HEIDELBERG – Streikende erhöhen am vierten Verhandlungstag Druck auf SRH Kliniken – erstmals acht von zehn SRH Kliniken im Streik, inklusive Bettenschließungen
Übersicht über unsere SRH-Warnstreiks (7x in BaWü + 1x in Suhl/ Thüringen)
Am Do. 11. April zum Warnstreik aufgerufen & vor Ort in Heidelberg: ver.di erwartet zur Kundgebung 200-250 Streikende in Heidelberg aus 4 Kliniken:
- SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg
- SRH Klinikum Karlsbad Langensteinbach
- SRH Gesundheitszentrum Bad Wimpfen
- SRH Krankenhaus Oberndorf a.N.
Mit ganztägigen Warnstreiks am Donnerstag will ver.di den Druck auf die SRH Arbeitgeberseite deutlich erhöhen, parallel zu der in der SRH-Zentrale in Heidelberg stattfindenden vierten Verhandlungsrunde.
„Dieser Streik ist ein deutliches und letztes Warnsignal. Wenn der Klinikkonzern jetzt nicht spürbar auf die mehr als berechtigten Forderungen seiner Beschäftigten eingeht, werden wir die Streikmaßnahmen ausweiten müssen“, so Monika Neuner, die regionale ver.di-Ansprechpartnerin.
„Spätestens beim Blick auf die Gehaltsabrechnung stellen die Kolleginnen und Kollegen fest: Es wird dringend Zeit für eine Lohnerhöhung. Die zentrale Forderung ist 5,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro monatlich mehr, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Die ver.di-Erwartungen an den Arbeitgeber umfassen im Detail noch deutlich mehr. Weil die SRH massiven Nachholbedarf hat“ so Neuner weiter.
Bisher hat die SRH nur unzureichende Angebote vorgelegt. Laut Arbeitgebervorstellungen würde der Abstand zum Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes noch weiter vergrößert.“, so ver.di-Verhandlungsführer Sven Bergelin. Die Entgelte der Beschäftigten der SRH Kliniken liegen heute, je nach Berufsgruppe, bis zu 400 Euro monatlich unter den Entgelten, die nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes gezahlt werden. Insgesamt liegt das Niveau des SRH Kliniken Tarifvertrages auch unter den Tarifverträgen anderer privater Klinikkonzerne und auch kirchlicher Einrichtungen. Daher ist es schwierig, Personal zu akquirieren und längerfristig zu binden. „Jetzt schon belasten Personalengpässe die Beschäftigten bei ihrer herausfordernden Arbeit mit den Patientinnen und Patienten“ so Neuner.
Ab elf Uhr kommen am Verhandlungsort in Heidelberg voraussichtlich etwa 200 bis 250 Klinikbeschäftigte (aus vier Kliniken) vor der SRH-Holding zu einer Kundgebung zusammen. Erwartet werden Streikende aus Heidelberg sowie aus Bad Wimpfen, Karlsbad-Langensteinbach und Oberndorf am Neckar. Neben dem ver.di-Verhandlungsführer sprechen Streikende aus mehreren Berufsgruppen.
Einige Krankenhausbereiche haben erklärt, geschlossen zu streiken. Die Gewerkschaft ver.di hat mit der Arbeitgeberseite in einer Notdienstvereinbarung Bettenschließungen und zum Teil einen Aufnahmestopp vereinbart, damit Pflegekräfte von ihrem Grundrecht auf Streik Gebrauch machen können, ohne dass PatientInnen gefährdet werden. Auch der Marburger Bund Baden-Württemberg hat sich solidarisch mit den streikenden nicht-ärztlichen Beschäftigten erklärt.
Insgesamt machen diese Woche Streikende aus acht SRH Kliniken bundesweit deutlich, dass sie auf einem Abschluss bestehen, der die Lohnlücke zum TVöD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst/ Kommunen) deutlich reduziert. Im Bereich der SRH Gesundheit arbeiten bundesweit mehr als 8000 Beschäftigte, nicht alle gehören zum Tarifbereich SRH Kliniken.
„Für die Beschäftigten ist völlig unverständlich: wie kann ein Unternehmen wie die SRH, die im 2017 einen Jahresüberschuss von 34,4 Mio. Euro erwirtschaftet hat und in 2018 anscheinend noch erfolgreicher war, die Forderung nach gleicher Bezahlung mit anderen Gesundheitseinrichtungen ablehnen?“, so Monika Neuner.
Da die Beschäftigten im Krankenhaus mit Menschen arbeiten, können sie nicht einfach alles stehen und liegen lassen und zum Streiken gehen. Da das Streikrecht aber ein Grundrecht ist, müssen wir die Grundlage schaffen den Beschäftigten das Streiken zu ermöglichen. ver.di verfolgt den Grundsatz: „wo keine Patienten, da keine Gefährdung“, sprich wenn die Betten leer sind, können die Kolleginnen und Kollegen auch zum Streik. Dies vereinbart ver.di im Detail mit dem Arbeitgeber in einer Notdienstvereinbarung. Dort ist neben den geschlossenen Betten auch festgeschrieben, wie die Notdienstbesetzung für den Warnstreiktag aussieht.
Solidaritätserklärung des Marburger Bund LV BaWü
Solidarität mit den Streikenden nicht ärztlichen Beschäftigten in den SRH Kliniken Der Marburger Bund Baden-Württemberg erklärt sich mit den nicht ärztlichen Beschäftigten und Auszubildenden der SRH Kliniken solidarisch. Im Rahmen der Tarifauseinandersetzung von ver.di mit den SRH Kliniken findet am 11.04.2019 ein Warnstreik der nicht ärztlichen Beschäftigten und Auszubildenden der SRH Kliniken mit Kundgebung im SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg statt. Hierzu überbringt der Vorsitzende des Marburger Bundes Baden-Württemberg, Dr. Frank J. Reuther, eine Solidaritätsbekundung. „Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, Ihre Forderungen, die Entgelte und Ausbildungsentgelte bei den SRH Kliniken dem Niveau des TVöD bzw. zumindest den Konzerntarifverträgen anderer privater Klinikkonzerne anzupassen und den Ausgleichszeitraumes zum Erreichen der tariflichen Wochenarbeitszeit auf vier Wochen zu verkürzen, begrüßen und unterstützen wir ausdrücklich. Die Versorgung von Patientinnen und Patienten ist eine verantwortungsvolle Aufgabe und verdient bei den SRH Kliniken die gleiche Wertschätzung und Vergütung wie in anderen Kliniken. Eine Verkürzung des Ausgleichzeitraums zum Erreichen der tariflichen Wochenarbeitszeit ist eine wichtige Maßnahme, kurzfristigen Ausgleich zu schaffen und damit auch Ihre Belastung zu reduzieren. Neben Ihnen als unmittelbar Betroffenen profitieren vorrangig auch die Patientinnen und Patienten von dieser dringend notwendigen Entlastung. Aus diesem Grund wünschen wir Ihnen, den nicht ärztlichen Beschäftigten und Auszubildenden der SRH Kliniken, viel Erfolg und Standhaftigkeit beim Kampf um bessere Arbeitsbedingungen.
Mit solidarischen Grüßen Ihr Dr. Frank J. Reuther 1. Vorsitzender des Marburger Bundes, Landesverband Baden-Württemberg“