Mannheim – Das IFFMH gibt erste Details zum Programm und zur Umsetzung der 69. Ausgabe bekannt: Das Publikum kann sich auf neue Sektionen und Formate freuen.
Eine Woche lang wird in den Mannheimer und Heidelberger Kinos ein physisches Festival mit einem konzentrierten Programm stattfinden Dabei rücken dieses Jahr die Debüts im dotierten Wettbewerb ON THE RISE noch stärker in den Fokus, um junge Filmemacher besonders zu unterstützen. Zusätzlich bietet das IFFMH an den letzten vier Tagen eine repräsentative Auswahl des Programms digital an. Diese OnlineExtension ermöglicht es Zuschauern, Filme nachzuholen, die sie etwa aufgrund von reduzierten Kinoplatzkapazitäten oder Reisebeschränkungen verpasst haben. Für Presse und Branche wird es während des gesamten IFFMH außerdem erstmals einen Zugang auf der Plattform Festivalscope geben, die als neuer Partner gewonnen werden konnte.
Das Spielfilmdebüt von Ausnahmetalent Dani Rosenberg The Death of Cinema and My Father Too eröffnet die 69. Ausgabe des IFFMH. Rosenbergs Vater ist der Held unzähliger liebevoll produzierter gemeinsamer Amateurfilme. Als sie das erste große professionelle Projekt drehen wollen, steht Dani kurz vor der Geburt des eigenen Kindes und sein Vater am Ende einer tödlichen Krankheit. Rosenberg filmt seinen Vater ein letztes Mal, diesmal dokumentarisch. Gleichzeitig dreht er eine Fiktion des gemeinsamen Abschieds – und eine Fantasie des ursprünglich geplanten Projekts. Die drei Ebenen fließen ineinander über zu einem so ungewöhnlichen wie persönlichen Kinoerlebnis. The Death of Cinema and My Father Too war in der offiziellen Auswahl der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2020.
In dem einfühlsamen Debüt Asia von Ruthy Pribar ist die Konstellation spiegelverkehrt: Asia (Alena Yiv) sieht sich dem nahenden Tod der Tochter (Shira Haas) ausgesetzt. Beide ringen gemeinsam um Würde. Asia feierte seine Weltpremiere auf dem Tribeca Film Festival 2020. Shira Haas erlangte zwischenzeitig internationale Bekanntheit mit der jüngst Emmy-ausgezeichneten Serie Unorthodox.
Als Weltpremiere zeigt das IFFMH den völlig unabhängig produzierten Film Der Siebzehnte (Come Closer). Das Regieduo Saskia und Ralf Walker präsentiert ein faszinierendes Stück anarchisches Kino: Freie Liebe in einem freien Film, erfüllt von Neugierde auf andere Menschen und auf neue Konstellationen im Bett.
Gold for Dogs ist das eindrucksvolle Debüt von Anna Cazenave Cambet über eine faszinierende junge Frau, die traumwandlerisch der Liebe wegen einen nicht für möglich gehaltenen Weg einschlägt. In Cannes von der Semaine de la Critique ausgewählt, entwickelt der Film durch seine Farben und Beleuchtung eine faszinierende Tiefenstruktur. Immer im Zentrum: die beeindruckende Hauptdarstellerin Tallulah Cassavetti in ihrem ersten Film.
Regisseur Chaitanya Tamhane taucht in seinem zweiten Spielfilm The Disciple tief in die Tradition indischen Gesangs ein und zelebriert das Leben als langsame Bewusstwerdung unterschiedlicher Perspektiven: auf sich selbst, auf das Umfeld und auf die Tradition. Erzählt mit epischen Mitteln und großartigen Momentaufnahmen. Bei den Filmfestspielen von Venedig wurde The Disciple für das beste Drehbuch ausgezeichnet.
Als Special freut sich das IFFMH über die Rückkehr eines alten Bekannten: Nachdem Dokumentarfilm-Legende Frederick Wiseman Ende der 1960er Jahre seine ersten Filme in Mannheim vorstellte und zuletzt 2014 mit National Gallery vertreten war, ist er nun mit City Hall zum 6. Mal Teil des Festivals. Wiseman durchleuchtet in seinem neuesten Werk die Verwaltung von Boston und schenkt Hoffnung für die Demokratie in den USA.
Die Sektion PUSHING THE BOUNDARIES ergänzt den Wettbewerb und zeigt das Neue im Etablierten.
In Genus, Pan, dem neuen Film von Lav Diaz, treffen Geldgier, Not und Gerechtigkeit in umwerfend gefilmter Natur aufeinander: Motive philippinischer Mythen und biblischer Gleichnisse verschmelzen zu einem Epos. Diaz ist wie eh und je ein Meister der Komposition von Schwarz-Weiß-Tableaus. Große menschliche Dramen macht er in aller Langsamkeit erfahrbar. Ihr Sog nimmt stetig zu und schenkt sogar Lebensmut.