Heidelberg – Der 25-jährige Ben Landis kämpfte am Wochenende beim berühmtesten Achter Rennen der Welt um den prestigeträchtigen Sieg. Für den Heidelberger, der im HRK das Rudern erlernte, ging mit der Teilnahme am Boat Race ein Lebenstraum in Erfüllung. Die Mannschaft der Elite Universität Oxford verpasste nach intensiven und schmerzhaften 17 Minuten mit gerade mal einer Bootslänge Rückstand den Sieg. Für das Großereignis waren seine engsten Freunde und frühere Ruderpartner vom HRK nach London gereist. Auch die Studenten des HRK verfolgten das Rennen live im Fernsehen.
Die ersten Momente im Ziel waren von Enttäuschung und purer Erschöpfung geprägt, trotzdem ist Landis stolz auf seine Errungenschaft am Boat Race teilgenommen zu haben. Zu Recht, denn dem Deutsch-Amerikaner ist als einer der wenigen gelungen einen Platz im ersten Achter der Universität Oxford zu erkämpfen. Rückblickend seien sie ein sehr gutes Rennen gefahren und die Mannschaft hätte bis zum letzten Schlag alles gegeben sagte Landis nach dem Rennen.
Bei der 165. Auflage des Boat Race auf der Themse in London war das Glück nicht immer auf der Seite der „dark blues“, wie das Oxford Team genannt wird. Zunächst verlor die Mannschaft den Münzwurf, wodurch ihnen die tendenziell schlechtere Bahn zugeteilt wurde. „Auch wenn die Bahnen grundsätzlich fair sind hat die Surrey Station einen Vorteil unter Hammersmith Bridge.“ erklärt der Masterstudent für Migrationsstudien an der Universität Oxford den Verlauf des Rennens. Der Männer-Achter aus Oxford war gut vom Start weggekommen. Obwohl der gegnerische Achter der Universität Cambridge bereits kurz nach dem Start eine leichte Führung errudert hatte, kämpfte sich die Mannschaft von Landis während der rund 600 Ruderschläge immer wieder an den Cambridgeachter heran. Verglichen mit den Ergebnissen der letzten Jahre ist der Zielabstand von nur einer Bootslänge auch ein Indikator für die Augenhöhe der zwei Mannschaften. Dabei wurde im Vorhinein gar kein enges Rennen erwartet. Im Herbst des vergangenen Jahres hatte Oxford bei den britischen Meisterschaften noch eine deutliche Niederlage eingefahren, weshalb Cambridge als klarer Favorit in das Rennen ging.
Landis und sein Team hatten seit September 12 Trainingseinheiten in der Woche absolviert und können auf 1200 Stunden Training zurückblicken. Das enorme Trainingspensum war für Landis kein Novum: Bereits als Junior startete er für den HRK erfolgreich auf den Deutschen Meisterschaften. Nach dem Abitur studierte er an der Columbia University in den USA und führte dort als Kapitän seinen Leichtgewichtsachter zum nationalen Meistertitel. Das bedeutet seit fast einem Jahrzehnt besteht Landis Alltag zu einem Großteil aus Rudern und Leistungssport, was neben zahlreichen Erfolgen auch immer Enthaltsamkeit und Verzicht bedeutet.
Rund 250 000 Menschen verfolgten das Rennen vor Ort im Herzen Londons. „Im Aufwärmbereich rudert man in absoluter Ruhe. Als wir dann an den Startbereich ruderten fühlten wir uns wie beim Einlauf in ein Stadion – für Ruderer, die eher publikumsarme Wettkämpfe gewohnt sind- ein einmaliges Gefühl!“ schildert Landis begeistert die Stimmung vor dem Start.
Für Landis richtet sich der Fokus nun wieder auf sein Masterstudium, welches er im Sommer abschließen wird. Danach geht es auf Jobsuche, wahrscheinlich sogar zurück nach Deutschland. Inwiefern er seine erfolgreiche Ruderkarriere fortsetzen wird weiß der Heidelberger noch nicht, aber eines ist sicher: Mit der Teilnahme am Boatrace hat er sich einen Lebenstraum erfüllt und ist im Rudersport ganz oben angekommen.