Friedberg (Hessen) – Mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer versammelten sich in der Stadthalle Friedberg zum 17. Fachplanertag Brandschutz der Ingenieurkammer Hessen. Den inhaltlichen Schwerpunkt der Veranstaltung, die sich primär als Weiterbildungsangebot an im Bereich des baulichen und vorbeugenden Brandschutzes tätige Ingenieure, Planer und Entscheidungsträger richtete, bildete das Thema „Mehrgeschossiger Holzbau“.
Bei seiner Begrüßung betonte Dipl.-Ing. Ingolf Kluge, Präsident der Ingenieurkammer Hessen, den Stellenwert des Fachplanertages. Das Symposium verstehe sich – neben den Vorträgen namhafter Fachreferenten – mindestens gleichermaßen als Plattform zum Austausch zwischen Ingenieuren und Planern sowie Vertretern der öffentlichen Verwaltung und der Brandschutzdienststellen. Dabei dankte Kluge speziell dem langjährigen Vorsitzenden der Fachgruppe Baulicher Brandschutz HBO, Dipl.-Ing. Franz Schächer, der die Veranstaltung wie kein zweiter geprägt habe und sich mit dieser Tagung als Fachgruppenleiter verabschiede.
Als erster Referent des Tages befasste sich Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter von der Technischen Universität München (TUM) eingehend mit dem Thema „Mehrgeschossiger Holzbau“. In seinem zweiteiligen Vortrag ging der Hochschullehrer anfangs auf die Typologien bei dieser Art von Gebäuden und die vielfältigen konstruktiven wie gestalterischen Möglichkeiten beim Bauen mit diesem Material ein. Anschließend kam Winter auf die grundsätzlichen Aspekte der Brandschutzplanung für derartige Gebäude der Klassen 4 und 5 zu sprechen. Zudem hob er die Vorteile industrieller Vorfertigung im Holzbau hinsichtlich Termin- und Qualitätssicherheit sowie Bauzeit hervor.
Nach der Mittagspause veranschaulichte Dipl.-Ing. Franz Schächer die im vergangenen Sommer in Kraft getretene Hessische Bauordnung (HBO 2018) in der Praxis. Zunächst ging er dabei auf die grundlegenden Aspekte des Regelwerkes und seine Notwendigkeit zur Vermeidung von Gefahren für Leib und Leben ein. Danach arbeitete er die Neuerungen heraus. Als Fazit zog Schächer, dass die HBO 2018 zwar viele Freiräume schaffe, gleichzeitig aber alle am Bau Beteiligten – insbesondere die Planer – in punkto Haftung sehr viel stärker als bisher in die Verantwortung nehme. Die Praktikabilität dieses „weichen Rechts“ müsse daher noch erprobt werden, auch wenn man es im Großen und Ganzen als erfolgreiche Neuregelung betrachten könne.
Im darauffolgenden Vortrag boten der neue Vorsitzende der Fachgruppe Baulicher Brandschutz, Prof. Dipl.-Ing. Helmut Zeitter, sowie Marc Drackert, B.Eng. von der Frankfurt University of Applied Sciences eine Übersicht über die neuen und alten konstruktiven Brandschutzanforderungen an einzelne Komponenten nach der Hessischen Bauordnung 2018. Anhand der an Anlage 1 des alten Vorschriftskatalogs orientierten Arbeitshilfe zum Thema Bauteil- und Baustoffanforderungen zeigten sie die wesentlichen Änderungen im Vergleich zur vorherigen Fassung auf. Danach riefen die Referenten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu auf, die neue HBO in allen Details kritisch zu prüfen und auf sich aus den Formulierungen ergebende Veränderungen zu achten. Künftig solle die Ingenieurkammer Hessen als Sammelstelle für Interpretationsspielräume bezüglich des neuen Regelwerks dienen.
Beim Abschlussreferat der Veranstaltung stellte Thomas Volle von Helios Ventilatoren Druckbelüftungsanlagen (RDAs) als Möglichkeit vor, um Flucht- und Rettungswege – speziell Treppenhäuser – auch im Brandfall mit Hilfe einer kontrollierten Druckdifferenz rauchfrei und somit weiter benutzbar zu halten. Durch dieses Konzept würden Rettungsmaßnahmen der Feuerwehr erleichtert und eine Gefährdung der Gebäudeinsassen minimiert.
Kombiniert mit der Fachmesse im Foyer der Stadthalle Friedberg bot der Fachplanertag allen Anwesenden die Gelegenheit zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch. „Dem baulichen und vorbeugenden Brandschutz kommt eine enorme Bedeutung zu“, unterstrich Kammerpräsident Kluge, „denn die Prävention von Feuer und Rauch ist deutlich effizienter, als es ein Löscheinsatz jemals sein kann.“