Speyer – Mit konfessionellen Gottesdiensten in sieben Speyerer Kirchen hat der zweite Tag des Ökumenischen Kirchentages begonnen. Begleitet vom Glockengeläut der Kirchen in der Innenstadt zogen rund 1.500 Gläubigen zum Altpörtel. Dort beteten sie gemeinsam für das Kommen des Heiligen Geistes, für Versöhnung und die Einheit der Kirche.
Die Fürbitten richteten sich auch auf die Überwindung von Kriegen und Konflikten in der Welt sowie die Bereitschaft, den Flüchtlingen hierzulande Raum zu geben,
„in unseren Dörfern und Städten, vor allem aber in unseren Herzen“.
Bereits am Vorabend hatten die acht am Kirchentag beteiligten Kirchen eine gemeinsame Pfingstvigil in der Gedächtniskirche der Protestation gefeiert. Dabei betonte Kirchenpräsident Christian Schad, dass die wahre Einheit der Kirchen nicht Uniformität meine, sondern vielmehr,
„dass wir uns mit dem Schatz unserer jeweiligen Traditionen wechselseitig beschenken, dass wir die jeweils typischen Gaben unserer Konfessionen nicht für uns behalten, sondern sie füreinander öffnen, sie miteinander teilen, sie untereinander austauschen“.
Die Erfahrung der Einheit in Christus sei tiefgehender und nachhaltiger als alle institutionellen Grenzen, die die Christen noch trennten.
Bischof Karl-Heinz Wiesemann erinnerte in seiner Predigt an einen Grundsatz reformatorischer Theologie, das „Solus Christus! Christus allein.“ Lange Zeit habe dieses Schlagwort, zusammen mit den anderen „Sola“-Formeln (allein aus Glaube, allein aus Gnade, allein die Schrift) zur Abgrenzung zwischen den Konfessionen beigetragen. Heute sei dieser Grundsatz jedoch zu einem verbindenden Glaubensbekenntnis aller Christen geworden. „Gemeinsam bekennen wir uns – als Katholiken und Protestanten, als orthodoxe Christen und als Mitglieder aller weiteren ACK-Kirchen – zu Jesus Christus als dem einzigen Herrn und Mittler“, sagte Wiesemann. Der Gottesdienst wurde musikalisch gestaltet vom Chor der griechisch-orthodoxen Gemeinde aus Ludwigshafen, der Evangelischen Jugendkantorei der Pfalz, Kantorin Ute Hormuth und Domorganist Markus Eichenlaub.
Beim Ökumenischen Kirchentag in Speyer geben rund 200 Angebote entlang der Kirchenmeile zwischen Gedächtniskirche und Dom einen Einblick in das christliche Leben. Das Spektrum des Programms reicht von Gottesdiensten, Bibelarbeiten und Jugendfestival „stand up!“ bis zu Ausstellungen, Musik, Kabarett und Podiumsdiskussionen. Mehr als 1000 Mitwirkende, Helferinnen und Helfer sind im Einsatz. 10.000 Schals und 100 Fahnen tauchen die Speyerer Innenstadt während der Festtage in die Farben Magenta und Grün. Im Schlussgottesdienst am Pfingstsonntag um 16 Uhr im Domgarten unterzeichnen Kirchenpräsident Christian Schad und Bischof Karl-Heinz Wiesemann einen Ökumenischen Leitfaden, der am Pfingstmontag in den ökumenischen Gottesdiensten der Kirchengemeinden inhaltlich aufgegriffen wird.