Frankfurt am Main – Die Feuerwehr Frankfurt am Main steht vor großen Herausforderungen. Das derzeit hohe Sicherheitsniveau wird auch durch die außerordentliche Einsatzbereitschaft der Feuerwehrleute und Rettungsdienstmitarbeiter, verbunden mit einer erheblichen Menge an Überstunden, gewährleistet. Inzwischen ist diese auf etwa eine halbe Million Überstunden angewachsen, wobei zusätzlich jährlich etwa 25.000 Überstunden ausgezahlt werden. Eine Pensionierungswelle steht bevor, das schnelle Wachstum der Stadt und gesellschaftliche Veränderungen stellen nun neue, große Anforderungen an Feuerwehr und Rettungsdienst. Deshalb hat der Magistrat am Montag, 7. Oktober 2019, eine umfassende Vorlage (M 157) mit dem Titel „Personalstrategische Ausrichtung des mittleren feuerwehrtechnischen Einsatzdienstes der Branddirektion bis zum Jahr 2040“ beschlossen und legt diese nun der Stadtverordnetenversammlung vor.
Mit dem 18-seitigen Konzept stellt sich die Feuerwehr für die Zukunft auf. Es betrachtet die wahrscheinlichen Entwicklungen bis zum Jahr 2040 innerhalb der Branddirektion und die der Stadt – wie Verdichtung und Neubau von Wohnvierteln, eine mögliche Einhausung der A661, der angedachte Ausbau des ÖPNV, aber auch tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen wie die Digitalisierung vieler Lebensbereiche und das bleibende Risiko von potentiellen Großeinsatz- oder Großschadenslagen im Zusammenhang mit Extremwetter, Bombenentschärfungen oder Terroranschlägen. Um derzeitigen und künftigen Herausforderungen gerecht zu werden, sieht die Branddirektion einen zusätzlichen Bedarf von mehr als 200 Stellen in den kommenden 20 Jahren.
Das Konzept soll als strategische Zielvereinbarung Magistrat und Stadtverordnetenversammlung unterstützen, zukünftige Entscheidungen in Bezug auf Feuerwehr und Rettungsdienst entsprechend zu bewerten und zu treffen. „Die Rahmenbedingungen machen deutlich, dass es unumgänglich ist, zum jetzigen Zeitpunkt die strategischen Weichen zu stellen“, erklärt Feuerwehrdezernent Markus Frank, der die Vorlage in den Magistrat eingebracht hat. „Es ist keine Frage, dass die Frankfurter Feuerwehr so zuverlässig und schlagkräftig bleiben muss wie sie es heute ist. Das geht aber nicht ohne die entsprechende Unterstützung und Haltung der Stadt. Dem tragen wir als Magistrat hiermit Rechnung.“
Die Grundsatzvorlage enthält aber auch genaue Berechnungen und einige konkrete Beschlüsse für die Stadtverordnetenversammlung. Die „aktuell dringlichste und damit kurzfristig anzugehende“ Aufgabe ist etwa die Neuausrichtung der zentralen Leitstelle der Frankfurter Feuerwehr – die größte ihrer Art in Hessen. Von hier werden pro Tag durchschnittlich mehr als 400 Einsätze koordiniert, Tendenz seit Jahren kontinuierlich steigend. Stellenzahl und Dienstplansystem werden dem nicht mehr gerecht. Eine externe Firma wurde beauftragt, den Bedarf zu analysieren und transparent darzustellen. Ebenso zeigt sich, dass der Personalfaktor, der heute und in Zukunft nötig ist, um Feuerwehr und Rettungsdienst rund um die Uhr einsatzbereit zu halten, von 5 auf 5,38 erhöht werden muss.
Frankfurts Personaldezernent Stefan Majer begrüßt den Beschluss vor allem auch vor dem Hintergrund, dass in Zukunft den Einsatzkräften keine immensen Mengen mehr an Überstunden abverlangt werden sollen: „Wir nehmen die Fürsorgepflicht für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wahr und stellen gleichzeitig sicher, dass die Feuerwehr Frankfurt am Main, die eine außerordentlich gute Reputation hat, auch in einem bundesweit stärker konkurrierenden Umfeld weiter eine attraktive Arbeitgeberin bleibt.“
Ausgearbeitet hat das Konzept der Direktor der Branddirektion, Karl-Heinz Frank, gemeinsam mit dem stellvertretenden Amtsleiter Thomas Jackel. Beide waren seinerzeit auch bereits am „Taktischen Feuerwehrkonzept 2020“ maßgeblich beteiligt, das für die Sicherheit Frankfurts bis heute entscheidend ist. Durch die damals personalneutrale Neuausrichtung der Einsatztaktik mit mehreren kleinen, über das Stadtgebiet verteilten Feuerwachen können Einsatzkräfte deutlich schneller vor Ort sein. Feuerwehr und Rettungsdienst sind personalintensiv, sie bestehen in erste Linie aus Menschen im Einsatz. „Der heutige Beschluss des Magistrats ebnet den Weg für das personalstrategische Konzept mit Blick auf die nächsten 20 Jahre“, betont Feuerwehrdezernent Markus Frank und erläutert: „Es hat das Ziel, Feuerwehr und die Stadt Frankfurt in die Lage zu versetzen, auf heutige und kommende Entwicklungen und Gefahren richtig reagieren zu können. Dabei soll es aber auch Planungssicherheit für alle Beteiligten herstellen. Denn die Ausrichtung der Feuerwehr für das übernächste Jahrzehnt erfordert grundlegende strategische Weichenstellungen.“