Kaiserslautern – Professorin Dr. Katharina Anna Zweig von der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) erhält in diesem Jahr die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung.
Schon lange setzt sich Zweig dafür ein, die Öffentlichkeit besser über die Macht der Algorithmen aufzuklären. Mit ihrem Team im Algorithm Accountability Lab erforscht sie algorithmische Entscheidungssysteme, die wichtige Lebenssituationen von Menschen beurteilen und bewerten. Der „Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes“ wird jährlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Stifterverband verliehen.
„Es freut mich enorm, unter den Ausgezeichneten zu sein, weil auch einige meiner ‘Helden’ in diesem Bereich schon früher mit dem Preis ausgezeichnet wurden, insbesondere Albrecht Beutelspacher, Günter Ziegler und Gerd Gigerenzer. Alle drei haben mich durch ihre Bücher beeinflusst“,
sagt Professorin Katharina Anna Zweig über ihre Auszeichnung.
„Aber auch meine Eltern hatten großen Einfluss: Als Journalisten haben beide meine Liebe zum Schreiben geweckt und gehegt. Für mich war immer klar, dass zur Wissenschaft auch die Kommunikation darüber gehört, insbesondere bei einem Thema, dass die Gesellschaft so stark verändern wird wie die künstliche Intelligenz. Ich freue mich besonders, dass diese Arbeit nun von der DFG und dem Stifterverband gewürdigt wird.“
Zweig hat sich in ihrer Forschung den Algorithmen verschrieben. Diese Rechenverfahren beeinflussen unseren Alltag in vielerlei Weise: Sie entscheiden zum Beispiel, welche Werbung wir sehen, wenn wir im Internet unterwegs sind, aber auch, wer einen Kredit erhält und wer nicht. Sie treffen Vorhersagen und berechnen menschliches Verhalten. Dabei ist meist unklar, welche Daten solchen Rechnungen zugrunde liegen.
„Heutzutage werden immer mehr Entscheidungen von diesen Rechenverfahren getroffen. Sinnvoll ist das, wenn es etwa um Produktionsprozesse in der Industrie geht“,
sagt die Kaiserslauterer Forscherin.
„Geht es aber um Entscheidungen über Menschen, können Fehlentscheidungen gravierende Folgen haben.“
Das Team um Zweig untersucht etwa algorithmische Entscheidungssysteme, die in den USA vor Gericht eingesetzt werden, um das Rückfälligkeitsrisiko von Kriminellen zu beurteilen. „Diese sind von erstaunlich schlechter Qualität“, fährt sie fort.
Im Fokus von Zweigs Forschung stehen algorithmische Entscheidungssysteme, die wichtige Lebenssituationen von Menschen beurteilen und bewerten. Dabei erforschen sie und ihr Team im Algorithm Accountability Lab auch Methoden, mit denen sie sich künftig besser kontrollieren lassen.
„Wir benötigen ein System, das insbesondere die Qualität der Entwicklung und Anwendung solcher Systeme sicherstellt“,
sagt die Professorin weiter. Mit ihrer Forschungsarbeit möchte sie der Bevölkerung aufzeigen, welche Chancen und Risiken solche komplexen Rechenverfahren bergen und auch wie sie mittels der verwendeten Daten dazu lernen können.
In der Erklärung der Jury des Communicator-Preises heißt es unter anderem, dass es Zweig mit einer gut durchdachten Kommunikationsstrategie und einer großen Breite an Formaten und Kanälen gelinge, sehr unterschiedliche Zielgruppen mit dieser komplexen und zugleich gesellschaftlich hoch relevanten Thematik in Berührung zu bringen. Sie versuche nicht nur, Einblick in die Entwicklung und den Einsatz von Algorithmen zu ermöglichen, sondern vor allem auch eine differenzierte Debatte über ihren Einsatz zu erreichen. Die Jury würdigt bei ihrer Entscheidung die kritische Handschrift und vernetzende Ausrichtung von Zweigs Wissenschaftskommunikation.
Die Kaiserslauterer Informatikerin berät den Deutschen Bundestag in einer Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz“. Für die Einführung des Studiengangs Sozioinformatik an der TU Kaiserslautern wurde sie 2017 mit dem Ars-legendi-Fakultätenpreis in den Ingenieurwissenschaften und der Informatik ausgezeichnet. Außerdem haben sie und ihre Mitstreiter der Plattform „Algorithm Watch“ 2018 die Theodor-Heuss-Medaille erhalten. Algorithm Watch zielt darauf ab, die Öffentlichkeit über Algorithmen aufzuklären, diese kritisch zu hinterfragen und an einer sinnvollen Regulierung von algorithmischen Entscheidungssystemen mitzuwirken.
Auch engagiert sich Zweig in der Region um Kaiserslautern etwa bei der Ausstellung „Ohne Schlüssel und Schloss – Chancen und Risiken von Big Data“ des Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern und bei der Initiative „Herzlich Digitale Stadt KL“ der Stadt Kaiserslautern.
Die DFG und der Stifterverband verleihen den Preis an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Fachgebieten, die in herausragender Weise die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit sowie die ihres Faches in die Medien und die nicht wissenschaftliche Öffentlichkeit vermitteln. Der Preis wird am 1. Juli im Rahmen der DFG-Jahresversammlung an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock verliehen.