DRV: Schwarze Adler steigen nach Relegationskrimi ab

Deutschland gegen Portugal (Foto: Jürgen Kessler)
Deutschland gegen Portugal (Foto: Jürgen Kessler)

Frankfurt am Main – Das deutsche 15er-Rugbynationalteam ist aus der höchsten europäischen Spielklasse unterhalb der Six Nations, der Rugby Europe Championship, abgestiegen. Im Relegationsspiel in Frankfurt/Main unterlag das Team um Kapitän Sebastian Ferreira am Samstagnachmittag nach einem echten Rugby-Krimi denkbar knapp mit 32:37 (6:20) und muss in der kommenden Saison in der zweitklassigen Rugby Europe Trophy möglichst um den direkten Wiederaufstieg kämpfen.

Die Schwarzen Adler verschliefen die erste Halbzeit und gerieten da schon deutlich in Rückstand. Nach dem Seitenwechsel aber kämpfte sich die DRV-Auswahl stark zurück ins Spiel und hatte mit der letzten Aktion des Spiels sogar noch die Chance auf den Sieg und den Klassenerhalt.

„Portugal hatte klar den besseren Start in dieses Spiel“, konstatierte DRV-Sturmtrainer Mouritz Botha. „In der zweiten Halbzeit haben wir dann einen großartigen Kampf geliefert, aber letztlich haben wir zu spät Vollgas gegeben. Dennoch war am Ende sogar noch der Sieg drin. Das ist natürlich ein harter Tag für uns, weil die Jungs lange und hart gearbeitet haben, in die Championship zu kommen und dort zu bleiben. Jetzt müssen wir die Situation auch nutzen, um auf dieses Fundament weiter aufzubauen, Spieler auszubilden, Trainer auszubilden und die Infrastruktur weiter zu verbessern.“

Kapitän Sebastian Ferreira: „Portugal hat den Sieg heute vor allem aufgrund der ersten Halbzeit verdient gewonnen. Wir waren am Anfang einfach nicht richtig da. Die zweite Halbzeit war dann vom Kämpferischen her großartig. Ich bin auch stolz, wie wir zurückgekommen sind, und am Ende haben praktisch nur 30 Zentimeter gefehlt, dann würden wir hier anders sitzen.“

Die Schwarzen Adler kamen gut in die Partie machten mit ihrem Sturmspiel gleich mal Druck und arbeiteten sich früh ans portugiesische Malfeld heran. In der Anfangsphase hatte Deutschland leichte die Oberhand und belohnte sich mit der Führung: Jarrid Els hatte an der 22-Meter-Linie einen Straftritt herausgeholt, den Kicker Raynor Parkinson zu den Stangen setzte und damit sicher für die ersten drei Punkte sorgte (14.). In der Folge zog Portugal aber sein Kombinationsspiel auf. Mit einem Straftrittvorteil im Rücken versuchte Portugal einen riskanten Cross Kick, der aber nicht regelkonform verwertet werden konnte. Aber die „Os Lobos“ setzten nun ihrerseits den Straftritt zu den Stangen, und Jorge Abecasis glich den Spielstand wieder aus (20.).

Es entwickelte sich ein intensives Spiel, bei dem von Taktieren keine Spur war und das in dieser Phase hin und her wogte. Bei den Gastgebern musste Julius Nostadt früh wegen einer Blutung am Kopf vom Feld, nach einer unsauberen Attacke gegen Adler-Kapitän Sebastian Ferreira hätte der portugiesische Gegenspieler zudem durchaus eine Karte sehen können.

Fast aus dem Nichts legte Portugal dann aber den ersten Versuch: Deutschland bekam den Freitritt im Gedränge, den Parkinson hoch kickte. Antonio Monteiro fing den Ball, fand gleich mehrere Löcher in der DRV-Defensive und lief unter den Stangen ein. Der Erhöhungskick zum 3:10 aus deutscher Sicht war Formsache (30.). Doch Raynor Parkinson verkürzte mit der nächsten Kick-Chance auf 6:10 (33.).

In der 37. Minute sah Schluss Nikolai Klewinghaus für ein Ausheben im Tackle die Gelbe Karte, Portugal verwandelte den fälligen Straftritt zum 3:13 (38.). Dann Deutschland in Unterzahl zu hastig bei einem Einwurf, die Gäste stahlen den Ball und liefen noch vor der Halbzeitpause erneut zum erhöhten Versuch ein (39.).

Insgesamt im ersten Durchgang zwar eine ansprechende Leistung von der DRV-Auswahl, die phasenweise sogar besser war, aber zwei grobe Fehler führten zu einem unnötigerweise deutlichen 6:20-Rückstand bei Halbzeit.

Kurz nach der Halbzeit bestrafte das Schiedsrichtergespann ein hartes Tackling von Felix Lammers mit Gelb (43.) und einem Straftritt, mit dem Abecasis den Vorsprung um drei weitere Zähler ausbauen konnte (44.). Und es kam noch bitterer: Nach der Gelben Karte in doppelter Unterzahl ließ Parkinson einen Ball fallen, und Portugal profitierte davon erneut mit einem Versuch (46.).

