Mainz – Die GEW Rheinland-Pfalz mahnt an, die unterschiedlichen Lebensverhältnisse und Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler ab sofort verstärkt in den Fokus zu nehmen und Hilfen bzw. entsprechende Unterstützung zielgerichtet anzubieten, gerade auch im Hinblick auf zu entwickelnde schulische und pädagogische Strukturen für das neue Schuljahr 2020/21.
Dabei muss Schule als Lebens- und Lernort gesehen werden, der den Lernenden die bestmögliche Bildung ermöglichen soll. Sich lediglich auf den Ausbau des digitalen Unterrichts zu konzentrieren, greift hierbei zu kurz. Es bedarf tragfähiger Konzepte und Orientierungsrahmen für die Organisation von Unterricht in den Zeiten von Corona und einer deutlichen Unterstützung für die Lehrkräfte, damit sie diese Herkulesaufgabe stemmen können. Die GEW weist darauf hin, dass die Corona-Krise die Bildungs-Ungerechtigkeit verstärkt. Kinder mit Lernproblemen sind durch die Schulschließungen besonders betroffen.
„Jedoch fällt dieses Problem nicht vom Himmel. Vielmehr macht die Krise deutlich, was in den letzten Jahren an der Umsetzung notwendiger Maßnahmen versäumt worden ist. Dies gilt es nun dringend nachzuholen“, so der Landesvorsitzende der GEW Rheinland-Pfalz, Klaus-Peter Hammer. Die GEW bekräftigt ihre nachdrückliche Forderung nach Chancengleichheit, z.B. durch den Einsatz von multiprofessionellen Teams vor Ort und entsprechenden pädagogischen Konzepten. Sozialämter, Jugendhilfe und Schulen müssen dabei Hand in Hand arbeiten. Um die Schulen in die Lage zu versetzen, intensiv an der Umsetzung zielführender Konzepte zu arbeiten, müssen sie personell entsprechend gut ausgestattet sein bzw. werden. Schulleitungen sind deutlich stärker zu entlasten, die Schulen brauchen zeitliche Freiräume, um Konzepte zu entwickeln und umzusetzen.
„Wir stellen fest“, so Klaus-Peter Hammer, „dass der Einsatz digitaler Werkzeuge in erster Linie nicht nur an der mancherorts fehlenden digitalen Infrastruktur der Schulen scheitert, sondern häufig an den sozialen Verhältnissen in den Familien.
Zudem fehlt bislang die Entwicklung wirksamer neuer pädagogischer Konzepte, die einen Einsatz digitaler Instrumente überhaupt erst sinnvoll machen. Hierbei müssen bei allen Überlegungen die sozial benachteiligten Schülerinnen und Schüler stärker als bisher berücksichtigt werden. Für erfolgreiche Bildungsprozesse spielen nach Ansicht der GEW soziale und emotionale Komponenten eine wichtige Rolle, die durch den vermehrten Einsatz digitaler Instrumente nicht vernachlässigt werden dürfen.
„Es ist wichtig und dringlich“, so Hammer weiter, „dass die Erfahrungen, die im Rahmen der Corona-Krise mit Fernunterricht und Digitalisierung gemacht wurden, von der Politik für eine intensive Diskussion über pädagogische Reformen genutzt werden. „Die Überwindung der sozialen Spaltung in unserer Gesellschaft darf man nicht den Schulen alleine überlassen. „Hierzu braucht es einen Masterplan, der ministeriumsübergreifend und durch das Einbeziehen vieler gesellschaftlicher Gruppen entwickelt und schnell umgesetzt werden muss.“
Außerdem unterstützt die GEW Rheinland-Pfalz den Vorschlag von Prof. Christian Drosten (Institut für Virologie, Charité Berlin), auf freiwilliger Basis in allen Bildungseinrichtungen wöchentliche Test auf den Corona-Virus möglich zu machen und fordert die Landesregierung auf, entsprechende Schritte einzuleiten.