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In Europa sterben immer weniger Menschen an Krebs. So lautet das erfreuliche Fazit einer Studie der Universität Mailand, deren Ergebnisse im Journal „Annals of Oncology“ veröffentlicht wurde. Demnach konnten die Wissenschaftler bei der altersbereinigten Krebssterblichkeit in Europa einen deutlichen Rückgang beobachten – vor allem bei Magenkrebs, Eierstockkrebs und Leukämie.

Krebserkrankungen gehören nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen in Europa. Betroffen sind vor allem ältere Menschen. Da die Lebenserwartung in Europa in den vergangenen Jahrzehnten erheblich gestiegen ist, hatte das auch steigende Zahlen an Krebsdiagnosen und Todesfällen durch die Erkrankung zur Folge. Das führte zu einer Verzerrung der Zahlen, denn in den Statistiken gab es immer mehr Krebstote, jedoch ist das Sterberisiko für jeden Einzelnen stetig gesunken. Der Grund für die steigenden Zahlen liegt also vor allem darin, dass es in Europa immer mehr Menschen und vor allem immer mehr ältere Personen gibt – begründet durch den demografischen Wandel. Umso interessanter ist es, nun einmal eine altersbereinigte Auswertung der Zahlen zu sehen. Die aktuelle Studie liefert somit unterm Strich ein positives Resümee.

Die Studienergebnisse im Detail

Wie die Forscher der Universität Mailand herausfinden konnten, sind vor allem bei Männern deutliche Rückgänge zu beobachten, wenn es um die Sterberate durch Magenkrebs sowie Leukämie gehe. Aber auch bei Frauen gibt es eine positive Tendenz, und zwar ebenfalls bei der Leukämie sowie beim Eierstockkrebs. Im Jahr 2020 werden demnach voraussichtlich 132.400 Männer und 110.000 Frauen an Krebs sterben, so lauten die aktuellen Prognosen für Deutschland. Das bedeutet für Männer seit dem Jahr 2014 einen Rückgang von durchschnittlich sechs Prozent. Frauen kommen auf einen Wert von durchschnittlich vier Prozent. Für diese Unterschiede sind vor allem die Rauchgewohnheiten verantwortlich.

Viele Krebstote durch das Rauchen

Bei Männern sterben nämlich nach wie vor die meisten Betroffenen an Lungenkrebs. Im Jahr 2020 werden das voraussichtlich rund 28.700 männliche Personen sein. Demgegenüber sterben voraussichtlich „nur“ 18.100 Frauen im Jahr 2020 an Lungenkrebs. Bei ihnen befindet sich die Krebsart somit nur auf dem zweiten Platz nach Brustkrebs, wenn es um die Statistiken der Krebssterblichkeit geht. Bei Männern befindet sich Prostatakrebs auf dem zweiten Rang – allerdings mit 15.500 Fällen deutlich abgehängt. Der Rückgang beim Sterberisiko ist also auch deshalb bei den Männern größer, da tendenziell mehr Männer rauchen und somit auch von entsprechenden Krebsarten wie eben Lungenkrebs betroffen sind. Da nun aber immer mehr Männer mit dem Rauchen aufhören, sinken die entsprechenden Zahlen bei den Männern etwas schneller sowie deutlicher. Ein solcher veränderter Lebensstil wird somit als wichtigster Grund für den Rückgang der Krebssterblichkeit in Deutschland angesehen. Hinzu kommen Fortschritte in der Medizin.

Tabakbedingte Krebserkrankungen nehmen ab…

Die Studie liefert somit auch eindeutige Ergebnisse, wenn es um tabakbedingte Krebserkrankungen geht. Demnach seien diese für mehr als die Hälfte der Krebstodesraten in der EU verantwortlich. Neben dem Lungenkrebs gehören dazu auch Krebsarten im Kopf- und Hals-Bereich sowie Blasenkrebs. In einen engen Zusammenhang mit dem Rauchen werden außerdem Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie Gebärmutterhalskrebs gebracht. Nun, da die Raucherquoten seit einigen Jahrzehnten rückläufig sind, macht sich das auch positiv bei den Krebstodesfällen bemerkbar. Bei den Männern beläuft sich der Rückgang der Todesfälle allein durch Lungenkrebs auf rund elf Prozent, so das Ergebnis der Studie. Dieser Wert sorgt für einen insgesamt deutlicheren Rückgang bei der Krebssterblichkeit gegenüber weiblichen Patientinnen. Überraschend ist zudem, dass es bei den Frauen sogar zu einem fünfprozentigen Anstieg der Todesfälle durch Lungenkrebs kommen könnte, so die Hochrechnung.

…aber nicht bei Frauen

Auch dieser Trend lässt sich nicht nur in Deutschland, sondern europaweit beobachten. Schon seit mehreren Jahren steigen die Zahlen der Toten durch Lungenkrebs unter den Frauen an. Zwar hat sich dieser Anstieg nun verlangsamt, dennoch wirft er Fragen auf. Es sei die Generation der Frauen, welche in den 1950er und 1960er Jahren geboren wurde, die zunehmend betroffen sei, so die Experten. Denn vor allen in diesen Generationen lag das Rauchen ab den 1970er Jahren im Trend. Nun kommen sie zunehmend in das Alter, in welchem sich die Langzeitfolgen wie eben Lungenkrebs bemerkbar machen. Auch hier ist also zu erwarten, dass die Zahlen in den kommenden Jahrzehnten wieder sinken – denn bei den anschließenden Generationen kam das Rauchen zunehmend wieder aus der Mode. Dass heutzutage immer weniger Personen rauchen oder zumindest auf gesündere Alternativen wie das Dampfen umsteigen, wirkt sich also unterm Strich jetzt sowie in Zukunft positiv auf die Krebssterblichkeit aus. Die Branche der E-Zigaretten erlebt in diesem Zuge einen regelrechten Boom und es gibt immer mehr Anbieter auf dem Markt, auch aus Deutschland. Denn beim Dampfen ist es vor allem die Qualität der Produkte, welche darüber entscheidet, ob es tatsächlich gesünder ist als das Rauchen oder nicht.

Prostatakrebs im Fokus der Studie

Zuletzt gibt es noch eine weitere interessante Erkenntnis. Die Wissenschaftler der Universität Mailand nehmen jedes Jahr eine andere Krebsart in den Fokus. In diesem Jahr handelte es sich dabei um den Prostatakrebs. Auch hier sorgen alles in allem rückläufige Zahlen für ein positives Resümee. Allerdings gibt es eine Ausnahme: Zwar wird die Mortalitätsrate durch Prostatakrebs im Jahr 2020 um rund sieben Prozent sinken, jedoch könnte es in Polen bis zu 18 Prozent mehr Tote geben. Woran das liegt, scheint noch unklar. Eine These schiebt diese hohe Rate auf eine verzögerte Einführung von Diagnose-, Operations- sowie Therapiemöglichkeiten, welche in den anderen europäischen Ländern die Todesrate durch Prostatakrebs in der jüngsten Vergangenheit deutlich gesenkt haben.