Karlsruhe – Wenn die nationale Kanu-Rennsport-Elite aufeinander trifft, heißt dies, die Paddel bringen das Wasser förmlich zum kochen.
Bereits die gemeinsamen Trainingslager des Deutschen Kanu-Verbands zeigten, dass die Starterfelder sowohl bei der Damen, als auch der Herren-Leistungsklasse enger zusammen gerückt sind. „Bei den Damen ragen Franziska John, Tina Dietze und Sabrina Hering-Pradler etwas heraus. Alles was dahinter kommt, ist teilweise tagesformabhängig.“, mutmaßte U23 Damen-Bundestrainer Ralf Straub im Vorfeld der Qualifikation.
Und er behielt recht. Die drei angesprochen teilten die ersten drei Plätze über 250 und 500 Meter unter sich auf und dahinter ging es munter zur Sache. Sarah Brüßler zeigte zwei gute Wettkämpfe über die beiden Distanzen und rangiert derzeit auf einem A-Nationalmannschaftsplatz. Glücklich zog sie am Sonntag Bilanz: „Ich bin zufrieden mit meinen Leistungen, zumal ich über die 500 Meter gemerkt habe, dass ich da noch zulegen kann und da werde ich in den nächsten drei Wochen dran arbeiten.“
Das Strahlen gar nicht mehr aus dem Gesicht, bekam die 19-Jährige Xenia Jost. Sie überraschte die Konkurrenz über die 250 Meter mit dem Einzug ins A-Finale und zog sich auch über die 500 Meter im BFinale achtsam aus der Affäre. „Es hat Spaß gemacht, mal bei den Besten vorne mitfahren zu können.“
Weniger Glück hatte ihre Mannschaftskameradin Katinka Hofmann. Näherten sich die Hoffnungen auf einen U23-WM-Platz mit einem starken 3. Platz im B-Finale über 250 Meter, wurden diese am nächsten Tag durch einen Zweig fast zunichte gemacht. Im Halbfinale über 500 Meter bekam die Junioren-VizeWeltmeisterin von 2016 auf dem Wasser treibende Äste erst an die Bootsspitze und dann ins Steuer.
Dadurch wurde sie derart ausgebremst, dass sie sich nur ins C-Finale retten konnte. „Das ist bitter, aber wir sind eine Natursportart, da kann so etwas leider auch immer mal passieren – für den Moment ist es sehr ärgerlich. Sie muss dies einfach schnell abhaken und ihre Chance bei der zweiten Qualifikation nutzen!“, sagte ihr Vater und DKV-Cheftrainer Nachwuchs nach dem Rennen.
Ihren Frust darüber setzte die Sportsoldatin im C-Finale in geballte Energie um, gewann das Rennen mit fünf Sekunden Vorsprung – eine Zeit die im B-Finale für Rang drei gereicht hätte – und hielt sich damit wieder im Rennen um die U23 Nationalmannschaftsplätze.
Die große Leistungsdichte in der Damenklasse, bekam Greta Köszeghy, die Junioren-Vize-Weltmeisterin des vergangenen Jahres, erstmals zu spüren. Aber sie absolvierte eine solide erste Qualifikation, und konnte sich über die 250 Meter sogar für das B-Finale qualifizieren. Sie wird versuchen ihre Leistung in drei Wochen nochmals zu steigern, um vielleicht noch auf den U23 EM-Zug aufzuspringen.
Der 20-Jährige Jan Bechtold präsentierte sich in einer sehr guten Verfassung und konnte sich über die 1.000 Meter im B-Finale über den vierten Rang freuen.
Bitteres Lehrgeld musste hingegen Saeid Fazloula bezahlen. Im letzten Jahr noch EM- und WM-Teilnehmer, werden die internationalen Meisterschaften 2019 wohl ohne ihn stattfinden. Er schaffte es sowohl über 250 als auch über die 1.000 Meter nicht unter die besten 20. „Es war klar, dass es nicht immer weiter nur steil bergauf gehen kann, insbesondere wenn man sich nochmal vergegenwärtigt was Saeid in den letzten drei Jahren alles durchgemacht hat. Wir werden die Situation jetzt in Ruhe analysieren und dann entscheiden welche Ziele wir angehen“, formulierte es Trainer Ralf Straub.
Ebenfalls mehr vom Wochenende hatte sich Canadierfahrerin Sophie Koch versprochen. Doch eine Erkältung in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung kosteten der WM-Sechsten zu viele Körner, so dass sie sich derzeit auf dem sechsten Ranglistenplatz befindet. Aber es ist noch nichts verloren, gesund und mit einer entsprechenden Leistungssteigerung kann sie in drei Wochen immer noch die Qualifikation für die erste Mannschaft schaffen.
Die beiden 25-Jährigen Isabel Friedt und Simon Krautloher sind angetreten um sich mit der Elite zu messen. Da sich beide aufgrund ihres Alters nur für die A-Nationalmannschaft qualifizieren können, war im Vorfeld bereits klar, dass dies fast unmöglich ist.
Trotzdem zeigte Isabel Friedt über die 500 Meter mit einem 3. Platz im B-Finale eine gute Leistung und bewies, dass mit ihr noch zu rechnen ist. Simon Krautloher arbeitete sich gegenüber dem letzten Jahr erneut ein paar Plätze nach vorne und betrachtet die Wettkämpfe als gute Übung, um sich Stück für Stück nach vorn zu paddeln.
Detlef Hofmann, Cheftrainer der Rheinbrüder Karlsruhe, zog eine durchwachsene Bilanz: „Wir freuen uns natürlich über das positive Abschneiden der Kajak-Mädels und über die Leistungssteigerung von Jan Bechtold. Aber man hat auch gesehen wo noch gearbeitet werden muss. Wir haben jetzt nochmal drei Wochen Zeit um sowohl trainingstechnisch als auch mental die entsprechenden Voraussetzungen zu verbessern, um dann topfit auf die zweite Qualifikation zu fahren.“