Speyer – Im Jahr 1090 bekam der Speyerer Dom einen neuen Baumeister. Kaiser Heinrich IV. beauftragte Otto von Bamberg damit, den groß angelegten Umbau des Doms fertig zu stellen. Der 30. Juni ist der Todes- und Gedenktag des heiligen Otto. An ihn und seine Tätigkeit erinnert ein Relief auf der Rückseite des bronzenen Hauptportals von Toni Schneider-Manzell sowie das nach ihm benannte Otto-Portal im Südosten des Doms, das von Karl Emmanuel aus Merzalben gestaltet wurde. Das Relief auf dem Hauptportal zeigt ihn als Bischof, bei der Weihe des umgebauten Doms.
Neubau 20 Jahre nach Fertigstellung
Warum genau Kaiser Heinrich IV. den Speyerer Dom, den sein Großvater begonnen und sein Vater vollendet hatte, noch einmal in weiten Teilen neu bauen ließ, ist unklar. Einige sehen hier ein Gelöbnis an die Jungfrau Maria vor dem Sieg über seinen Gegner Rudolf von Rheinfelden als Auslöser, andere vertreten die These, dass der Kaiser nach seinem Bußgang von Canossa seinen Machtanspruch als Herrscher von Gottes Gnaden verdeutlichen wollte.
Fest steht: der Dom, wie wir ihn heute kennen, entstand im Auftrag Heinrichs IV. und ist das Werk des heiligen Bennos von Osnabrück und seines Nachfolgers Otto von Bamberg. Die Überwölbung des Mittelschiffs, die vier hohen Türme im Osten und Westen und die Zwerggalerie sind im Zuge dieses Umbaus entstanden. Otto übernahm die Bauleitung, nachdem der Bau zwischenzeitlich ins Stocken geraten war. Er hielt sich im Wesentlichen an die Pläne seines im Jahr 1088 verstorbenen Vorgängers, setzte aber im Querhaus eigene Akzente.
Die Verdienste des heiligen Otto
Otto wurde um 1060 als Spross einer alten schwäbischen Adelsfamilie geboren und erhielt seine Erziehung im Kloster Wilzburg bei Eichsstätt. Seine herausragende Persönlichkeit und Begabung brachten ihn 1088 als Kaplan an den Hof des Polenherzogs Władisław-Hermann. Um 1090 holte ihn Heinrich IV. an den kaiserlichen Hof, er wurde Mitglied der Hofkapelle und später auch Kanzler. 1102 wurde er vom Kaiser zum achten Bischof von Bamberg ernannt.
Durch sein ausgleichendes Wesen gelangt es Otto später, die Auseinandersetzungen Heinrichs IV. mit seinem Sohn Heinrich V. zu beenden. In einer weiteren Vermittlungsmission bewirkte Otto die Lösung Heinrichs IV. vom kirchlichen Bann und seine Beisetzung im Dom.
Im Investiturstreit, den Kaiser und Papst um die Verleihung der Bistümer führten, versuchte Bischof Otto immer wieder zu schlichten. Da er auf Seiten Heinrichs V. gestanden hatte, wurde er 1118 auf der Synode in Fritzlar von der päpstlichen Partei seiner Ämter enthoben. Er wirkte maßgeblich an den Beschlüssen des Wormser Konkordats von 1122 mit, das den Investiturstreit beendete. In zwei Missionsreisen, 1124 bis 1125 und 1128, kam Otto nach Pommern. Er taufte zahlreiche Menschen und zerstörte die Tempel der slawischen Götter. Noch heute wird Otto als der Apostel der Pommern verehrt.
1189 wurde Otto heiliggesprochen. Seine Heiligsprechung wurde erst möglich im Rahmen des Ausgleichs zwischen Papsttum und Kaiserhof unter Papst Clemens III.
Der heilige Otto ist Patron gegen Fieber und Tollwut.