Karlsruhe – Zuerst ist ihr nur die Musik aufgefallen. Dann hat sie von der Entstehungsgeschichte des Kampfsportes Capoeira gehört und erfahren wie die afrikanischen Sklaven in Brasilien ihre Kampfkunst mit rhythmischen Gesängen als Tanz tarnen mussten. Als ein Heidelberger Capoeira-Verein mit dem Spruch warb „Capoeira bedeutet zu lernen, offen auf alles Neue zuzugehen“, hat sie sich auf den Weg gemacht, um herauszufinden, ob diese Kampfsportgruppe das wirklich ernst meint und für eine blinde Person offen ist. Und das war sie. Heute, zwölf Jahre später, ist Valiosa, so ihr Capoeira-Spitzname, immer noch begeisterte Capoeirista und seit mehreren Jahren beim Verein Capoeira Karlsruhe e.V. aktiv.
Wie sehende und nichtsehende Capoeira-Begeisterte die Kampfkunst gemeinsam trainieren können, hat Valiosa einer Kindergruppe im Rahmen eines von der Stadt Karlsruhe geförderten Projekts vom Verein Capoeira Karlsruhe e.V. näherbringen können. Mit geschlossenen Augen lassen sich die jungen Capoeiristas von ihren Mitspielerinnen und Mitspielern beim Aufwärmen durch die Sporthalle führen. Beim Capoeira-Spiel, das eigentlich größtenteils auf Körperkontakt verzichtet, kündigen die Kinder durch ein kurzes Berühren der Schulter ihres Mitspielers an, in welche Richtung sie einen Tritt planen, sodass ihr Gegenüber in Deckung gehen kann. „Mir geht es darum, dass die Kinder ein Gefühl für ihre anderen Sinne entwickeln können und lernen, sie im Capoeira-Spiel zu nutzen“, erklärt Valiosa. „Es ist ein großartiges Gefühl, die Kinder so offen, aufmerksam und hilfsbereit zu erleben.“
Auch die Integration von Geflüchteten stellt für Capoeira Karlsruhe e.V. ein sehr wichtiges Thema dar. Seit 2016 bietet der Verein mit Unterstützung der Stadt Karlsruhe Capoeira- Training für minderjährige Geflüchtete an. Außerdem bekommen bei der diesjährigen Kordelverleihung alle Kinder des Integrationsprojektes in Stutensee ihre erste Kordel. Das Integrationsprojekt „Capoere“, das Kinder mit und ohne Migrations- und Fluchthintergrund zusammenbringt, wird von der Integrationsoffensive Baden-Württemberg und der Stadt Stutensee gefördert und geht jetzt in das zweite Jahr. Im Mutterland Brasilien ist Capoeira zudem ein wirksames Instrument, um Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen zu unterstützen. Der Vorsitzende von Capoeira Karlsruhe, Luiz Carlos dos Santos Gomes (Instrutor Cao), unterrichtete in Brasilien in verschiedenen sozialen Projekten.
Einsatz findet Capoeira auch in der Hilfe und Unterstützung von Straßenkindern. Hier engagiert sich die Karlsruher Arbeitsgemeinschaft Recife e.V., die seit vielen Jahren mit einem Schmuck- und Infostand auf dem traditionellen Karlsruher DAS FEST zu finden ist. In Zusammenarbeit mit ihrer seit 30 Jahren vor Ort tätigen Partnerorganisation Grupo Ruas e Praças wird Straßenkindern eine neue Perspektive gegeben.
Kinderfest abgesagt
Leider muss das für morgen, 14.03.2020, geplante Kinderfest aufgrund der Entwicklungen bezüglich des Coronovirus ausfallen. Capoeira Karlsruhe bedauert natürlich sehr, hofft aber gleichzeitig auf Verständnis aller Interessierten.
„Aufgrund vorbeugender Maßnahmen und der Verantwortung gegenüber gefährdeten Personen hinsichtlich der aktuellen Entwicklung zum Coronavirus Sars-CoV-2 wird das Capoeira-Kinderfest am 14.03.2020 NICHT stattfinden. Wir bitten um Verständnis.“