Klingenmünster – Bei der Nikolauskapelle in Klingenmünster hat die Burg Landeck-Stiftung, die sich im Auftrag des Bezirksverbands Pfalz um das Kleinod kümmert, drei Geschichtstafeln angebracht. Sie verweisen auf die Bewohner des einstigen, unmittelbar danebenliegenden Magdalenenhofs aus dem 15. Jahrhundert, der 1964 abgerissen wurde: Franz und Peter Albert Decker sowie Johannes und Jacob Klein.
Franz Decker, 1843 in Eschbach bei Klingenmünster geboren, wohnte ab 1866 im Magdalenenhof und war als Lehrer in der nahen Kreisirrenanstalt (heute Pfalzklinikum) tätig, die drei Jahre zuvor gegründet wurde. Nach dem Tod seiner ersten Frau im Jahr 1890 heiratete er in zweiter Ehe 1891 Dora Gudden, die Nichte des Leibarztes von König Ludwig II., Prof. Bernhard von Gutten. Bereits 1882 gebar ihm seine erste Frau Emma auf dem Magdalenenhof Sohn Peter Albert, der in München Jura studierte. Anschließend trat dieser in den höheren Verwaltungsdienst im Bayerischen Staatsministerium des Innern am Bezirksamt Landau ein. Albert Decker gründete unter anderem die Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. Nachdem er sich in der Zeit des Nationalsozialismus weigerte, in die NSDAP einzutreten, wurde er in den Ruhestand versetzt, nach dem Zweiten Weltkrieg rehabilitiert und zum Senatspräsidenten am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ernannt. 1954 wurde er Mitglied der Wissenschaftlichen Kommission für Wahlrechtsreform im Bundesministerium des Innern und von 1956 bis 1958 beratendes Mitglied der Deutschen Atomkommission. Nebenher betätigte er sich als Historiker und starb 1967 in München; Klingenmünster ernannte Albert Decker zum Ehrenbürger.
Johannes Klein wurde 1845 auf dem Magdalenenhof in bescheidenen Verhältnissen geboren. Aufgrund zweier Stipendien und der Förderung durch Dr. Hermann Dick, dem Gründungsdirektor der Kreisirrenanstalt, konnte er in München und Karlsruhe eine Ausbildung zum Maschinenbauingenieur absolvieren. Zunächst arbeitete er in der Dinglerschen Maschinenfabrik in Zweibrücken, dann in der Kühnleschen Maschinenfabrik in Frankenthal, bevor er dort 1871 die Firma Klein, Schanzlin und Becker (KSB) gründete, die nach und nach zu einem großen Unternehmen wuchs. Zahlreiche Patente erwarb der Tüftler im Laufe seines Lebens. 1917 starb er an den Folgen einer Lungenembolie. Da Johannes Klein keine Kinder hatte, trat sein Bruder Jacob die Nachfolger an, der 1869 ebenfalls im Magdalenenhof geboren wurde. Er studierte Maschinenbau an der Technischen Hochschule in Karlsruhe und Berlin und übernahm 1894 in der KSB zunächst die Position des Betriebsleiters, 1905 dann die Gesamtverantwortung. Er starb 1945 in Klingenmünster. Nachfolger wurde Otto Kühborth, der Mann seiner Großnichte, den er adoptierte. Otto Klein-Kühborth überführte sein Erbe in die gemeinnützige KSB-Stiftung. Die KSB-Gruppe ist heute ein internationaler Konzern und führender Hersteller von Pumpen, Armaturen und zugehörigen Systemen mit rund 15.000 Beschäftigten und Montage- und Produktionsstandorten in 16 Ländern. Johannes und Jacob Klein sind ebenfalls Ehrenbürger von Klingenmünster.
Die spätromanische Nikolauskirche wurde ab 1190 erbaut und ist fast noch im Originalzustand erhalten. Das einschiffige Innere besteht aus einem in zwei Joche geteilten Hauptraum und einem Chor. An einigen Stellen sind noch Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert erkennbar, wie zum Beispiel der heilige Nikolaus mit kniender Stiftergestalt sowie der Heilige Michael, der mit einem Kreuzstab einen Drachen ersticht. Eine 48-seitige Broschüre „Nikolauskapelle und ehemaliger Magdalenenhof“ vermittelt detaillierte Informationen über das Anwesen und seine interessante Geschichte. Sie ist zum Preis von sieben Euro inklusive Versand bei der Burg Landeck-Stiftung erhältlich und kann unter burglandeck-stiftung@web.de bestellt werden.