Aedes-japonicus_
Aedes-japonicus_(Foto: A. Kleber)

Kaiserslautern – Der Klimawandel ist auch in Rheinland-Pfalz längst durch viele Zahlen belegbar. So ist die jährliche Durchschnittstemperatur im Zeitraum von 1870 bis 2018 um 1,6° C gestiegen. Das hat auch Auswirkungen auf die Stechmückenpopulation.

„Ein Temperaturanstieg von rund einem Grad mag zwar wenig klingen, ist aber für die Physiologie von Insekten von großer Bedeutung“,

erklärt Astrid Kleber vom Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen. Wie die Biologin ausführt, werde die Entwicklungszeit durch höhere Temperaturen beschleunigt. Das heißt von der Eiablage über das Larvenstadium bis hin zur erwachsenen Mücke vergeht weniger Zeit, dadurch können schneller neue Generationen und dadurch eine größere Population entstehen. Die steigenden Temperaturen haben aber auch zur Folge, dass lokale Starkregenereignisse zunehmen. Dadurch können, so Kleber, trotz längerer Trockenphasen auch in den Sommermonaten genügend Wasseransammlungen entstehen, um den Schlupf und die Larvenentwicklung der Stechmücken zu ermöglichen.

„Gerade die neuen asiatischen Stechmückenarten sind bekannt dafür, dass sie ihre Eier gerne auch in künstliche Gefäße wie Blumenvasen und Autoreifen ablegen, sie sind also nicht auf natürliche Bruthabitate angewiesen“,

erklärt Kleber. Seit einigen Jahren werden in Deutschland vermehrt wärmeliebende Mückenarten beobachtet, die sich immer weiter ausbreiten. Dies wird auch durch die zunehmend milden Winter begünstigt, die das Überleben der Eier kälteempfindlicher Arten ermöglichen. In Rheinland-Pfalz kommt die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus japonicus) schon seit einigen Jahren vor. Kleber:

„Viele Untersuchungen beweisen stabile Populationen in den nördlichen Regionen von Rheinland-Pfalz, aber auch im Pfälzerwald und der Vorderpfalz wurden bereits Exemplare gefangen.“

Im Sommer 2017 habe man erstmals Eier der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) entlang der A61 bei Speyer nachgewiesen – zuvor war diese Mückenart vor allem aus der Oberrheinregion Baden-Württembergs bekannt. Beide Mückenarten kommen ursprünglich aus Japan beziehungsweise Südostasien und breiten sich weltweit derzeit stark aus.

Diese beiden Arten sind bekannte Überträger gefährlicher tropischer Krankheiten. Eine besonders hohe Übertragungsfähigkeit hat die Asiatische Tigermücke: sie kann Gelbfieber-, West-Nil-, Dengue- und Chikungunya-Viren in sich tragen. Mit den Eiern gelangen diese Viren normalerweise nicht nach Deutschland. Hat sich die Mückenart aber erstmal fest etabliert, können infizierte Reiserückkehrer die Viren in die regionale Mückenpopulation einbringen – dadurch kann es auch bei in Rheinland-Pfalz zu Ausbrüchen dieser gefährlichen Krankheiten kommen. Weltweit melden zunehmend mehr Länder Ausbrüche von Dengue und Chikungunya. Autochthone – also vor Ort übertragene – Dengue-Fälle wurden 2018 sogar erstmalig in Frankreich und Spanien gemeldet. Damit steigt die Gefahr, dass diese Krankheiten zum Beispiel durch Reiserückkehrer auch nach Deutschland gelangen.

Die Ausbreitung der neuen Arten wissenschaftlich zu erfassen, ist also von großer Bedeutung und alle Bürgerinnen und Bürger können die Forscher in ihrer Arbeit unterstützen. Wer eine Stechmücke gefangen hat, kann diese an den sogenannten „Mückenatlas“ (https://mueckenatlas.com/) schicken. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Projekts werden die Mücken bestimmt und in die Verbreitungskarte eingetragen. Als „eingetragener Mückenjäger“ kann man sich dann auch auf der Karte wiederfinden und bekommt eine Rückmeldung, um welche Mückenart es sich gehandelt hat.