Telefonbuch steht, sondern nur noch an Freunde und Bekannte weitergegeben wird.“ Leider gibt es noch keine Spur der Täter. Wie in so vielen Fällen dieser Art, sind die Chancen diese zu ermitteln gering.
“Umso wichtiger ist, dass alle Teile der Bevölkerung, von den Angehörigen über die Nachbarn, vom Taxifahrer bis zum Bankmitarbeiter, mithelfen, solche Betrugsversuche zu vereiteln”, betont die Polizeidirektorin.