Heidelberg: Stiftungen schenken Land Baden-Württemberg Neubau des Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg im Wert von 85 Millionen Euro

Heidelberg – In Deutschland erhalten jedes Jahr Eltern von rund 2.000 Kindern die furchtbare Diagnose, dass ihr Kind an Krebs erkrankt ist. Obwohl sich Forschung und Behandlungsmöglichkeiten in den letzten Jahrzehnten verbessert haben, mangelt es immer noch an Therapien, die speziell auf Kinder zugeschnitten sind. Ein Neubau des Hopp-Kindertumorzentrums Heidelberg (KiTZ), den die Dietmar Hopp Stiftung GmbH und die ODWIN gGmbH in Heidelberg errichten und dem Land Baden-Württemberg schenken werden, soll bundesweit einzigartige Voraussetzungen für Forschung und Patientenbehandlung unter einem Dach schaffen. Am 24. September 2020 stellten Vertreter der Stiftungen zusammen mit Verantwortlichen aus Politik, dem KiTZ, Medizin und Wissenschaft sowie des ausführenden Architekturbüros das Konzept des Gebäudes vor, das auch für Patienten und ihre Angehörigen ein ganz besonderes, die Genesung förderndes Umfeld schaffen soll.

Das „Hopp-Kindertumorzentrum Heidelberg“ (KiTZ) ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und der Universität Heidelberg (Uni HD).

Patientenzimmer des geplanten KiTZ-Neubaus. (Quelle: Heinle, Wischer und Partner)
Patientenzimmer des geplanten KiTZ-Neubaus. (Quelle: Heinle, Wischer und Partner)

Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer sieht das KiTZ als beispielhaft für die Medizin der Zukunft: „Ich bin den Spendern für ihre außergewöhnliche Unterstützung überaus dankbar. Dem KiTZ als einem Leuchtturm der universitären Spitzenmedizin im Land eröffnen sich mit dem Neubau wichtige Entwicklungsmöglichkeiten. Aus der hier möglichen engen Verbindung von Grundlagenforschung und Krankenversorgung können neue innovative Therapien zur Behandlung von Krebs bei Kindern entstehen. Der Neubau und die hohe fachliche Expertise der Menschen, die das KiTZ mit Leben füllen, bieten dafür hervorragende Voraussetzungen. Das KiTZ steht exemplarisch für die Kooperation zwischen Universitätsmedizin und außeruniversitärer Forschung – und damit für die Medizin der Zukunft.“

Dem schloss sich Professor Ingo Autenrieth, Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Heidelberg, an: „Dieser Neubau steht für die Weiterentwicklung einer modernen, integrierten Krebsmedizin für Kinder, von der Forschung über Diagnostik und Therapie bis zur umfassenden Nachsorge, Pflege und Fürsorge. Im Namen unserer engagierten Mitarbeiter, der Patienten und ihrer Familien danke ich den Spendern ganz herzlich.“

Professor Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ, ergänzte: „Im KiTZ haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des DKFZ gemeinsam mit den Ärztinnen und Ärzten des Universitätsklinikums Heidelberg ihre viel beachtete Forschung erfolgreich in maßgeschneiderte Ansätze für eine bessere Diagnostik und Behandlung krebskranker Kinder übertragen. Von diesen neuen Therapiemöglichkeiten profitieren die jungen Patientinnen und Patienten schon jetzt.“

Eingang des geplanten KiTZ-Neubaus. (Quelle: Heinle, Wischer und Partner)
Eingang des geplanten KiTZ-Neubaus. (Quelle: Heinle, Wischer und Partner)

Den Grund, auf dem der Neubau entsteht, stellt das Land zur Verfügung: „Ich freue mich sehr, dass das Land Baden-Württemberg mit der Bereitstellung der für das Neubauvorhaben benötigten Flächen auf dem Heidelberger Campus einen Beitrag zur Realisierung dieses richtungsweisenden Projektes leisten kann, das Therapiemöglichkeiten und die Lebensqualität krebserkrankter Kinder deutlich verbessern wird“, so Finanzstaatssekretärin Gisela Splett.

Die Baukosten in Höhe von insgesamt 85 Millionen Euro tragen zum überwiegenden Teil die Dietmar Hopp Stiftung und die ODWIN gGmbH von Gerda Tschira. Zu den weiteren Spendern gehören Bild Hilft e.V. mit sechs Millionen und der Mannheimer Unternehmer Dr. Manfred Fuchs, der das Vorhaben mit einer Million Euro unterstützt.

„Seit 25 Jahren sind das Universitätsklinikum Heidelberg, das DKFZ und meine Stiftung eng miteinander verbunden. Das gilt ganz besonders für die Kindermedizin und Kinderkrebsmedizin“, erklärte Dietmar Hopp. Die Angst, eines seiner Kinder könne an Krebs erkranken, sei 1995 einer der Gründe gewesen, die Dietmar Hopp Stiftung ins Leben zu rufen. „Wenn wir jetzt durch die Errichtung dieses wegweisenden Zentrums daran mitwirken können, die Sterberate von betroffenen Kindern zu senken und damit Familien unermessliches Leid zu ersparen, erfüllt mich das mit Freude und Dankbarkeit“, so Dietmar Hopp. Als Besonderheit des Projekts hob er das Leitbild hervor, das die Stiftungen gemeinsam mit Mitarbeitenden am KiTZ erarbeitet haben: Es orientiert sich überwiegend am Patienten, sowohl an der Krankenversorgung als auch an der Forschung. Es ist das zentrale Element der formalen, strategischen, organisatorischen, operativen, baulichen und sozialen Ausrichtung und für alle Projektbeteiligten maßgeblich.