Doch die Schwarzen Adler steckten noch nicht auf. Nach einer gewonnenen Gasse schob das Paket der Deutschen gut an und überquerte so die Mallinie zum ersten Versuch durch Dadch Barber, den Parkinson auch sicher erhöhte (49.). Deutschland baute mit frischen Kräften wieder mehr Druck auf – erst recht, als wieder personelle Gleichzahl auf dem Platz herrschte. Gasse und Paket funktionierten in dieser Phase gut und führte weiter zum Erfolg. In der 56. Minute Deutschland wieder nah an der Mallinie. Tim Menzel brachte den Ball clever nach links, wo Marcel Coetzee der nächste Versuch gelang.

Doch Portugal hatte in dieser Drangphase der Deutschen eine Antwort parat: Die Iberer verlagerten gut und fanden auf der linken Seite Rodrigo Freudenthal für den erhöhten Versuch zum 37:18 (60.). Die Schwarzen Adler ließen jedoch nicht nach und arbeiteten sich erneut tief in die gegnerische Hälfte vor. Portugal verteidigte jetzt mit allen Mitteln, kassierte auch eine Gelbe Karte (65.). Und fast umgehend gelang der nächste Versuch für die nun stärkeren Deutschen durch Jaco Otto (65.), den Parkinson erhöhte.

Jetzt war Deutschland am Drücker und drängte weiter nach vorn, während die Portugiesen mit Mühe versuchten, den Vorsprung zu verteidigen. In der 71. Minute brachte Dasch Barber sein Team mit einem weiteren Versuch wieder in Reichweite eines Sieges – zumal Raynor Parkinson auch diesen sicher erhöhte. In der Schlussphase spielte Deutschland sogar in Überzahl und kam in der Nachspielzeit noch einmal nahe ans portugiesische Malfeld. Doch die Portugiesen hielten die Deutschen 30 Zentimeter vor dem Versuch hoch und beendeten die am Ende geradezu dramatisch spannende Partie gerade noch zu ihren Gunsten.

Punkte:
3:0 (14.) Straftritt Raynor Parkinson
3:3 (20.) Straftritt Jorge Abecasis
3:10 (30.) Versuch António Monteiro & Erhöhung Jorge Abecasis
6:10 (33.) Straftritt Raynor Parkinson
6:13 (38.) Straftritt Jorge Abecasis
6:20 (39.) Versuch Rodrigo Marta & Erhöhung Jorge Abecasis
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6:23 (44.) Straftritt Jorge Abecasis
6:30 (46.) Versuch Manuel Marta & Erhöhung Jorge Abecasis
13:30 (49.) Versuch Dasch Barber & Erhöhung Raynor Parkinson
18:30 (56.) Versuch Marcel Coetzee
18:37 (60.) Versuch Rodrigo Freudenthal & Erhöhung Jorge Abecasis
25:37 (65.) Versuch Jaco Otto & Erhöhung Raynor Parkinson
32:37 (71.) Versuch Dasch Barber & Erhöhung Raynor Parkinson

Startaufstellung Deutschland:
1 Julius Nostadt – 2 Mark Fairhurst – 3 Paul Schüle – 4 Eric Marks – 5 Michael Poppmeier – 6 Sebastian Ferreira – 7 Jaco Otto – 8 Jarrid Els – 9 Tim Menzel – 10 Raynor Parkinson – 11 Felix Lammers – 12 Eden Syme – 13 Jamie Murphy – 14 Marcel Coetzee – 15 Nikolai Klewinghaus
16 Dasch Barber – 17 Tobias Williams – 18 Samy Füchsel – 19 Jörn Schröder – 20 Felix Martel – 21 Christopher Korn – 22 Emil Rupf – 23 Jarrod Saul

Startaufstellung Portugal:
1 João Vasco Corte-Real – 2 Nuno Mascarenhas – 3 Anthony Alves – 4 José D’Alte – 5 José Rebelo de Andrade – 6 David Wallis – 7 Salavador Vassalo – 8 Jaques LeRoux – 9 João Belo – 10 Jorge Abecasis – 11 António Monteiro – 12 Tomás Appleton – 13 Rodrigo Freudenthal – 14 Rodrigo Marta – 15 Manuel Marta
16 Francisco Bruno – 17 Duarte Diniz – 18 Salvador Cunha – 19 Sebastião Villax – 20 Gonçalo Prazeres – 21 António Vidinha – 22 Manuel Cardoso Pinto – 23 Bruno Rocha

Gelbe Karten:
Nikolai Klewinghaus (37.), Felix Lammers (43.) / Bruno Rocha (65.), Duarte Diniz (73.)

Schiedsrichter: Sean Gallagher (IRL), Jonny Erskine (IRL), Mark Patton (IRL)
Zuschauer: 1000