Bruchsal – Am 28. September 1970 besuchte Sepp Herberger erstmals ein Gefängnis – die JVA Bruchsal. Dass sich seine Stiftung für Resozialisierung einsetzen soll, verfügte der Weltmeistertrainer in seinem Testament. Das 50 Jahre andauernde Engagement wurde vergangene Woche am Ursprungsort in Baden gefeiert.
Ottmar Hitzfeld, Baden-Württembergs Justizminister Guido Wolf, DFB-Vizepräsident Dirk Janotta sowie Vertreter des Badischen Fußballverbandes um Vizepräsident Helmut Sickmüller zählten zu den zahlreichen Ehrengästen bei der Feier in der Sporthalle der JVA. Dort, wo vor 50 Jahren das Engagement Herberger für die Strafgefangenen begonnen hatte, erinnerte man an das Vermächtnis des unvergessenen Bundestrainers.
Nachdem Hitzfeld die vielen Fußballfragen der Gefangenen beantwortet hatte, folgte eine Podiumsrunde. „Sepp Herberger hat damals in Bern die richtigen Stollen aufziehen lassen und mit seiner Mannschaft den ersten WM-Titel für Deutschland gewonnen. Aber mit seiner Idee, die integrative Kraft des Fußballs auch für die Resozialisierung inhaftierter Menschen zu nutzen, lag er mindestens genauso richtig“, betonte dabei DFB-Vizepräsident Dirk Janotta in Bruchsal. Seit 2008 hat die Stiftung Herbergers Herzensangelegenheit durch die Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ inhaltlich aufgewertet. Gemeinsam mit starken Partnern aus dem Justizbereich, der Bundesagentur für Arbeit sowie den DFB-Landesverbänden bildet Deutschlands älteste Fußballstiftung Netzwerke, um mit den Straftäter*innen Perspektiven für die Zeit nach der Haft zu entwickeln. „Die Initiative ‚Anstoß‘ ist ein großer Gewinn für den Jugendstrafvollzug in Baden-Württemberg“, sagte Justizminister Wolf. „Sepp Herberger ist für viele Menschen, die sich strafbar gemacht haben, ein Wegbereiter in eine bessere Zukunft.“
Anstaltsleiter Thomas Weber weiß: „Der Fußball spielt eine herausragende Rolle bei der Resozialisierung.“ Daher findet regelmäßig ein Fußballturnier in der JVA Bruchsal statt. Unterstützung gibt’s dabei von Fußballvereinen aus der Umgebung. Clubs wie der SV 62 Bruchsal, Germania Forst oder auch schon Jugendteams des KSC spielten mit und gegen die Häftlinge. Dafür überreichte Helmut Sickmüller eine Sepp-Herberger-Urkunde. Das Engagement im Doppelpass mit dem Badischen Fußballverband soll künftig weiter ausgebaut werden. Dazu trägt auch ein neuer Kunstrasenplatz bei, der eingeweiht wurde.
Zum Abschluss wurde Fußball gespielt – ganz im Sinne des Alt-Bundestrainers also. Am Ende waren sich alle einig: es war ein besonderer Tag, an einem besonderen Ort, der an einen besonderen Menschen erinnerte: Sepp Herberger bleibt nicht nur in Bruchsal unvergessen. Und sein Wirken lebt in der ihm gewidmeten Stiftung fort.