Für die Realisierung des Bauvorhabens habe man gemeinsam mit der ODWIN gGmbH eine Projektgesellschaft gegründet. Ende Juni hat ein Preisgericht unter Beteiligung der Stiftungen, des Landes Baden-Württemberg, des KiTZ, des Universitätsklinikums Heidelberg, der Stadt Heidelberg und des Deutschen Krebsforschungszentrums den Sieger des Architektenwettbewerbs gekürt.

Mit der Umsetzung des Neubaus im Neuenheimer Feld neben der Kinder-, Frauen- und Hautklinik und nahe des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) wurde das Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner aus Stuttgart beauftragt, das in seinem Entwurf hervorragend umgesetzt hat, was man architektonisch zu Wohlbefinden und Genesung beitragen kann. Die besondere Herausforderung bei der Erstellung des Entwurfs lag darin, Anforderungen des Leitbildes an ein patientenorientiertes Umfeld mit höchsten Ansprüchen an Patientenzimmer, Lern-, Spiel- und Sportmöglichkeiten sowie Aufenthalts- und Rückzugsorte zu erfüllen und diese in Einklang zu bringen mit Hochleistungsmedizin, stationärer Regelversorgung, Notfallmedizin und zukunftsweisender internationaler Spitzenforschung. Eine weitere Besonderheit der Planungen liegt in der Nutzerbeteiligung: In so genannten Design Thinking Workshops werden Ärzte, Pflegepersonal, Forscher und Verwaltungsmitarbeitende an der Entwicklung beteiligt, um optimale Arbeitsbedingungen für alle Arbeitsbereiche zu schaffen.

Das Modell des KiTZ-Neubaus erklärte Architekt Hanno Chef-Hendriks: „Der Gebäudeentwurf folgt der Idee der engen Kooperation von Forschung und Therapie in einem Haus. Ziel ist die Gestaltung eines Umfeldes, das eine nachhaltige und leistungsfähige Versorgung der Patienten und ihrer Angehörigen gewährleistet und eine Forschung ermöglicht, die Patienten auch über Heidelberg hinaus zugutekommt. Darüber hinaus soll die Architektur ihren Teil zu einem positiven Arbeitsumfeld beitragen und dadurch die Gesundheit und Zufriedenheit der Mitarbeitenden fördern.“ Dafür werden Patientenbereiche, Untersuchungs- und Aufenthaltsräume sowie Räume für Forschung, Besprechung und Schulung um eine gemeinsame Mitte komponiert. „Das erzeugt eine gute Orientierung und kurze Wege“, betont Chef-Hendriks.

Prof. Dr. Olaf Witt (Direktor KiTZ), Prof. Dr. Michael Baumann (Vorstandsvorsitzender DKFZ), Gerda Tschira (Stifterin, ODWIN gGmbH), Prof. Dr. Andreas Kulozik (Direktor KiTZ), Dietmar Hopp (Stifter, Dietmar Hopp Stiftung GmbH), Theresia Bauer (Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg), Prof. Dr. Stefan Pfister (Direktor KiTZ), Hanno Chef-Hendriks (Heinle, Wischer und Partner, Freie Architekten), Willem Tell (Vorstandsmitglied von BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“), Prof. Dr. Ingo Autenrieth (Vorstandsvorsitzender UKHD), Till Behnke (Heinle, Wischer und Partner, Freie Architekten), Manfred Fuchs (Stifter, Geschäftsführer Fuchs Petrolup SE). (Bild: Tobias Schwerdt/KiTZ)
Prof. Dr. Olaf Witt (Direktor KiTZ), Prof. Dr. Michael Baumann (Vorstandsvorsitzender DKFZ), Gerda Tschira (Stifterin, ODWIN gGmbH), Prof. Dr. Andreas Kulozik (Direktor KiTZ), Dietmar Hopp (Stifter, Dietmar Hopp Stiftung GmbH), Theresia Bauer (Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg), Prof. Dr. Stefan Pfister (Direktor KiTZ), Hanno Chef-Hendriks (Heinle, Wischer und Partner, Freie Architekten), Willem Tell (Vorstandsmitglied von BILD hilft e.V. „Ein Herz für Kinder“), Prof. Dr. Ingo Autenrieth (Vorstandsvorsitzender UKHD), Till Behnke (Heinle, Wischer und Partner, Freie Architekten), Manfred Fuchs (Stifter, Geschäftsführer Fuchs Petrolup SE). (Bild: Tobias Schwerdt/KiTZ)

Äußerst zufrieden mit den Plänen zeigen sich auch die drei Direktoren des KiTZ, Professor Stefan Pfister, Professor Olaf Witt und Professor Andreas Kulozik.

„Wir, das Direktorium und alle Mitarbeiter am KiTZ, sind sehr glücklich und unendlich dankbar für dieses eigentlich unfassbare Geschenk und den tollen architektonischen Entwurf! Dass wir unsere Aktivitäten in der kinderonkologischen Forschung und Krankenversorgung, die bisher auf sechs verschiedene Gebäude auf dem Campus verteilt stattfinden, zukünftig unter einem Dach vereinen können, wird ganz erhebliche Synergien freisetzen, die wir zum Wohle der Patienten nutzen wollen – in Heidelberg und darüber hinaus“, sagt Stefan Pfister.


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