Karlsruhe – Wie auf einer Perlenkette aufgereiht fuhren am 22. April 2020 die Fahrzeuge der Besucher zur Premiere des ersten Autokinos in Karlsruhe. Eingewiesen von umtriebigen Helfern fanden sich 400 Autos und damit etwa 800 Zuschauer zu diesem Ereignis auf dem Messplatz an der Durlacher Allee ein. Im Hintergrund rauschte die Straßenbahn vorbei, es war ein lauschiger Frühlingsabend.
Bambi-Verleihungen, Bau und Abriss von Lichtspielhäusern in der zentralen Kaiserstrasse, 3D-Festivals, Queer-Filme, Open Air-Kinoprogramme und ein internationales Kurzfilmfestival: Die Fächerstadt hat im Laufe ihrer Geschichte schon vieles Cineastisches gesehen, aber ein Autokino war überraschenderweise bisher nicht dabei.
Eine Snacktüte konnte man sich vorbestellen bei dieser historischen Autokinopremiere, aber ansonsten saß man alleine oder zu zweit im Wagen, die Eintrittskarten wurden durchs Autofenster gescannt, menschlicher Kontakt fand nicht statt. Ein Messeparkplatz wie jeder andere, Bauzäune, getönte Scheiben. Doch wirklich alleine fühlte man sich nicht. Über die Radiofrequenz, über die der Kinoton kam, meldeten sich die Veranstalter und begrüßten die Zuschauer. Man hatte an alles gedacht, ein Vor-Filmchen informierte darüber, nur zwei Wochen Vorbereitungszeit hatte das erste Autokino Karlsruhes. Das Herzstück, der Film-Projektor, kam erst am Vormittag desselben Tages. Die Leinwand war quasi selbstgebastelt und für diejenigen, deren Autobatterie nach 92 Minuten Radiohören leer sein sollte, gab es Starthilfe (was nur einem Fahrzeug passierte).
Die Zuschauer dankten es mit Hupkonzerten – aus Freude. Der etwas dämliche Film an diesem Premierenabend war unwichtig. Das Kino wurde gefeiert, die Freiheit, sich trotz aller Widrigkeiten mehr oder weniger gemeinsam einen Kinofilm anzusehen zu können. Der Karlsruher Messplatz ist noch bis in den September hinein von den Veranstaltern gebucht, dass jeweils neuste Programm wird kurzfristig auf der Internetseite präsentiert, auf der man auch die Eintrittskarten kaufen kann. Die eigentliche Überraschung ist aber eine andere: Nicht einer der vielen Betreibern von kleinen oder großen Kinos in der Region Karlsruhe, nicht Filmpalast, nicht Schauburg, nicht die Luxorkette aus dem Rhein-Neckarraum und nicht das Forum Rastatt, hat das erste Autokino der Fächerstadt auf die Beine gestellt und erfolgreich dessen Premiere gestemmt. Nein, es waren die Männer und Frauen des Karlsruher Kammertheaters.
Tipp: Früh kommen, da sind die Plätze besser, und auf eine saubere Windschutzscheibe achten!