Kaiserslautern – … Geht das nur in der Spinnerei von Rumpelstilzchen oder zukünftig auch mit der Hilfe von Mikroorganismen? Zumindest metaphorisch macht dies das neue BMBF Projekt „Waste to Value – Mikroorganismen verändern die Westpfalz“ möglich. Denn es zeigt, wie aus biologischen Reststoffen – wie bspw. Stroh – höherwertige Wertstoffe gewonnen werden können.
Dass dieses Thema auf breites Interesse stößt, zeigte gestern die schon frühzeitig ausgebuchte Kick-off Veranstaltung des neuen Forschungs- und Entwicklungsprojektes der Hochschule Kaiserslautern zusammen mit dem Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens (PFI) sowie dem Wirtschaftsförderer ZukunftsRegion Westpfalz e.V. (ZRW). In der BMBF Ausschreibung „Wandel durch Innovation in der Region“ (WIR!) konnte sich das Projekt „Waste to Value“ (W2V) gegenüber 130 weiteren Bewerbern durchsetzen. Nun startet W2V eine Konzeptentwicklung zu deren Mitwirken Unternehmen, Kommunen und Zivilgesellschaft der Westpfalz aufgerufen sind.
Die Idee ist es, Kreislaufwirtschaft, Bioökonomie und Klimaschutz zu verknüpfen und einen biotechnologischen Strukturwandel in der strukturschwachen Region Westpfalz zu initiieren. Die Verbindung der traditionellen, aus der Schuh- und Textilindustrie stammenden Kompetenzen in Bereichen wie Kleb- und Dichtstoffe, Kunststoffe und Verbundwerkstoffe mit auf dem Einsatz von Mikroorganismen basierenden Technologien der weißen Biotechnologie sei das Ziel des Bündnisses „Waste to Value“, so der begrüßende Vize-Präsident der Hochschule, Prof. Dr. med. Karl-Herbert Schäfer. Der Oberbürgermeister der Stadt Pirmasens, Markus Zwick, wies darauf hin, dass eben diese in den letzten Jahren schon an verschiedenen Forschungseinrichtungen der Region erfolgreich umgesetzt wurden.
Bestehende Leuchtturmprojekte in denen diese Verbindung schon die Ökonomie der Westpfalz beeinflussen, referierte Dr. Stefan Dröge vom PFI, seien zum Beispiel die Herstellung von Treibstoffen und chemischen Grundstoffen wie Butanol aus alten Backwaren und Pizzaresten oder die Gewinnung von Wirkstoffen aus Gemüseabfällen. Eine zentrale Rolle sollen dabei zukünftig Mikroorganismen spielen, die durch ihre besonderen katalytischen Eigenschaften biogene Abfallstoffe energie- und ressourceneffizient zu Wertstoffen umwandeln können.
Dieser neue Ansatz stieß bei über 60 Teilnehmern auf großes Interesse, insbesondere bei Unternehmen die sich in den Bereichen Kunststoffe, Klebstoffe und Verbundwerkstoffe weiterentwickeln möchten und, so die Hoffnung von vertretenen Firmeninhabern und Geschäftsführern, neue Möglichkeiten bieten sich wirtschaftliche Vorteile zu erschließen. Aber auch die Kommunen, Wirtschaftsförderer und die Zivilgesellschaft wie zum Beispiel der BUND und NABU waren mit großem Interesse vertreten und motiviert, an einem gemeinsamen Konzept mitzuwirken. Die große Resonanz und die ideenreichen Gespräche bescheinigen der Kick-off Veranstaltung einen vollen Erfolg. Weitere Gespräche und Workshops sind bereits geplant und die Hoffnung wächst, dass Mikroorganismen zukünftig Stroh – vielleicht nicht zu Gold, aber doch zu Geld – spinnen können.