Frankfurt am Main – Auf einem Areal von fast 2.000 Quadratmetern sind mitten im Zoo eine großzügige Freianlage für Humboldt-Pinguine und ein neuer attraktiver Besucherbereich mit hoher Erlebnis- und Aufenthaltsqualität entstanden. Oberbürgermeister Peter Feldmann, Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig und Baudezernent Jan Schneider übergaben gemeinsam mit Zoodirektor Dr. Miguel Casares die Anlage heute den Zoobesucherinnen und Zoobesuchern. Luis Escalante Schuler, Generalkonsul der Republik Peru, hieß die aus seiner Heimat stammenden Humboldt-Pinguine als Botschafter des Artenreichtums und seiner Bedrohung willkommen.
Im Dezember 2016 erfolgte der erste Baggerbiss und damit der Auftakt zum Bau der neuen Freianlage für Humboldt-Pinguine. Ein Meilenstein für die weitere Zooentwicklung kann nun von allen Pinguinfans erkundet werden.
Oberbürgermeister Peter Feldmann sagt: „Die Pinguin-Anlage wird neben dem Menschenaffenhaus, der Anlage für Brüllaffen und Brillenbären, dem Grzimekhaus mit seinen nachtaktiven Tieren und vielen Anlagen mehr, ein weiterer Besuchermagnet in unserem traditionsreichen Zoo sein. Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr darauf, die Anlage mit ihren vielfältigen Einblicken in den Lebensraum der Pinguine zu erkunden.“
„Die Architektur der neuen Pinguin-Anlage lässt die Besucherinnen und Besucher in die Welt der Pinguine eintauchen. Die Tiere können an Land sowie über und unter Wasser beobachtet werden. Neben dieser Faszination werden die Aspekte Bildung, Arten- und Naturschutz eng miteinander verwoben. Ich bin sicher, die Pinguine und ihr neues Zuhause werden auf der Beliebtheitsskala ganz weit oben rangieren“, sagt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig. Interaktive Informationstafeln und Filme ergänzen die Tierbeobachtung mit wertvollem Wissen.
Humboldt-Pinguine leben an den Pazifikküsten Nordchiles und Perus, sie kommen mit dem Frankfurter Klima sehr gut zurecht, sodass sie ganzjährig auf der Außenanlage gehalten werden können – das spart Energie für eine aufwendige Kühlung, wie sie zum Beispiel in einem Haus für antarktische Pinguin-Arten notwendig gewesen wäre.
Koordiniert wurde die Baumaßnahme vom Amt für Bau und Immobilien. „Den Lebensraum für die Tiere artgerecht zu gestalten und gleichzeitig den beobachtenden Besucherinnen und Besuchern eine hohe Aufenthaltsqualität zu bieten, war eine große Herausforderung und ist hier gut gelungen“, betont Baudezernent Jan Schneider. „Energie wird bei der neuen Anlage gespart, nicht gespart wurde aber beim Platz, den die Tiere zum Schwimmen, Tauchen und Brüten haben“, betont Baudezernent Jan Schneider: „Die Anlage umfasst einen 410 Quadratmeter großen, reich strukturierten Landteil mit einer zurückhaltenden Bepflanzung, die auf die felsige Heimat der Humboldt-Pinguine verweist, und zum Schwimmen und Tauchen steht den Pinguinen ein Becken mit unterschiedlichen Wassertiefen zur Verfügung, das 435 Kubikmeter Wasser fasst. Besucherinnen und Besucher profitieren unter anderem von barrierefreien Wegen.“
Die Anlage ist für die zeitgemäße und artgerechte Haltung einer Humboldt-Pinguin-Kolonie von 30 bis 40 Brutpaaren ausgelegt. „25 Pinguine sind nun eingezogen. Wir bieten ihnen Brutmöglichkeiten in den mit Kunstfels geschaffenen Bruthöhlen, aber auch in der niedrigen Vegetation an und hoffen natürlich, dass sie sich wohlfühlen und zu gegebener Zeit Nachwuchs bekommen“, so Zoodirektor Dr. Miguel Casares.
Der Neubau der Anlage verlief nicht ganz ohne Hindernisse: So musste zum Beispiel der Große Weiher abgelassen werden, Fische und Schildkröten mussten abgefangen und das Restwasser aufwändig gestaut werden.
Das Bauvorhaben mit Gesamtkosten von ca. 7,2 Millionen Euro ist der größte Entwicklungsschritt seit der Eröffnung der neuen Anlage für Brillenbären und Brüllaffen, Ukumari-Land im Jahr 2013. Das 30-Millionen-Euro-Investitionsprogramm, das die Stadtverordneten für den Zoo Frankfurt 2008 beschlossen hatten, ist damit abgeschlossen.
Oberbürgermeister, Stadträtin und Zoodirektor sind sich einig, die Entwicklung des Frankfurter Zoos muss weitergehen. „Im März konnten wir gemeinsam mit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt die drei Säulen für die Weiterentwicklung des Zoos präsentieren: Die Errichtung eines Kinder- und Jugendtheaters im Zoogesellschaftshaus, das Frankfurt Conservation Center, das in Zusammenarbeit mit der Zoologischen Gesellschaft am östlichen Zooeingang geplant ist und die Entwicklung großer Bereiche im Zoo selbst, denn viele Anlagen sind veraltet und die Tierpräsentation ist nicht mehr zeitgemäß,“ so Kulturdezernentin Hartwig.
Für die Möglichkeit, das richtungweisende Bauprojekt realisieren zu können, dankte Zoodirektor Casares den anwesenden Vertretern des Magistrats, der Stadtverordnetenversammlung und allen anderen Gremien und Ämtern, die das Vorhaben unterstützt und begleitet haben.
Daten – Zahlen – Fakten
Die neue Pinguin-Anlage im Zoo Frankfurt
Die neue Anlage
Auf einem Areal von fast 2.000 Quadratmetern entstand in zweieinhalb Jahren Bauzeit eine großzügige Anlage für Humboldt-Pinguine und damit ein neuer attraktiver Besucherbereich mit hoher Erlebnis- und Aufenthaltsqualität. Das Bauprojekt ist nach der Bären-Anlage und dem Zooeingang sowie der Quarantänestation die letzte Etappe des 30-Millionen-Investitionsprogramms, das die Stadtverordneten 2008 für den Zoo beschlossen hatten.
Die neue Anlage entspricht einer zeitgemäßen und artgerechten Tierhaltung und wird einer Pinguin-Kolonie von 30 bis 40 Brutpaaren Platz bieten. Die Anlage stellt sich als offene Landschaft dar, in die die Zoobesucher eintauchen und ganz unterschiedliche Einblicke genießen können. Sie umfasst einen 410 m2 großen, reich strukturierten Landteil mit vielen Bruthöhlen und einer Bepflanzung mit Sträuchern und Gräsern, wie sie für die felsige Heimat der Humboldt-Pinguine typisch ist. Am Rand der Anlage – vor allem zum Hügel des Exotariums hin – wurde der bestehende Bewuchs mit großen Bäumen und Sträuchern ergänzt. Zum Schwimmen und Tauchen steht den Pinguinen ein Becken mit unterschiedlichen Wassertiefen zur Verfügung, das 435 Kubikmeter Wasser fasst. Die Arbeitsbereiche für Tierpfleger und Räume für Technik sind so angeordnet, dass sie vom Besucher kaum wahrgenommen werden.
Die Architektur der Anlage zieht die Besucherinnen und Besucher in die Welt der Pinguine hinein und ermöglicht eine Erkundung auf verschiedenen Ebenen. Es gibt Höhlen mit Unterwassereinblicken und wechselnde Ansichten auf unterschiedlichen Höhen-Niveaus. Hier kann man die Pinguine hervorragend bei ihren rasanten Schwimmmanövern beobachten. Sanft führt der Besucherweg in einer Schleife nach oben, sodass sich der Blick über die Wasseroberfläche und den Landteil öffnet, bis man schließlich auf einer Landzunge gleichsam mitten in der Pinguin-Kolonie seinen Beobachtungsposten beziehen kann. Das Besondere: Das neue Pinguin-Becken schließt direkt an den Großen Weiher an. So entsteht der Eindruck einer weiten Wasserlandschaft.
Interaktive Tafeln und Modelle werden die Tierbeobachtung mit vielfältigen Informationen über die Humboldt-Pinguine und ihre natürlichen Lebensräume auf gut verständliche und spielerische Weise ergänzen. Finanziert wurden Konzeption und Umsetzung des neuen Informationssystems durch Mittel der KfW Stiftung. Durch die neue Anlage kann die Wegeführung im Zoo verbessert werden. Mit dem Wegfall des Weges entlang des Großen Weihers zwischen Katzendschungel und Robbenklippen wird eine leicht nachvollziehbare Rundroute entlang der großen Tierhäuser geschaffen.
Mit dem Bau der Anlage wurden das Architekturbüro Liquid Fay Architekten aus Frankfurt und die Landschaftsarchitektin Ariane Röntz beauftragt. Röntz, die ihr Büro in Berlin hat, war seinerzeit bereits mit der landschaftsgärtnerischen Gestaltung der Bereiche neuer Zooeingang und Ukumari-Land beauftragt. Das Amt für Bau und Immobilien (ehemals Hochbauamt) der Stadt Frankfurt koordiniert die Baumaßnahme.
Die neuen Bewohner
Der Zoo Frankfurt wird in dieser Anlage künftig Humboldt-Pinguine halten. Diese sind an die hiesigen klimatischen Verhältnisse angepasst und können ganzjährig im Freiland leben. Es ist also kein „Kühlhaus“ notwendig, wodurch der Zoo Energiekosten ebenso wie erhebliche Mengen CO2-Emissionen einspart und die Besucher einen deutlich höheren Erlebniswert genießen können.
Humboldt-Pinguine (Spheniscus humboldti) gehören zur Gattung der Brillenpinguine (Spheniscus). Wie diese tragen sie eine charakteristische Gesichtsmaske. Die schwarzen Punkte auf dem hell gefiederten Bauch sind bei jedem Tier einzigartig. Die 60 bis 70 Zentimeter großen Tauchjäger gehen im Humboldtstrom vor den Küsten Chiles und Perus auf Jagd nach Sardinen und Anchovis. Humboldt-Pinguine leben gesellig in Kolonien und gehen lebenslange monogame Partnerschaften ein. Auf küstennahen Inseln ziehen sie zumeist zwei Küken groß. Ihre natürlichen Feinde sind u. a. Schwertwale, Seelöwen und Dominikanermöwen. Die schlimmste Bedrohung geht jedoch vom Menschen aus. Überfischung und Verschmutzung der Meere entziehen vielen Pinguinarten die Lebensgrundlage. Deshalb stuft die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN die Humboldt-Pinguine als gefährdet ein. Der Populationstrend im Freiland ist deutlich negativ.
Zahlen & Fakten
Bearbeitete Außenanlagenfläche: ca. 1.960 m², davon:
1.050 m2 befestigte Flächen (Besucherwege)
630 m2 Vegetationsfläche
90 m2 extensive und intensive Dachbegrünung
190 m2 Sand- und Kiesflächen in der Tieranlage („Pinguin-Strand“)
Fläche Wasserbecken: ca. 321 m²
Wasservolumen Becken: ca. 435 m³
Maximale Beckentiefe: 3 m
Erdaushub: ca. 4.600 m³
Kunstfelsen: ca. 1.440 m²
Unterwassereinblickscheiben: 4 Stück, mit insgesamt ca. 24 m²
Nisthöhlen: 28 Stück
Bepflanzung: 19 Bäume, davon 7 Großbäume, 10 Großsträucher bis 5 m Höhe
680 Sträucher, 1.100 Stauden und Bodendecker, 750 Gräser
Beton: ca. 950 m³
Bewehrungsstahl: ca. 132 Tonnen
Kabel: ca. 7.500 m
Barrierefreiheit: ja
Gesamtkosten: ca. 7,5 Mio. Euro